Liveticker zum Brexit-Referendum +++ Das geschah am Freitag, 24.06.2016 (Teil II) +++
25.06.2016, 00:58 UhrDer Tag nach dem Brexit-Referendum ist vorbei. Noch ist in keiner Weise absehbar, welche Folgen der EU-Austritt Großbritanniens haben wird, aber klar ist: Das einschneidende Ereignis wird uns die kommenden Wochen, Monate und Jahre in all seinen Facetten beschäftigen. Die Entwicklungen verlieren nun aber an Tempo, sodass wir den Liveticker an dieser Stelle beenden. Auf n-tv.de finden Sie selbstverständlich weiterhin alles Wichtige zum Thema.
Falls Sie die beiden Tage noch einmal Revue passieren lassen möchten:
Hier finden Sie den Liveticker…
Gute Nacht!
+++ 00:43 Verheugen kritisiert EU-Staatschefs +++
Der frühere EU-Kommissar Günter Verheugen übt scharfe Kritik an den europäischen Staats- und Regierungschefs. Ihre Tatenlosigkeit sei für die gegenwärtige Situation mitverantwortlich, sagte er dem MDR. "Ich muss leider sagen, dass unsere Staats- und Regierungschefs die Zeit bisher nicht gefunden haben, eine wirklich ernsthafte Reform der Europäischen Union auf den Weg zu bringen", sagte Verheugen. "Und jetzt müssen sie es. Wenn sie es jetzt nicht tun, dann fliegt uns das ganze Projekt um die Ohren."
+++00:19 Dijsselbloem: Banken werden London verlassen +++
Bislang hat das Finanzzentrum London gerne damit geworben, ein idealer Standort für Banken zu sein, die Geschäfte mit Europa machen wollen. Das dürfte der Vergangenheit angehören: Der Austritt Großbritanniens aus der EU wird nach Einschätzung von Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem den Exodus von Banken aus London antreiben. Außerdem dürfte der Zugang britischer Geldhäuser zum Binnenmarkt der Europäischen Union begrenzt werden, sagte der niederländische Finanzminister. Dies sei der Preis, den das Land für den Brexit bezahlen werde. Konkurrierende Finanzzentren in Europa, etwa Amsterdam oder Frankfrut, dürften dagegen profitieren.
+++ 23:50 Moody's droht Großbritannien mit Herabstufung +++
Die Rating-Agentur Moody's droht Großbritannien nach dem Brexit-Votum mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Moody's setzte den Ausblick auf "negativ" von zuvor "stabil". Moody's bestätigte jedoch die Kreditwürdigkeit Großbritanniens mit "AA1" - eine Note unter dem Bestwert "AAA". Das Ergebnis des Referendums bedeute eine Zeit der politischen Unsicherheit, die auf der mittelfristigen wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigkeit des Vereinigten Königreichs lasten werde, erklärte die Rating-Agentur. Wird das Rating herabgestuft, kann das höhere Kosten bei der Schuldenaufnahme zur Folge haben.
+++ 23:21 Anti-Brexit-Proteste in Glasgow, Edinburgh und London +++
Der britische Guardian berichtet von Anti-Brexit Protesten in mehreren Städten Großbritanniens, unter anderem Glasgow, Edinburgh und London. Hunderte seien zusammengekommen, um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Einige Dutzend Menschen haben nach Angaben der Zeitung vor dem Amtssitz des britischen Premierministers Cameron versammelt. Sie skandierten, sie seien ihrer Zukunft beraubt worden. Und: "Keine Grenzen! Kein Boris!"
+++ 23:06 Steinmeiers Mitarbeiter betrinken sich im Pub +++
Im Auswärtigen Amt in Berlin war der Tag nach dem Brexit-Referendum ein anstrengender. "Was für ein Tag!" postete das Amt auf Facebook. "Wir gehen jetzt jedenfalls in einen irischen Pub und betrinken uns. Ab morgen arbeiten wir dann wieder für ein besseres #Europa. Versprochen!". Was der Chef dazu sagt? Außenminister Steinmeier teilte den Beitrag auf seiner Facebook-Seite mit dem Kommentar: "Prost, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das habt ihr Euch verdient!"
