Politik

Bundeswehr in Afghanistan De Maizière bekräftigt Einsatz

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"Die Taliban hätten leichtes Spiel": Verteidigungsminister Thomas de Maizière

(Foto: dapd)

Erneut stirbt ein deutscher Soldat in Afghanistan in einer Sprengfalle. Verteidigungsminister De Maizière ist davon überzeugt, dass die Strategie der Bundeswehr richtig ist. "Gewalt darf man nicht weichen", sagt er. Drei Anschläge der Taliban gab es in den vergangenen neun Tagen. Die Bilanz: Insgesamt vier Tote und ein Dutzend verwundete Soldaten.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich erschüttert über den jüngsten Anschlag gegen die Bundeswehr in Nordafghanistan mit einem getöteten deutschen Soldaten gezeigt. "In unseren Gedanken und den Gebeten sind wir bei dem Gefallenen, seiner Familie und seinen Angehörigen", sagte de Maizière bei einer Pressekonferenz auf dem Evangelischen Kirchentag in Dresden. Die Nachricht vom Tod des Soldaten erschüttere alle.

Gleichwohl werde die Bundeswehr ihren Einsatz in Afghanistan unvermindert fortsetzen: "Vor Gewalt darf man nicht weichen", sagte de Maizière. "Wenn wir jetzt gingen, würde das Vertrauen und das Selbstvertrauen der Afghanen erst recht erschüttert. Die Taliban hätten dann leichtes Spiel." Die Strategie der Bundeswehr in Afghanistan sei richtig, gerade im Norden Afghanistans würden die Taliban an Boden verlieren. Den Taliban bleibe deswegen nur noch "das besonders perfide Mittel von Terror und Sprengstoffanschlägen". Die Anschläge gäben gleichwohl Anlass zur Sorge.

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Der Kampfpanzer vom Typ "Marder" soll nach dem Bericht zerstört worden sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zuvor war in Nordafghanistan erneut ein Deutscher gefallen. Bei einem Sprengstoffanschlag in der Provinz Baghlan wurden außerdem zwei Bundeswehrsoldaten schwer und drei weitere leicht verletzt. In der Unterrichtung des Einsatzführungskommandos ans Parlament hieß es: "Bei dem Anschlag wurde ein Schützenpanzer Marder zerstört." Der Soldat ist der vierte getötete Deutsche in Afghanistan in nicht einmal zehn Tagen.

Taliban bekennen sich

Zu dem Anschlag kam es um 9.54 Uhr Ortszeit (07:24 Uhr MESZ) 36 Kilometer südlich von Kundus. Die Verletzten wurden per Hubschrauber ins Feldlazarett nach Kundus gebracht. Der getötete Soldat sei noch "am Anschlagsort gefallen", hieß es in der Unterrichtung für die Abgeordneten. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

Der Gefallene stammt aus einer Einheit in Nordrhein-Westfalen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die zum Teil schwer verwundeten Soldaten befinden sich demnach in Rettungszentren in Kundus und Masar-i-Scharif.

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Die Opfer vom vergangenen Samstag wurden bereits in die Heimat überführt.

(Foto: dapd)

Erst am vergangenen Samstag waren bei einem Anschlag am Sitz des Gouverneurs der Provinz Tachar zwei deutsche Soldaten getötet und sechs weitere verletzt worden. Unter den Verletzten des Anschlags von Talokan ist der deutsche Regionalkommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf für Nordafghanistan, General Markus Kneip. Eine Soldatin wurde schwer verwundet und befindet sich weiter in einem kritischen Zustand, aber nicht mehr in akuter Lebensgefahr.

Am Mittwoch vergangener Woche war außerdem bei einem Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille in der Provinz Kundus ein Bundeswehrsoldat getötet worden. Ein weiterer Soldat und ein afghanischer Übersetzer waren bei der Attacke verletzt worden.

Fünf einheimische Polizisten festgenommen

Im Zusammenhang mit dem Anschlag in Talokan wurden unterdessen fünf einheimische Polizisten festgenommen. Ein Offizier sowie vier einfache Polizisten stünden im Verdacht, die Attentäter unterstützt zu haben, sagte Tachars Vize-Polizeichef Hadschi Abdul Salam. Die Verdächtigen hätten den Sitz des Gouverneurs schützen sollen, in dem am Samstag nach Ermittlungen der Isaf und des afghanischen Geheimdienstes NDS ein Sprengsatz ferngezündet worden war.

Zuvor hatte die Isaf bereits mitgeteilt, dass ein mutmaßlicher Unterstützer der Attentäter gefasst worden sei. Bei ihm handele es sich um einen Anhänger der Islamischen Bewegung Usbekistans (IMU). Bei dem Attentat waren neben den Bundeswehrsoldaten auch mehrere Afghanen ums Leben gekommen, darunter der Polizeichef für Nordafghanistan, Daud Daud.

Trauerfeier am Freitag

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Die Särge der zwei in Afghanistan getöteten Soldaten kommen in Deutschland an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kneip führt seit Februar die Internationalen Schutztruppe in Nordafghanistan. Ob er bei der Trauerfeier für die beiden getöteten Bundeswehrsoldaten an diesem Freitag in Hannover teilnehme, sei noch nicht klar. "Es ist ihm ein Herzensanliegen und er möchte gerne dabei sein", sagte der Sprecher. Er werde dies nach seinem Gesundheitszustand entscheiden. Der Generalmajor soll rund drei Wochen im Krankenhaus bleiben. Kneip sei aus Afghanistan ausgeflogen worden, weil es in Koblenz bessere Möglichkeiten gebe, ihn zu versorgen.

Die ISAF meldet erstmals nach dem Anschlag einen Fahndungserfolg. Bereits am Montag seien ein Unterstützer der Attentäter von Talokan und mehrere weitere Männer in der Stadt Masar-i-Scharif festgenommen worden. Die Aktion führten afghanische Sicherheitskräfte durch. Der Mann sei Anhänger der Islamischen Bewegung Usbekistans (IMU). Er habe laut ISAF der Führung der IMU in Pakistan Berichte über die Schäden des Anschlags übermittelt.

 

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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