Vier Jahre nach dem kläglichen Ende von Rot-Grün ...Bild 1 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
... und vier Jahre nach dem Abgang von Joschka Fischer ...Bild 2 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... stehen die Grünen vor einem erstaunlichen Comeback. Die Umfragen sagen ihnen ein Wahlergebnis von etwa 12 Prozent voraus. Das wäre ein Zuwachs um knapp vier Punkte.Bild 3 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Das hat - natürlich - ganz unterschiedliche Gründe. Zum einen profitieren die Grünen wie FDP und Linke ganz konkret von der Großen Koalition ...Bild 4 von 52 | Foto: REUTERS
... und ganz allgemein vom Niedergang der Volksparteien.Bild 5 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Viele hatten erwartet, dass die Grünen ohne ihr Alphatier ins Trudeln geraten würden. Die Grünen hätten sich "gefangen, weil sie weniger als manche vielleicht geglaubt haben von Fischer abhängig waren", sagt der Historiker Paul Nolte gegenüber n-tv.de.Bild 6 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
"Die Wähler der Grünen kommen aus einem breiten bürgerlichen Milieu. Dort sind gar nicht mal unbedingt rational begründbare, aber gefühlte grüne Sympathien stark verankert. Mit einem Joschka Fischer hat das nicht so viel zu tun."Bild 7 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die grüne Wählerschaft, meint Nolte, schätze eher die breite Aufstellung über verschiedene Personen wie beispielsweise die beiden Spitzenkandidaten, Renate Künast und Jürgen Trittin. Einen "Linksruck" kann Nolte bei den Grünen nicht erkennen.Bild 8 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Ähnlich urteilt Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust, die Grünen seien "keine linke, alternative Partei" mehr. "Sie sind eine ökologische, aber durchaus bürgerliche Partei mit Hang zu Bürgerrechten, aber keine linken Gipfelstürmer".Bild 9 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Ein erstaunlicher Befund, wenn man bedenkt, dass die "Realos" seit 2005 an Einfluss verloren haben. Nach klassischer Einteilung ist beispielsweise Künast eine ehemalige Linke, früher auch "Regierungslinke" genannt, Trittin ein ganz normaler grüner Linker.Bild 10 von 52 | Foto: ASSOCIATED PRESS
Oder nicht? Beim Dreier-Duell mit Oskar Lafontaine und Guido Westerwelle bezeichnet Trittin sich treuherzig als "Realpolitiker" - ausgerechnet Trittin, eines der liebsten Feindbilder von Konservativen.Bild 11 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Als die Grünen im September 2005 ihre Fraktionsspitze neu besetzen müssen, scheitert Trittin an seinem Image. Fortan wird die Fraktion von Künast und dem Realo Fritz Kuhn geführt.Bild 12 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Der "Ober-Realo" Joschka Fischer gehört der Fraktion zu diesem Zeitpunkt noch an, er legt sein Mandat erst am 1. September 2006 nieder. Für die Partei sei es "sicherlich besser", dass Fischer weg ist, meint sein langjähriger Gegenspieler Werner Schulz später im Interview mit n-tv.de.Bild 13 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Am Ende hat er alles dominiert, überall saßen seine Leute und organisierten Mehrheiten", so Schulz weiter. "Wie kleinlaut wir manches in dieser Koalition mitgemacht haben!"Bild 14 von 52 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Trittin wird stellvertretender Fraktionsvorsitzender, einer von fünfen. "Die Fraktion stand vor der Entscheidung, ein sorgsam ausbalanciertes und eingespieltes Duo zu wählen, Fritz Kuhn und Renate Künast", sagt Trittin ein Jahr nach der Wahl dem "Spiegel", ...Bild 15 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
... "oder einen, der nach draußen den Haudrauf macht. Wozu tendiert eine soziale Gruppe wie eine Fraktion nach einem Regierungsverlust? Sie entscheidet sich für die Teamlösung, ist doch klar."Bild 16 von 52 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Im Schatten der Großen Koalition verabschieden sich die Grünen nicht nur vom Stil der Fischer-Zeit, sondern auch von der rot-grünen Sozialpolitik.Bild 17 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Es beginnt, indem es weitergeht wie immer. Über den Kölner Parteitag im Dezember 2006 schreibt die FAZ: "Ein Jahr nach dem Gang in die Opposition - in allen Ländern und dann auch im Bund - hat die Parteibasis aus einer Art Schockstarre ihre alten Reflexe wiedergefunden, ...Bild 18 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... vor allem den: der eigenen Führung nicht nur zu misstrauen, sondern dem Misstrauen auch ohne Fesseln und Rücksichten Ausdruck zu verleihen."Bild 19 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Mit diesem Misstrauen erzwingt die Basis einen Sonderparteitag, der sich im September 2007 allein mit dem Thema Afghanistan beschäftigt. Die Tagung in Göttingen wird für die Parteispitze zum Fiasko: Bild 20 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die Mehrheit der Delegierten stimmt für