+++ 22:47 Brexit beschert US-Börsen tiefe Einbrüche +++
Schwarzer Freitag an den US-Börsen: Mit scharfen Kursverlusten haben auch die Aktien an der Wall Street auf den Sieg der EU-Gegner beim Brexit-Referendum reagiert. Nach dem letztlich zu unrecht vorweggenommenen Optimismus an den vorangegangenen Handelstagen war der Schrecken umso größer. Der Ausgang des Referendums erwischte die meisten Anleger auf dem falschen Fuß. An der Wall Street schloss bei einem überdurchschnittlich starken Handelsvolumen der Dow-Jones-Index der Standardwerte 3,4 Prozent tiefer auf 17.400 Punkten. Der breiter gefasste S&P gab um 3,6 Prozent auf 2037 Stellen nach. Das ist der niedrigste Stand seit drei Monaten.
Einen ausführlichen Bericht zu den Reaktionen an den Börsen weltweit finden Sie hier.
+++ 22:24 Martin Schulz kritisiert Cameron scharf +++
Harte Worte Richtung London kommen von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz - er stört sich vor allem am Verhalten David Camerons. Schulz kritisiert scharf, dass Cameron angekündigt hat, erst im Oktober zurückzutreten. Dies sei "skandalös", sagte er der ARD. Damit werde "zum wiederholten Male ein ganzer Kontinent in Geiselhaft genommen für die parteiinternen Überlegungen der konservativen Partei Großbritanniens." Bereits als Cameron vor drei Jahren das Brexit-Referendum ankündigte, um parteiinterne Gegner ruhigzustellen, habe er einen "ganzen Kontinent verhaftet für seine taktischen Verhandlungen", sagte der EU-Parlamentspräsident. Nachdem Großbritannien nun entgegen seinem Wunsch für den Austritt aus der EU gestimmt habe, halte Cameron Europa erneut hin und wolle bis zum Parteitag der Konservativen im Oktober warten. "Man kann einen Parteitag auch morgen früh einberufen, wenn man das will", kritisierte Schulz.
+++ 22:01 Französische Zeitung wünscht Johnson "viel Glück" +++
Die französische Zeitung "Libération" wünscht Boris Johnson, dem Kopf der Brexit-Bewegung und einer der heißesten Anwärter auf die Nachfolge von David Cameron, "viel Glück". Das Augenzwinkern bei diesem Wunsch kann man sich dazudenken, wenn man sich die gelungene morgige Titelseite anschaut:
+++ 21:48 Kein Referendum über Zugehörigkeit Nordirlands +++
Kein Referendum über die Vereinigung von Irland: Die Regierungen der beiden Länder haben nach dem Brexit-Votum den Vorschlag der nordirischen Partei Sinn Féin abgelehnt, die Nordiren über eine Vereinigung mit Irland abstimmen zu lassen. Der irische Premierminister Enda Kenny sagte, es gebe "derzeit wesentlich wichtigere Fragen". Irische Medien berichteten, die Abgeordneten würden zu einer Dringlichkeitssitzung am Montag aus der Sommerpause zurückgerufen. Die Nordirlandministerin der britischen Regierung, Arlene Foster, wies den Vorschlag ebenfalls zurück. Die von London aus regierten Nordiren hatten bei dem Referendum mehrheitlich für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt.
+++ 21:29 USA: Keine Zweifel an TTIP +++
Die USA sehen in der Entscheidung der Briten für den EU-Austritt keinen Grund, den Nutzen des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP in Zweifel zu ziehen. "Die wirtschaftliche und strategische Sinnhaftigkeit von TTIP bleibt stark", erklärte der US-Handelsbeauftragte. Die US-Regierung und die EU-Kommission verhandeln bereits seit 2013 über das Freihandelsabkommen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den kommenden Monat angesetzt. Sollte das Abkommen zustande kommen, wäre Großbritannien als Folge des Brexit zumindest nicht mehr unmittelbar in die Freihandelsregelungen einbezogen.
+++ 21:01 Steinmeier setzt auf Zusammenarbeit +++
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier setzt im absehbaren EU-Austrittsverfahren Großbritanniens auf Zusammenarbeit. In der ARD sagte der SPD-Politiker: "Wir müssen vor allen Dingen sehen, dass das jetzt ein gemeinsamer Entscheidungsprozess wird." Der Brexit sei nicht der Anfang vom Ende Europas, sondern vielmehr ein Anlass, Europa zu stärken. Bürger auch in Deutschland müssten gefragt werden, was sie "von diesem Europa" erwarten. Mit Großbritannien verliere die EU nicht nur ein Mitglied. "Wir verlieren Geschichte, Tradition, Weltoffenheit Englands", so Steinmeier.
