"Bildungsstreik 2009" Demos in 70 Städten
16.06.2009, 18:32 UhrMit Vorlesungsboykotts, alternativen Vorlesungen und symbolischen Besetzungen fordern Studenten und Schülern mehr Geld für die Bildung, Änderungen bei Studiengängen und die Abschaffung von Studiengebühren.

Schüler und Studenten demonstrieren in der Innenstadt von Gießen gegen die Bildungspolitik. Rund 700 Teilnehmer gehen für bessere Lehr- und Lernbedingungen auf die Straße.
(Foto: dpa)
Mit Kundgebungen und Demonstrationen in mehr als 70 Städten sollen am Mittwoch die bundesweiten Proteste von Studenten und Schülern ihren Höhepunkt erhalten. Nach Angaben des Aktionsbündnisses wurde der "Bildungsstreik 2009" mit weiteren symbolischen Besetzungen von Hochschulgebäuden - unter anderem an der FU Berlin, in Göttingen, Halle, Hannover, Heidelberg, Jena und Köln - fortgesetzt. Unter dem Motto "Schule macht krank" wurde ein Münchner Gymnasium "unter Quarantäne" gestellt. Schüler in Schutzanzügen verteilten Flugblätter. Ausschreitungen wurden von keiner Aktion bekannt.
Die Studenten fordern deutliche Veränderungen bei den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen, die mit der vor zehn Jahren verabredeten Bologna-Reform eingeführt worden waren. Die Reform soll die Studienstruktur in Europa und den angrenzenden Staaten vereinheitlichen. Die neuen viel kürzeren Studiengänge ließen aber keine Zeit für vertiefende Studien zu, heißt es in den Aufrufen. Zudem richtet sich der Protest gegen die in sechs unionsgeführten Bundesländern eingeführten Studiengebühren. Die Schüler wenden sich bei ihren Aktionen gegen die "überhastet eingeführte Schulzeitverkürzung" bis zum Abitur sowie gegen ein aus ihrer Sicht überholtes Notensystem.
"Freie Bildung" wird gefordert
In Berlin besetzten Studierende das Präsidium der Freien Universität und hingen Transparente wie "Freie Bildung" aus den Fenstern. An einer Vollversammlung nahmen nach Angaben der Veranstalter rund 1300 Studierende und Hochschulmitarbeiter teil. Mehrere Hochschulrektoren haben offen Verständnis für den studentischen Protest bekundet, so jetzt auch der Präsident der Universität München, Bernd Huber.
Straßenblockaden und ...
In Gießen blockierten Schüler und Studenten für 20 Minuten eine Innenstadtkreuzung. Es kam zu Verkehrsbehinderungen, sagte ein Polizeisprecher. Aus Freiburg wurden kleinere "spontane" Demonstrationen gemeldet.
... "Banküberfälle"
Für Donnerstag hat das Aktionsbündnis in neun Städten symbolische "Banküberfälle" angekündigt. Damit soll deutlich gemacht werden, dass der Staat zwar innerhalb weniger Tage Milliarden zur Rettung der Banken aufbringen könne, nicht aber für die Bildung, heißt es in dem Aufruf. Die Aktionen sollen in München, Berlin, Würzburg, Flensburg, Köln, Dresden, Freiburg, Rostock und Bielefeld stattfinden. Zugleich haben die Protestler die an diesem Tag in Berlin tagende Kultusministerkonferenz um ein zweistündiges Gespräch gebeten.
Quelle: ntv.de, dpa