Politik

Nicht nur Schwarz und Blau Die Hochburgen der Parteien verschieben sich

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Die Wahlplakate werden abgebaut, aber die Zahlen der Wahl werden noch analysiert.

Die Wahlplakate werden abgebaut, aber die Zahlen der Wahl werden noch analysiert.

(Foto: dpa)

Schwarz und Blau, mit ein paar bunten Sprengseln - so präsentiert sich die Karte zur Bundestagswahl. Doch die einfache Farbenlehre täuscht etwas über die Realität hinweg. Denn die Zweitstimmen-Ergebnisse der Parteien unterscheiden sich stark. Während der eine Wahlkreis knapp mit 25 Prozent gewonnen wird, sind es in einem anderen deutliche 40 Prozent - oder mehr.

Wo also liegen die Gebiete, in denen die Parteien besonders gut abschneiden? Ein Überblick.

CDU

Bei den Zweitstimmen-Ergebnissen der CDU fällt vor allem auf, wie schwach sie im Osten geworden ist. Sie liegt dort meist um oder unter 20 Prozent, auch in ehemaligen Hochburgen wie Sachsen und Sachsen-Anhalt. In den meisten Gebieten hat ihr die AfD mittlerweile den Rang abgelaufen. Dunklere Flecken gibt es noch in West-Berlin, in Leipzig-Land und im traditionell konservativen Eichsfeld-Nordhausen-Kyffhäuserkreis mit deutlich mehr als 20 Prozent.

Im Westen siegt die CDU dagegen in den meisten Wahlkreisen. Eine Hochburg bleibt Nordrhein-Westfalen, abseits der Metropolen. Den höchsten Wert erreicht die CDU hier im Hochsauerlandkreis mit 43,6 Prozent - wo Parteichef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz das Direktmandat geholt hat. Stark ist sie auch in den Wahlkreisen Borken II und Coesfeld-Steinfurt II.

In Hessen, Rheinland-Pfalz, Süddeutschland und im südlichen Niedersachsen kommt die CDU noch oft über die 30 Prozent, im sonstigen Norden liegt sie oft darunter.

CSU

Die Hochburg der CSU ist Bayern. Klar, sie tritt ja auch nur dort an. Aber immerhin liegt die Partei in allen Wahlkreisen vorn und hat auch alle Direktmandate geholt. Doch die Zeiten von mehr als 50 Prozent der Zweitstimmen sind vorbei. In einigen Gebieten holen die Christsozialen immerhin noch mehr als 40 Prozent der Stimmen. Den Rekord hält Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach mit 41,9 Prozent.

AfD

Die AfD hat in fast allen Wahlkreisen in Ostdeutschland die meisten Zweitstimmen geholt. Ausnahmen bilden ein Großteil Berlins, der Wahlkreis Leipzig II sowie Potsdam. Den höchsten Stimmanteil erzielt die Partei im Landkreis Görlitz in Ostsachsen, der Heimat von Parteichef Tino Chrupalla. Hier gaben 46,7 Prozent der Menschen der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei ihre Zweitstimme. Auch anderswo in dem Bundesland ist die Partei besonders stark: Im Wahlkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge holte sie 46,5, im Erzgebirgskreis I 46,2 Prozent und in Bautzen I 46,0 Prozent der Stimmen.

In den anderen Ost-Ländern ist die AfD nicht ganz so stark, siegt aber auch hier in einigen Wahlkreisen mit mehr als 40 Prozent der Stimmen. Dazu gehören die südlichen Wahlkreise in Thüringen, Mansfeld in Sachsen-Anhalt oder der Osten Mecklenburg-Vorpommerns. Sogar in Berlin holte sie einen Wahlkreis: Marzahn-Hellersdorf mit 31,2 Prozent.

Erstaunlich ist zudem das starke Abschneiden der Partei im Westen: In Kaiserslautern ist die AfD mit 25,9 Prozent die stärkste Partei, auch wenn das Direktmandat an die SPD geht. Mit 24,7 Prozent siegt sie auch in Gelsenkirchen - bei der Erststimme liegt auch hier die SPD vorn. Zur AfD-Hochburg hat sich außerdem Ostbayern entwickelt.

SPD

Traurig sieht es für die SPD aus. Sie kann zwar in Norddeutschland einige Direktmandate gewinnen, doch bei den Zweitstimmen liegt sie sehr selten vorn. Ausnahmen bilden Städte wie Hamburg, Bremen und Bremerhaven sowie Hannover und Braunschweig. In keinem Wahlkreis kommen die Sozialdemokraten dabei über die 30 Prozent. Das höchste Ergebnis schafft sie in Aurich-Emden mit 28,6 Prozent.

Das sozialdemokratisch regierte Niedersachsen bleibt in der Fläche dennoch eine Bastion für die Partei. Auch in Nordrhein-Westfalen kann die SPD noch einige Hochburgen im Ruhrgebiet verteidigen, darunter Wahlkreise in Duisburg, Dortmund, Bochum und Essen. Hier holt sie zwischen 20 und 26 Prozent der Zweitstimmen.

Aber auch im nördlichen Hessen, in Rheinland-Pfalz und im Saarland landen die Sozialdemokraten jenseits der 20 Prozent. Im seit 1990 von der SPD regierten Brandenburg liegt sie eher bei 15 Prozent, ansonsten in weiten Teilen Ostdeutschlands unter 10 Prozent.

Grüne

Auch die Grünen können einige Hochburgen verteidigen. Dazu zählen Freiburg und Karlsruhe in Baden-Württemberg, wo die Partei bei Erst- und Zweitstimmen vorn liegt. In Nordrhein-Westfalen siegt die Partei in Aachen, Münster und zwei Kölner Wahlkreisen. Hinzu kommen Hamburg-Altona, Hamburg-Eimsbüttel und Kiel. Die höchsten Ergebnisse holt die Partei dabei in Münster und Freiburg mit jeweils 26,6 Prozent. In Berlin siegen die Grünen mit der Zweitstimme in keinem Wahlkreis, auch wenn sie hier drei Direktmandate gewinnen.

Der genauere Blick zeigt, dass die Grünen im Osten größtenteils unter 5 Prozent liegen - vor allem dort, wo die AfD stark ist. Aber sie hat auch Hochburgen, etwa in Schleswig-Holstein. Stark ist die Partei aber vor allem in den großen Metropolen Berlin, Hamburg, Köln und München - und abgestuft auch noch in deren Umland. Hinzu kommen Uni-Städte wie Münster, Freiburg, Bonn, Mainz oder Heidelberg. Hier liegen die Grünen oft über 20 Prozent.

Linke

Die schon tot geglaubte Linkspartei gehört zu den Gewinnern der Wahl. Das verdankt sie einzelnen Wahlkreisen, in denen sie teils auch die Direktmandate holen konnte. Mit 19,9 Prozent gewinnt die Linke sogar die Wahl in Berlin. Hochburgen sind hier Wahlkreise im Osten der Stadt. Das höchste Ergebnis gelingt ihr in der Grünen-Hochburg Friedrichshain-Kreuzberg mit 31,7 Prozent. Erstmals siegt sie auch in einem Wahlkreis im Westen der Hauptstadt: Neukölln.

Eine rote Insel in einem blauen Meer ist zudem der Wahlkreis Leipzig II. Diesen gewinnt die Partei mit 23,9 Prozent - und holt hier auch das Direktmandat. Aber auch wenn sie nicht immer stärkste Kraft ist: Die Linke holt viele Stimmen in Thüringen und in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Städten und Ballungsräumen - auch im Westen.

Quelle: ntv.de

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