+++ 20:48 Juncker: "Ich hätte den Scheidungsbrief gerne sofort" +++
Der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, drängt auf ein rasches EU-Austrittsverfahren. "Es macht keinen Sinn, dass wir bis Oktober warten, bis wir uns einig werden. Ich verstehe nicht, warum die britische Regierung bis Oktober braucht. Ich hätte den Scheidungsbrief gern sofort", sagte Juncker in der ARD. Er betonte, tieftraurig über die Entscheidung der Briten zu sein. Es gehe nun aber nicht darum, ein Exempel zu statuieren. Vielmehr gelte es nun, sich vernünftig über Austrittsmodalitäten und das künftige Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU zu unterhalten. "Es ist keine einvernehmliche Scheidung, aber es war ja auch nie ein enges Liebesverhältnis", so Juncker weiter. Die Briten hätten eine schlechte Entscheidung getroffen, die sie "eines Tages bedauern werden." Vor allem junge Briten würden unter dem Entschluss leiden, denn die hätten zu einem großen Teil für einen EU-Verbleib gestimmt. Junckers nüchternes Fazit: "Das ist kein guter Tag für Europa, aber wir müssen weitermachen."
+++ 20:30 Immobilienpreise in Großbritannien fallen +++
Es ist unklar, welche Folgen genau der Brexit für die Wirtschaft des Landes haben wird - und auch für die Weltwirtschaft. Experten rechnen aufgrund dieser Unsicherheit damit, dass die Immobilienpreise in Großbritannien drastisch fallen werden, weil potenzielle Käufer abwarten die wirtschaftlichen Konsequenzen des EU-Austritts abwarten. Ein Londoner Immobilenmakler sagte der "Financial Times": "Ein durchschnittliches Wohnhaus im Vereinigten Königreich wird bis zum Ende des Jahres vermutlich rund 20.000 Pfund weniger wert sein als zu Jahresbeginn."
+++ 20:04 Bekommt Schottland ein eigenes Olympia-Team? +++
Für Sportökonom und Ruder-Olympiasieger Wolfgang Maennig könnte der Brexit im internationalen Sport schon bald deutliche Auswirkungen zeigen. "Ich glaube, dass Schottland nach einem erneuten Referendum Großbritannien verlassen wird und es dann eine schottische Olympiamannschaft gibt", sagte der Hamburger Wissenschaftler. In einem ersten Referendum hatte sich Schottland im September 2014 mit 55,3 Prozent der Stimmen für den Verbleib im Vereinigten Königreich ausgesprochen. Doch durch den Brexit, den die Mehrheit der Schotten ablehnte, ist eine neue Situation entstanden. Regierungschefin Nicola Sturgeon kündigte bereits eine neue Bürgerbefragung an.
+++ 19:56 Greenspan: Griechenland wird nicht viel länger bleiben +++
Alan Greenspan, früherer Chef der US-Notenbank Fed hält das Brexit-Votum der Briten mit Blick auf die Weltkonjunktur nur für die "Spitze des Eisbergs". Dem US-Sender CNBC sagte er, es gebe darüber hinaus größere Probleme. "Die globale Konjunktur steckt in ernsten Schwierigkeiten", so Greenspan wörtlich. Die Ablehnung des Status Quo durch die Briten sei zurückzuführen auf eine "massive Verlangsamung" der Wachstumsraten der Realeinkommen, quer über Europa zu beobachten. Das schaffe ernste politische Probleme, die nicht einfach zu lösen seien. Hinter der Wachstumsverlangsamung stecke ein Rückgang der Arbeitsproduktivität. Die Regierungen müssten die Ansprüche senken, um darauf zu reagieren. Das größte Problem sei nicht eine Rezession, sondern Stagnation. "Die Eurozone ... scheitert", so Greenspan weiter. "Griechenland hat richtig Ärger und wird nicht viel länger im Euro bleiben, unabhängig davon, was gerade passiert". Auf die Frage, was er als Fed-Chef tun würde, sagte Greenspan: "Ich würde mir Sorgen machen".
