Politik

"Neue Schäden und Baustellen" Der Papst im Heiligen Land

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit einer erneuten Verurteilung des Holocaust und einem Aufruf zum Frieden im Heiligen Land hat Papst Benedikt XVI. seine Nahost-Reise beendet. Vor seinem Abflug aus Tel Aviv nach Rom warb das Kirchenoberhaupt nochmals für einen eigenständigen Palästinenserstaat. Der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte sich enttäuscht über den Papst-Besuch, der neue "Irritationen" hinterlassen habe.

Vor seinem Abflug sagte der Papst auf dem Ben-Gurion-Flughafen nahe Tel Aviv, der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem am Montag sei einer der "feierlichsten Momente" seines Besuchs im Heiligen Land gewesen. Er habe sich dabei an seinen Besuch im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor drei Jahren erinnert. "Dort wurden so viele Juden (...) brutal von einem gottlosen Regime vernichtet, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitet hat", sagte Benedikt XVI. Er betonte, dieses "entsetzliche Kapitel der Geschichte" dürfe "niemals vergessen oder geleugnet werden".

Enttäuschende Rede

Bereits zum Auftakt seines Israel-Besuchs am Montag hatte der Papst den Holocaust verurteilt und sich gegen das Vergessen ausgesprochen. Nach seinem Besuch in Jad Vaschem war er aber unter anderem dafür kritisiert worden, sich als Deutscher und Katholik nicht für die Judenvernichtung entschuldigt zu haben. Parlamentspräsident Reuven Rivlin hatte gesagt, die Rede sei nicht das gewesen, was Juden von einem Mann hätten hören wollen, der als Jugendlicher Mitglied der Hitlerjugend gewesen sei und später in der Wehrmacht gedient habe. Der Vatikan hatte bereits Anfang des Jahres mit der Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Richard Williamson für Empörung gesorgt und das Verhältnis zu Israel belastet.

Ruf nach der Zwei-Staaten-Lösung

In seiner Abschiedsrede wiederholte der Papst auch seine Forderung nach einem eigenständigen Palästinenserstaat. "Möge die Zwei-Staaten-Lösung Wirklichkeit werden", sagte er. Außerdem müsse Israels Existenzrecht und sein Recht auf Frieden und Sicherheit von allen anerkannt werden. "Erlauben Sie mir, an alle Völker dieser Gebiete zu appellieren: Genug Blutvergießen, genug Schlachten, genug Terrorismus, genug Krieg." Benedikt XVI. hatte sich während seiner Nahost-Reise zudem für ein Ende der Blockade des Gazastreifens sowie gegen Israels Bau einer Sperranlage zum Westjordanland ausgesprochen.

Einheit der Christen ersehnt

Am letzten Tag seiner Reise besuchte der 82-jährige Papst die Grabeskirche in Jerusalem. "Als Christen wissen wir, dass der Friede, nach dem sich dieses von Kämpfen zerrissene Land sehnt, einen Namen hat: Jesus Christus", sagte der Papst dort. Bei einem Treffen mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilus III. forderte Benedikt XVI., die Anstrengungen für eine Einheit der Christen zu verdoppeln.

Verabschiedet wurde Benedikt XVI. von Israels Staatschef Schimon Peres. Er dankte dem Papst für seine Worte zum Holocaust in Jad Vaschem. Zudem unterstrich er die Gefahr des religiösen Fanatismus. Politische und geistliche Führer müssten verhindern, "dass Terroristen die Religiosität als Geisel nehmen, in dem sie einen Terror-Akt als religiöse Mission tarnen".

Zentralrat der Juden voller Kritik

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, sagte im Saarländischen Rundfunk, dem Papst sei es nicht gelungen, das Heilige Land zu besuchen, "ohne neue Schäden anzurichten und ohne neue Baustellen und Irritationen zu hinterlassen". Mit seiner Kritik an den Lebensverhältnissen der Palästinenser habe er "einseitig den mahnenden Finger gegen Israel erhoben". Der Zentralrat der Juden halte aber trotzdem am Dialog mit dem Vatikan fest, sagte Kramer. Das Verhältnis zwischen Juden und dem Vatikan ist derzeit durch die Affäre um den katholische Piusbruder und Holocaust-Leugner Richard Williamson belastet.

Frieden stand im Vordergrund

Vatikansprecher Federico Lombardi sagte bilanzierend, die Nahost-Reise sei eine "wichtige Zeit des Zuhörens" gewesen, in der für Benedikt XVI. der Frieden im Vordergrund gestanden habe. Der Papst hatte nach Jordanien Israel und das Westjordanland besucht, am Dienstag suchte er in Jerusalem die Klagemauer und den Tempelberg auf. Am Mittwoch war er in Bethlehem, der Geburtsstaat Jesu, und besuchte das nahe gelegene palästinensische Flüchtlingslager Aida. Am Donnerstag feierte Benedikt XVI. in Nazareth eine Messe mit mehr als 40.000 Gläubigen und sprach kurz mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Quelle: ntv.de, AFP

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