Chronisch Kranke Disput zwischen Arzt und Kasse
29.05.2002, 08:56 UhrDie künftige Therapierung von chronisch Kranken steht heute auf dem 105. Deutschen Ärztetag zur Diskussion. Dabei geht es auch um die von der Regierung geplanten Behandlungsprogramme für Schwerkranke, um die ein heftiger Streit zwischen Ärzten und Kassen entbrannt ist.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung weigert sich bislang, an den Programmen in der vorgesehenen Form mitzuarbeiten. Auch Bundesärztekammerchef Jörg-Dietrich Hoppe hatte harsche Kritik an dem Vorhaben geübt und der Regierung Gängelung der Ärzte vorgeworfen. Es besteht seiner Ansicht nach die Gefahr, dass die Mediziner als "Verwaltungsdekrete einer kassengesteuerten Medizin" missbraucht werden. Hoppe hatte auch den hohen Verwaltungsaufwand für die Programme beklagt.
Das Vorhaben soll einen finanziellen Anreiz für eine bessere Behandlung schwer kranker Menschen schaffen. Patienten, die an Zuckerkrankheit, Brustkrebs, Asthma oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sollen sich bei ihrer Krankenkasse in ein Behandlungsprogramm einschreiben können. Zwischen Ärzten und Kassen gibt es jedoch Streit über den Austausch von Patientendaten.
Wie bereits zur Eröffnung warnten die Mediziner auch am Mittwoch vor Versorgungsengpässen. Das Gesundheitssystem sei auf dem Weg in die Mangelverwaltung. Bereits jetzt müssten Patienten teils monatelang auf notwendige Operationen warten, hieß es in einer Entschließung der Delegierten. Bereits heute gehe der medizinische Fortschritt an Deutschland vorbei.
Angesichts der hohen Arbeitsbelastung in den Kliniken zögen sich immer mehr Kollegen frühzeitig in den Ruhestand zurück oder wanderten ins Ausland ab. Immer mehr Medizinstudenten schreckten vor einer ärztlichen Tätigkeit zurück. Es gebe gravierende Nachwuchsprobleme, warnten die Ärzte. Die Delegierten forderten daher, die 18-monatige Ausbildungsphase "Arzt im Praktikum" umgehend anzuschaffen und das Gehalt der Jungärzte deutlich zu anzuheben. Es gebe bereits jetzt auf dem Lande einen Mangel an Ärzten. "Der Arztberuf muss wieder attraktiv werden", forderte die Ärzteschaft.
Quelle: ntv.de