+++ 19:37 Renzi trifft Hollande in Paris +++
Erst Paris, dann Berlin: Nach dem Brexit-Votum trifft Italiens Regierungschef Matteo Renzi den französischen Präsidenten François Hollande. Renzi wird zu einem informellen Abendessen in Paris erwartet. Die beiden Sozialdemokraten reisen am Montag auch zu Kanzlerin Angela Merkel nach Berlin, um über die Konsequenzen aus der britischen Entscheidung zum Ausstieg aus der Europäischen Union zu sprechen. Zuvor empfängt Hollande am Vormittag EU-Ratspräsident Donald Tusk in Paris.
+++ 19:14 Seehofer enttäuscht über Votum der Briten +++
Was sagt eigentlich Horst Seehofer zum EU-Austritt der Briten? "Es ist ein historischer Tag", erklärt der bayrische Ministerpräsident vor einer Klausurtagung der CDU/CSU in Potsdam. Er ist enttäuscht über das Votum der Briten. Dabei soll auch der Brexit diskutiert werden - in Ruhe, wie der Politiker betont. Neben der Brexit-Aufarbeitung versuchen die Schwesterparteien nach den monatelangen Streitereien wegen der Flüchtlingspolitik einen Burgfrieden zu schließen. Gefragt, ob die Deutschen auch über die Mitgliedschaft in der EU entscheiden sollten, antwortete Seehofer, dass sich diese Frage nicht stelle. "Die Deutschen sind ganz mehrheitlich für die EU. Aber sie wollen eine bessere EU."
+++ 18:50 "Statistisch schon 950 Brexit-Befürworter gestorben" +++
Beim Brexit-Referendum gab es ein starkes Altersgefälle: Vor allem ältere Menschen votierten für den Austritt aus der EU, während junge Briten für einen Verbleib stimmten. "Die ältere Generation stimmte für eine Zukunft, die die Jüngeren nicht wollen", heißt es in einem Tweet zu dieser Statistik. Die Reaktionen darauf sind sarkastisch. "Statistisch gesehen sind schon 950 der Brexit-Befürworter gestorben", schrieb beispielsweise ein Nutzer auf Twitter. Ein anderer meinte: "Juchuhhh. Wir sind alle bald tot und es ist die nächste Generation, die leiden wird. Habt einen tollen Tag :)". Und das sind die Zahlen: In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen waren 27 Prozent für den Brexit, bei der ab 65-Jährigen 60 Prozent.
Weitere Reaktionen junger Briten finden Sie hier.

+++ 18:26 Tausende wollen EU-Verbleib für London +++
Nach dem Votum für einen Brexit haben sich zehntausende Londoner für einen Verbleib ihrer Stadt in der EU ausgesprochen. Über 46.000 Menschen unterzeichneten bis Freitagabend eine Petition auf der Online-Plattform change.org, in der Bürgermeister Sadiq Khan aufgefordert wird, die Hauptstadt für unabhängig zu erklären und ihren EU-Beitritt zu beantragen. Im Gegensatz zur Mehrheit der Briten haben 60 Prozent der Londoner gegen den EU-Austritt gestimmt. "London ist eine internationale Stadt, und wir wollen im Herzen Europas bleiben", heißt es in der Petition: "Machen wir uns nichts vor - der Rest des Landes ist anderer Meinung. Deshalb sollten wir, statt bei jeder Wahl künftig passiv-aggressiv gegeneinander zu stimmen, die Scheidung vollziehen und mit unseren Freunden auf dem Kontinent zusammenziehen".
+++ 17:57 Steinmeier macht britischer Regierung Vorwürfe +++
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier macht der britischen Regierung schwere Vorwürfe - er ist der Ansicht, in London habe man die EU-Mitgliedschaft "leichtfertig verspielt". Das sagt er im ZDF. Er erinnert daran, dass das Referendum seinen Ursprung in Auseinandersetzungen innerhalb der konservativen Regierungspartei des britischen Premierministers David Cameron hat. "Die Regierung (hat) mit dem europäischen Schicksal gespielt und hat verloren", sagte er. Die Haltung zur Europäischen Union sei innenpolitisch instrumentalisiert worden.
