Inhaftierte Reporter im Iran Deutsche bitten um Begnadigung
01.11.2010, 16:42 UhrSie waren in den Iran gekommen, um den Sohn der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Aschtiani zu interviewen. Doch kurz nach ihrer Einreise wurden sie festgenommen und seitdem in einem iranischen Gefängnis festgehalten. Unklar ist immer noch, ob den beiden Deutschen journalistische Tätigkeit ohne amtliche Akkreditierung oder Kontakte zu Dissidenten im Ausland vorgeworfen wird.
Die beiden seit über drei Wochen im Iran inhaftierten Deutschen haben bei der Justiz um Begnadigung gebeten. Das teilte der Sprecher der iranischen Justizbehörde, Gholam-Hussein Mohseni-Edzehi, nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ISNA mit. "Die beiden Deutschen haben gestanden, dass sie keine Reporter gewesen sind und daher um Begnadigung gebeten", sagte Mohseni-Edzehi.
Diplomaten der Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Teheran konnten die beiden Deutschen am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal im Gefängnis in Täbris, Hauptstadt der nordwestiranischen Provinz Aserbaidschan, treffen. Laut Justizsprecher haben sie von den Diplomaten auch Geld erhalten, um außerhalb der Haftanstalt einkaufen zu können.
Die beiden Männer, angeblich ein Reporter und ein Fotograf, waren am 10. Oktober verhaftet worden, als sie in der Provinz Aserbaidschan den Sohn und den Anwalt der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Mohammad-Aschtiani interviewen wollten. Seitdem werden sie in einem Gefängnis in Täbris festgehalten.
Teheran will politische Krise vermeiden
Laut Mohseni-Edzehi wurde auch der Anwalt, der als Kontaktperson agierte, inhaftiert. Ihm wird auch Kontakt zu Dissidenten im Ausland vorgeworfen. Über den Sohn der Frau gab der Sprecher keine Informationen.
Unklar ist immer noch, ob den beiden Deutschen journalistische Tätigkeit ohne amtliche Akkreditierung oder Kontakte zu Dissidenten im Ausland vorgeworfen wird. Bei einer Nichtakkreditierung könnten die Deutschen mit einer Ausweisung davonkommen. Im Fall einer Zusammenarbeit mit Dissidenten könnte ihnen jedoch Gefährdung der nationalen Sicherheit unterstellt werden, was ein langwieriges und kompliziertes Verfahren zur Folge hätte.
Laut informierten Kreisen in Teheran will die iranische Regierung die Angelegenheit sobald wie möglich erledigen, um eine politische Krise mit Berlin zu vermeiden. Dies wurde bei Treffen in der letzten Woche in Teheran mit einer Bundestagsdelegation auch angedeutet. Ultrakonservative Kleriker in der Justizbehörde wollen den Fall aber innerhalb des juristischen Rahmens halten, damit nicht andere ausländische Journalisten auf die Idee kommen, ohne Genehmigung und nur mit einem Touristenvisum in den Iran einzureisen.
Quelle: ntv.de, dpa