16-Jährigem Nacktbild geschickt Dickpic-Affäre beschäftigt Brandenburger Grüne
11.08.2021, 19:10 Uhr
Teilnehmer stimmen bei der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen zur Vorbereitung der Landtagswahl 2019 ab.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Landesverband der Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock distanziert sich vom früheren Geschäftsführer der Landesjugend Danilo Z. Der Landtagswahlkandidat von 2019 soll einem Minderjährigen unaufgefordert ein Bild seines Penis geschickt haben.
Diese politische Karriere endet wohl, noch bevor sie richtig begonnen hat: Der langjährig bei den Brandenburger Grünen aktive Danilo Z. sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Der Lehramtsstudent aus Eberswalde soll, so der von einem jungen Twitter-Nutzer verbreitete Vorwurf, dem Minderjährigen ungefragt ein Nacktfoto geschickt haben, auf dem sein Geschlechtsteil zu sehen ist. Für derartige von Männern versandte Fotos hat sich der - dem Englischen entnommene - Begriff Dickpic etabliert. Da der von der unerwünschten Zusendung Betroffene noch nicht einmal das Erwachsenenalter erreicht hat, stößt der Fall in den sozialen Netzwerken auf ein umso größeres Echo.
Der Grünen-Landesverband Brandenburg, Heimatverband der Bundesparteivorsitzenden und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, ging auf größtmögliche Distanz. "Wir verurteilen die Handlungen aufs Schärfste. Das unaufgeforderte Versenden von Nacktbildern ist eine Straftat", erklärten die Brandenburger Grünen auf Twitter. Gegen den Mann seien Parteiordnungsmaßnahmen eingeleitet worden. "Bis zur Aufklärung des Sachverhalts werden wir das Ruhen der Mitgliedschaft beantragen", hieß es weiter.
Die Brandenburger Polizei teilte ebenfalls via Twitter mit, dass eine entsprechende Anzeige aufgenommen und an die Kriminalpolizei weitergeleitet worden sei. Weder Partei noch Polizei nannten den Namen des Beschuldigten, bezogen sich aber auf Tweets, die Z. erkennbar machen. Dieser weist nach einem Bericht der "Bild" alle Vorwürfe zurück: Die Anschuldigungen seien "völlig haltlos" und die verbreiteten Screenshots seien gefälscht, sagte Z. der Zeitung. Demnach setzt Z. auf eine Aufklärung des Falles durch die Polizei.
"Ich bin 16"
Mutmaßlicher Verfasser der Anzeige ist ein Twitter-Nutzer, der nach eigenen Angaben das Nacktfoto über den Chat-Dienst von Twitter erhalten hat. Der noch heranwachsende User, dessen anonymisierter Account derzeit durch Twitter gesperrt ist, hatte die Unterhaltung samt verfremdeten Fotos - weder Gesicht noch Geschlechtsteil des Absenders sind zu erkennen - veröffentlicht. Der ihm zuvor offenbar nicht bekannte Z. hatte das Bild dem Verlauf zufolge ungefragt und völlig überraschend zugeschickt. Z. lebt offen schwul und war offenbar auf der Suche nach Kontakt.
Auf den Hinweis "Ich bin 16", antwortet Z. dem Screenshots zufolge: "Bye I guess" ("Tschüss, vermute ich") und ergänzt "Bitte keinem Zeigen". Genau das aber hat der Junge getan, den Chat auf Twitter veröffentlicht, eine Zuordnung zu einem von Z.s Twitter-Accounts ermöglicht und nach eigener Angabe auch Anzeige bei der Polizei erstattet. Z. war bei der Landtagswahl 2019 als Direktkandidat für Bernau und Panketal angetreten - ein Wahlkreis im Norden von Berlin, den er aber nicht gewinnen konnte.
Manipulation nicht ausgeschlossen
Z. hat inzwischen seine Twitter-Accounts gelöscht und war bislang nicht für ntv.de zu erreichen. Sein bisheriger Landesverband hält die Echtheit der Vorwürfe aber offenbar für begründet. Zudem kursiert ein angeblicher Tweet von Z. mit Datum 6. August, in dem er fragt, ob ihm jemand eine Anwältin für Sexualstrafrecht empfehlen könne. Da sämtliche Vorwürfe auf Tweets und Screenshots von Tweets beruhen, ist auch eine Manipulation nicht ausgeschlossen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Zahlreiche Nutzer, insbesondere Anhänger anderer Parteien, kommentierten den Vorgang zahlreich auf Twitter, Facebook und Instagram. Für die Grünen, für die Z. zuletzt keine Funktion ausübte, ist der Vorgang mitten im Wahlkampf zumindest belastend. Zumal die Partei neben dem Kanzleramt auch um das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin kämpft, wo gleichzeitig zur Bundestagswahl gewählt wird. "Unaufgefordert Nackt-Bilder zu verschicken ist völlig zu recht strafbar und generell, aber insbesondere gegenüber Minderjährigen ein absolutes No-Go", erklärte der Berliner Landesverband. Dass Z., wie in seinem Twitter-Account behauptet, mit den Berliner Grünen zu tun hat, kann die Partei aber nach eigenen Angaben nicht bestätigen.
Hinweis: Das Foto wurde offenbar einem minderjährigen Jungen zugesandt und nicht einem Mädchen. Wir bitten das Missverständnis zu entschuldigen.
Quelle: ntv.de, shu