+++ 17:38 Clinton: Brexit-Folgen für US-Wirtschaft eingrenzen +++
Hillary Clinton, voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, will die negativen Folgen des Brexit auf die US-Wirtschaft so gut wie möglich eingrenzen. "Unsere wichtigste Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die ausgelösten wirtschaftlichen Unsicherheiten Arbeiterfamilien hier in den USA nicht schaden", erklärte Clinton. Die frühere Außenministerin sagte, die "special relationship" zwischen Großbritannien sowie der transatlantischen Allianz und den USA sei weiterhin unverbrüchlich. Mit Blick auf ihren republikanischen Konkurrenten Donald Trump sagte sie, die durch den Brexit entstandene Unsicherheit mache deutlich, dass das Weiße Haus ruhige, beständige und erfahrene Führung brauche.
+++ 17:17 VW will an britischen Tochterfirmen festhalten +++
Volkswagen -Chef Matthias Müller will trotz des EU-Austritts von Großbritannien an seinen britischen Töchtern, zu denen unter anderem Bentley gehört, festhalten. Das sagte er dem "Handelsblatt". Volkswagen wolle nun mit der Regierung in London zusammenarbeiten, "um eine positive Zukunft für unser Unternehmen sicherzustellen".
+++ 16:57 "Spiegel" stoppt Druckmaschine für Brexit-Titel +++
So etwas kommt ungefähr so oft vor, wie dpa eine "Blitz"-Meldung verschickt. Offenbar hatte man im Pressehaus des "Spiegel" nicht mit einem Brexit gerechnet. Nachdem das Ergebnis des Referendums bekanntwurde, ließ der Chefredakteur die Maschinen anhalten, die gerade die neue Ausgabe für Samstag druckten. 350.000 Exemplare werden eingestampft, der neue Titel lautet "Europa ist tot - Es lebe Europa?"
+++ 16:46 Wales-Trainer vor Achtelfinale: Noch sind wir in Europa +++
Vor dem EM-Achtelfinale gegen den britischen Rivalen Nordirland will Wales-Trainer Chris Coleman keinen Gedanken an den Brexit verschwenden. "Noch sind wir in Europa. Über alles andere reden wir, wenn wir zuhause sind", sagt der Coach. Der Fokus seines Teams liege auf dem Fußball, fügte Coleman hinzu. Nach dem 1:2 gegen England in der Gruppenphase warnte der Trainer seine Mannschaft davor, in der zweiten "Battle of Britain" an diesem Samstag zu emotional zu agieren. "Sie sind unser Gegner, spielen in andersfarbigen Trikots. Woher die kommen, ist irrelevant", sagte er.
+++ 16:35 Großbritannien wird keine roamingfreie Zone +++
Auf jeden Fall freuen können sich die Mobilfunkanbieter: Ab dem kommenden Jahr sollen EU-weit die Roaminggebühren im Ausland fallen. Wenn Großbritannien austritt, können dort dann wieder Gebühren verlangt werden.
+++ 16:26 Was wird aus den Erasmus-Studenten? +++
Werden junge Briten in Zukunft das europäische Austauschprogramm Erasmus noch nutzen können? "Das britische Votum gegen die Mitgliedschaft in der EU wird erhebliche Auswirkungen auf die Mobilität von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben", erklärt die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Margret Wintermantel. "Ob es künftig noch möglich ist, ein Erasmus-Studium oder Praktikum in Großbritannien zu absolvieren, ist Gegenstand der anstehenden Verhandlungen." Die Teilnahme eines Landes am Programm ist derzeit aber nicht an die Mitgliedschaft in der EU gekoppelt. Für Austauschstudenten, die nach Großbritannien gehen, könnte es aber teuer werden, weil zumindest keine Erasmus-Stipendien mehr möglich sein werden.
+++ 16:14 Sarkozy hält Neugründung der EU für nötig +++
Frankreichs konservativer Parteichef und Ex-Präsident Nicolas Sarkozy fordert einen neuen EU-Vertrag. Die Frage einer weitreichenden Neugründung der Europäischen Union sei dringend, so Sarkozy. Die Entscheidung der Briten gegen die EU-Mitgliedschaft reflektiere eine starke Ablehnung eines Europas, wie es derzeit funktioniert. "Was das britische Volk gesagt hat, hätten auch andere Völker sagen können."
