Politik

Gut organisiert Die Muslimbruderschaft

Sie ist eine der ältesten islamistischen Bewegungen in der arabischen Welt und in Ägypten offiziell verboten. Die Muslimbrüderschaft könnte künftig aber an Macht und Einfluss gewinnen.

Muhammed el-Beltagi, ein führendes Mitglied der Muslimbruderschaft, zeigt sich bei Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz gemeinsam mit el Baradei.

Muhammed el-Beltagi, ein führendes Mitglied der Muslimbruderschaft, zeigt sich bei Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz gemeinsam mit el Baradei.

(Foto: dpa)

Ägyptens Muslimbruderschaft hat als wichtigste Oppositionsbewegung einen Dialog mit Präsident Husni Mubarak ausgeschlossen. Die Organisation will auch keinen Kandidaten für die Präsidentenwahl im Herbst aufstellen, ihr Einfluss dürfte aber zunehmen. Einige Informationen zu der Gruppe:

Die Muslimbruderschaft ist eine der ältesten islamistischen Bewegungen in der arabischen Welt und in Ägypten offiziell verboten. Trotz der jahrzehntelangen Unterdrückung durch Mubarak sind die Muslimbrüder die am besten organisierte Oppositionsbewegung in dem Land. So hat sich Mubarak im Westen zwar erfolgreich als Bollwerk gegen die Islamisten verkauft. In den vergangenen Jahre ließ der Autokrat den Muslimbrüdern aber Leine. So gewannen Mitglieder der Organisation bei der Parlamentswahl vor sechs Jahren 88 Mandate. Bei freien Wahlen dürften die Muslimbrüder nun als stärkste Kraft hervorgehen, wenngleich sie die absolute Mehrheit wohl verfehlen dürften.

Akademiker an der Spitze

Die Muslimbrüder haben bereits in den 1950er Jahren der Gewalt abgeschworen, sind aber unverändert anti-israelisch und anti-amerikanisch eingestellt. Deswegen befürchtet vor allem die israelische Regierung ein Erstarken der Islamisten in ihrem Nachbarland. Die Umwandlung Ägyptens in eine Islamische Republik nach dem Vorbild des Iran gilt dennoch als unwahrscheinlich. Zum einen stehen nicht Geistliche, sondern Akademiker an der Spitze der Muslimbrüderschaft. Das Gros ihrer Anhänger rekrutiert sich aus der Mittelklasse.

Im Gegensatz zum Iran ist Ägypten unter Mubarak auch ein relativ weltoffenes Land, das jährlich zwölf Millionen ausländische Besucher und zusätzlich ausländische Investoren anlockt. Zudem fehlt es der Gruppe an einer Integrationsfigur vergleichbar dem iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini, der 1979 die Bewegung zum Sturz des Schahs anführte.

Die Muslimbruderschaft hat mehrere Führer, die im Namen der Organisation sprechen. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Murschid 'aam zu, dem allgemeinen Führer und Lehrer. Dieses Amt wird seit vergangenem Jahr von dem 66-jährigen Mohammed Badie ausgefüllt. Sollte die Bruderschaft nach einem Rücktritt Mubaraks in Verhandlungen über eine Regierungsbeteiligung treten, so würde die Gruppe dies wohl nicht ohne die Zustimmung von Badie machen. Weitere wichtige Mitglieder der Gruppe sind Essam Al-Erian und der im Londoner Exil lebende Kamel El-Helbaui.

Quelle: ntv.de, rts

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