+++ 16:05 Gerücht: Vorschlag einer "flexiblen EU" diskutiert +++
Deutschland und Frankreich wollen beim Außenministertreffen an diesem Samstag in Berlin nach Angaben aus Diplomatenkreisen gemeinsame Vorschläge zur Zukunft der EU nach dem Brexit vorlegen. Dabei werde anerkannt, dass manche EU-Staaten den Weg einer immer engeren Union nicht in allen Schritten mitgehen wollten, bestätigte ein Diplomat einen Vorabbericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein französischer Kollege Jean-Marc Ayrault hielten eine "flexible Union" für vorstellbar.
+++ 15:51 Reaktionen der Briten III: Enttäuschte Jugend +++
Eine Bevölkerungsgruppe in Großbritannien fühlt sich beim Brexit-Referendum ganz übergangen: Die Jugendlichen, die noch nicht das Wahlrecht haben und für die die Entscheidung weitreichende Auswirkungen hat. Vor dem Parlament in London demonstrierte eine Gruppe bereits mit Plakaten und Pappen, auf denen sie sich darüber beklagen, dass 16- und 17-Jährige nicht wählen dürfen. Womöglich ware das Ergebnis ein anderes gewesen. Für die jungen Leute besonders bitter: Unter den Brexit-Befürwortern waren überdurchschnittlich viele ältere Menschen.
Hier finden Sie einen Text zur Wählerstatistik.
+++ 15:30 Reaktionen der Briten II: "Unabhängigkeit!" +++
Für das Pro-Brexit-Lager ist der 23. Juni schon jetzt ein Feiertag.
+++ 15:23 Reaktionen der Briten I: Was haben wir getan? +++
Rund 48 Prozent der Briten haben nicht für den Brexit gestimmt. Und offenbar bereuen auch ein paar ihre Entscheidung, für den Austritt gestimmt zu haben, jetzt schon wieder. Darüber berichtet der "Standard". Im Netz schlägt sich das mit dem Hashtag #WhatHaveWeDone nieder.
+++ 15:13 IWF-Chefin fordert "sanften Übergang" +++
Der Internationale Währungsfonds ruft Großbritannien und die Europäische Union zur Zusammenarbeit auf, um nach dem Brexit einen "sanften Übergang" in eine neue wirtschaftliche Beziehung sicherzustellen. IWF-Chefin Christine Lagarde erklärte, London und Brüssel müssten Ablauf und Ziele des EU-Ausstiegs Großbritanniens klarstellen. Der IWF unterstütze die Bank von England und die Europäische Zentralbank darin, für die nötige Liquidität des Bankensystems zu sorgen und Schwankungen nach der Abstimmung zu begrenzen, erklärte Lagarde.
+++ 15:04 Putin will Wirtschaftspolitik umstellen +++
Der russische Präsident Wladimir Putin will, falls nötig, die Wirtschaftspolitik seines Landes ändern, um die ökonomischen Effekte des britischen EU-Austritts zu minimieren. In der Entscheidung der Briten spiegele sich die Unzufriedenheit mit der Zuwanderung, der europäischen Bürokratie sowie in Sicherheitsfragen und wider.
+++ 14:57 Gauck "tieftraurig" über Brexit +++
Bundespräsident Joachim Gauck ist enttäuscht von der Entscheidung der Briten für den EU-Austritt. "Am heutigen Tage respektiere ich zwar die Mehrheitsentscheidung der Bevölkerung in Großbritannien, aber mein Respekt ist doch verbunden mit tiefer Traurigkeit", sagte Gauck. Der Austritt der Briten sei aber "nicht der Anfang vom Ende der Europäischen Union". Der Brexit sei, "wo Reformen erforderlich sind, auch der Beginn eines neuen Zukunftsweges".
+++ 14:42 Englisches EM-Team: Kennen uns mit Brexit nicht aus +++
Das englische Nationalteam behält seine unpolitische Linie bei der Fußball-EM bei und will sich nicht zum Brexit äußern. "Ich denke, dass keiner von uns genug darüber weiß, um es zu kommentieren", sagte Stürmer Harry Kane. "Ich weiß nicht genug darüber, um besorgt zu sein. Und ich denke, den anderen geht es genauso." Die Konzentration liege auf dem Turnier, so der Torschützenkönig der Premier League.
+++ 14:31 Londons Bürgermeister: Europäer bleiben willkommen +++
Londons Bürgermeister Sadiq Khan betont, Europäer seien in der britischen Hauptstadt weiterhin willkommen. "Ich möchte eine besondere Botschaft an die beinahe eine Million in London lebenden Europäer aussenden, die einen enormen Beitrag zu unserer Stadt leisten, hart arbeiten, Steuern zahlen und zu unserer Gesellschaft beitragen: Sie sind willkommen hier."
+++ 14:24 Trump: Zerfall der EU hat begonnen +++
Ein weiteres Statement des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump: Mit der Brexit-Entscheidung habe vermutlich der Zerfall der EU begonnen. An den Beziehungen zwischen Großbritannien und den USA werde sich nichts ändern.
Hier lesen Sie noch einmal Trumps Reaktion zusammengefasst.
+++ 14:18 G7-Finanzminister beraten über Brexit-Folgen +++
Die G7-Finanzminister und die Gouverneure der Notenbanken beraten nach Angaben des Bundesfinanzministeriums zur Stunde über die Folgen des Brexits. Möglicherweise werde es danach eine Stellungnahme geben.
+++ 14:14 Britische Gewerkschaften fordern Aktionsplan +++
Die britischen Gewerkschaften fordern von der Regierung einen nationalen Aktionsplan. Damit sollen negative Folgen der Kurseinbrüche an den Finanzmärkten für die Wirtschaft abgefedert werden, sagt die Generalsekretärin des Trades Union Congress (TUC), Frances O'Grady.
+++ 14:03 Gauland: Merkels Flüchtlingspolitik ist Ursache für Brexit +++
Die AfD sieht in der Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel den Hauptgrund für den EU-Austritt Großbritanniens. "Ich glaube, Frau Merkel hat mit ihren offenen Grenzen die Briten aus der Europäischen Union vertrieben", sagte Partei-Vize Alexander Gauland. Die AfD wolle jetzt aber keine Kampagne für einen EU-Austritt Deutschlands starten. "Ich denke, die Briten haben sich für die direkte Demokratie entschieden. Ich glaube, dass es gut ist, dass sie das getan haben", fügte er hinzu. Trotzdem bedauere die AfD den Austritt Großbritanniens.
+++ 13:54 Renzi fordert Veränderung der EU +++
Europa muss sich verändern, damit es menschlicher und gerechter wird, sagt Italiens Regierungschef Renzi. "Aber Europa ist unser Zuhause, unsere Zukunft", schreibt der Ministerpräsident zur Brexit-Entscheidung auf Twitter und Facebook. Er habe inzwischen auch mit Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatspräsident Hollande telefoniert, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Außenminister Gentiloni spricht von einer "schwerwiegenden Entscheidung" des britischen Volkes und einem "schwierigen Moment" für die gesamte EU.
+++ 13:38 FDP: Merkel für Brexit mitverantwortlich +++
FDP-Chef Christian Lindner macht Bundeskanzlerin Merkel für die Entscheidung der Briten mitverantwortlich. "Die Briten haben sich gegen die von Angela Merkel beschworene Alternativlosigkeit entschieden", erklärt Lindner. Konkret kritisiert Lindner die Abhängigkeit, in die sich die EU in der Flüchtlingspolitik vom türkischen Präsidenten Erdogan begeben habe, sowie eine Aufweichung des EU-Stabilitätspakts. Von einem "Tag des europapolitischen Scheiterns von Angela Merkel", spricht FDP-Vize Wolfgang Kubicki. "Hätte Angela Merkel nur halb so viel Energie dafür verwandt, in Großbritannien für den Verbleib in der EU zu werben, als sie für die Besänftigung Erdogans in Ankara gebraucht hat, wäre zumindest die Chance größer gewesen, Großbritannien in der EU zu halten."
+++ 13:28 Griechisches Urlaubsresort tauscht keine Pfund mehr +++
Wie dieser Tweet zeigt, hat der Brexit schon erste konkrete Auswirkungen im Ausland. In einem griechischen Urlaubsresort wurde dieser Aushang fotografiert, der um Verständnis darum bittet, dass keine englischen oder schottischen Pfund mehr getauscht werden könnten. "Wir haben keinen offiziellen Wechselkurs von der Zentralbank erhalten", heißt es zur Erklärung.
+++ 13:21 Tsipras beklagt Vorurteile gegen Südeuropäer +++
Griechenlands Regierungschef Tsipras fordert mehr soziale Gerechtigkeit in der EU. "Wir brauchen eine neue Vision und einen Neustart für das Vereinigte Europa", sagt Tsipras. Das Ziel sei ein sozial gerechtes und demokratisches Europa. Die Entscheidung der Briten für den Austritt aus der EU sei "kein Blitz aus heiterem Himmel", sondern Folge des demokratischen Defizites in den Strukturen der EU, der harten Sparprogramme und der Vorurteile "faule Südländer - fleißige Nordeuropäer". Das Referendum im Vereinigten Königreich werde "entweder den Schlafwandler Europa wecken oder der Anfang eines sehr gefährlichen Kurses werden", betonte Tsipras.
+++ 13:08 Schottlands Premier erwägt neues Unabhängigkeitsreferendum +++
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon bringt ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands ins Gespräch. "Die Möglichkeit eines zweiten Referendums muss auf dem Tisch liegen und liegt auf dem Tisch", sagt Sturgeon. Wenn das schottische Parlament dem zustimme, werde die Gesetzgebung für ein zweites Referendum vorbereitet. In Schottland haben 62 Prozent der Wähler für einen Verbleib in der EU gestimmt.
+++ 12:56 Hollande: Europa ist mehr als ein großer Markt +++
Frankreichs Präsident François Hollande fordert ein Aufbäumen Europas. "Damit Europa voranschreiten kann, darf es nicht mehr so weitermachen wie bisher", sagt er. Die britische Entscheidung verlange es auch, sich hellsichtig die Mängel im Funktionieren Europas und den Vertrauensverlust der Völker in das von Europa verkörperte Projekt bewusst zu machen. "Europa ist eine große Idee, nicht nur ein großer Markt."
+++ 12:51 Merkel: "Es gibt nichts drumherumzureden" +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt ein ruhiges und nachdenkliches Statement im Kanzleramt ab: "Es gibt nichts drumherumzureden. Der heutige Tag ist ein Einschnitt für Europa", sagt Merkel. Welche Folgen er haben werde, hänge entscheidend davon ab, dass die anderen 27 Mitgliedsstaaten nun nichts überstürzen und die "Lage mit Ruhe und Besonnenheit analysieren". Merkel gibt ein Bekenntnis zur EU ab, äußert sich aber wie viele andere Politiker nachdenklich dazu, dass die Staatengemeinschaft offenbar nicht die Erwartungen der Bürger erfüllt. Merkel nennt die EU einen Garant für Frieden, Wohlstand und Demokratie. Deshalb müsse man bei allen weiteren Schritten auch historisches Bewusstsein zeigen. Für nächsten Montag hat sie EU-Ratpräsident Tusk, Frankreichs Präsident Hollande und Italiens Regierungschef Renzi nach Berlin eingeladen. Merkel betont: Die Austrittsverhandlungen mit Großbritannien werden Jahre dauern. Bis dahin bleibt es Mitglied der EU mit allem, was dazugehört. "Die EU ist stark genug um die richtigen Antworten zu geben", schließt Merkel ihre Stellungnahme.
Ausführlicher Bericht über Merkels Brexit-Statement
+++ 12:17 Boris Johnson bedauert Camerons Rücktritt +++
Boris Johnson, Ex-Bürgermeister von London und einer der Fühgrungspersönlichkeiten der "Leave"-Bewegung meldet sich bei einer Pressekonferenz zu Wort. Erwartungsgemäß dankt er dem britischen Volk für die Entscheidung und sagt, ein Referendum sei die einzige Möglichkeit gewesen, über eine so wichtige Frage abstimmen zu lassen. Den Rücktritt des amtierenden Premiers David Cameron bedauert er jedoch.
+++ 11:59 Spanien will Gibraltar zurück +++
Gibraltar, die zu Großbritannien gehörende Halbinsel in Südspanien, hat mehrheitlich für einen EU-Verbleib gestimmt. Der spanische Außenminister José Manuel Garcia Margallo schlägt nun eine britisch-spanische Ko-Souveränität für Gibraltar vor. Aber nur auf Zeit - nach einer Übergangszeit solle das Gebiet dann an Spanien zurückgegeben werden.
Den ersten Teil des Livetickers vom 24. Juni finden Sie hier.
Den Liveticker mit allen Entwicklungen vom 23. Juni finden Sie hier.
Quelle: ntv.de, nsc/fma/jve