einen Antrag des bis dahin unbekannten Parteilinken Robert Zion, der den grünen Bundestagsabgeordneten die Vorgabe macht, dem kombinierten Mandat für die Schutztruppe ISAF und die Tornado-Aufklärungsflugzeuge nicht zuzustimmen.Bild 21 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Inhaltlich ist der erfolgreiche Antrag übrigens keineswegs so radikal wie die inner- und außerparteilichen Reaktionen vermuten lassen; grundsätzlich abgelehnt wird der ISAF-Einsatz darin nicht.Bild 22 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Zwei Monate später, im November 2007, droht der Parteitag in Nürnberg nach exakt dem gleichen Muster abzulaufen: Zwei Anträge, die von außen betrachtet so unterschiedlich nicht sind, werden zur Machtprobe zwischen Basis und Parteiführung.Bild 23 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Es geht um eine Entscheidung zwischen bedingungslosem Grundeinkommen und "bedarfsorientierter Grundsicherung". Der Showdown wird für alle zum Erfolg: Die Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommens - eine Idee, die in fast allen Parteien diskutiert wird - stellen erfreut fest, dass sie eine starke Minderheit sind, ...Bild 24 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... und der Parteivorstand kann einen Sieg für sich verbuchen. Konkret bedeutet "bedarfsorientierte Grundsicherung" Anhebung der Hartz-IV-Leistungen - und damit Abschied von der Agenda 2010.Bild 25 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Nürnberg ist der Wendepunkt: Die Führungskrise fällt aus, Basis und Parteispitze sind versöhnt. Selbst der alte Streit um ein neues Logo wird einvernehmlich gelöst. Nur einer ist unzufrieden: ...Bild 26 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... Oswald Metzger. Der langjährige Haushaltspolitiker der Grünen kritisiert seine Partei für einen linken "Illusionismus". "Die Grünen zerstören ihren politischen Handlungsspielraum. So nah am Abgrund waren wir noch nie." Kurz darauf erklärt Metzger seinen Austritt.Bild 27 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Ein Jahr später, im November 2008, wählt ein Parteitag Renate Künast und Jürgen Trittin zu den Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl am 27. September. Von den früher so einflussreichen Realos, darunter selbst Fraktionschef Kuhn, kommt niemand für diesen Job infrage.Bild 28 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Der "Abschied vom Neoliberalismus" hätte für die Grünen zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können: Im Sommer 2007 erreicht die Krise des amerikanischen Immobilienmarkts Deutschland ...Bild 29 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... und verdrängt nach und nach das bis dahin beherrschende Thema des Jahres. Vom Klimawandel - im August 2007 besucht Kanzlerin Merkel noch medienwirksam Grönland - ist seither kaum noch die Rede.Bild 30 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die Grünen schlagen die Brücke zwischen beiden Krisen. Aus den USA übernehmen sie das Schlagwort vom "Green New Deal". Ihr Wahlprogramm, das sie im Mai 2009 beschließen, trägt den Titel "Der grüne neue Gesellschaftsvertrag".Bild 31 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die Konkurrenz sieht die Grünen weiterhin auf dem Weg nach links: Der Parteitag sei "eine Grußbotschaft an Lafontaine und Gysi" gewesen, sagt FDP-Generalsekretär Dirk Niebel, "eine Einladung zu einer rot-rot-grünen Regierung".Bild 32 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Ob man Dirk Niebel recht gibt oder Ole von Beust liegt vermutlich am eigenen Standpunkt. Innerhalb der Grünen spielen die alten Blöcke kaum noch eine Rolle. Sie sind links und (neo-) bürgerlich, Kreuzberg und Prenzlauer Berg zugleich.Bild 33 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Paul Nolte formuliert es so: "In ihrer Milieugebundenheit und aufgrund eines stark moralisch gefärbten Zuspruchs gelingt ihnen schon seit langem die Integration von Besserverdienenden und Nichtsverdienenden, von Linken und Konservativ-Bürgerlichen."Bild 34 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Zwar ist die Partei derzeit an nur zwei Landesregierungen beteiligt: in Bremen (Bild) seit 2007 in einer rot-grünen Koalition, in Hamburg seit 2008 in einer schwarz-grünen. Bild 35 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Und in vier Bundesländern sind sie nicht einmal im Landtag vertreten: in Brandenburg (wo am 27. September ebenfalls gewählt wird), Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.Bild 36 von 52 | Foto: picture-alliance/ ZB
Doch können die Grünen schon 2006, im Jahr nach der Bundestagswahl, bei vier von fünf Landtagswahlen teils deutlich zulegen. Insgesamt geht es für die Grünen bei elf von vierzehn Landtagswahlen seit 2005 aufwärts. Im Saarland (im Bild Landeschef Hubert Ulrich) sind sie das Zünglein an der Waage.Bild 37 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Ihr Pech ist nur: Ihnen fehlt ein starker Partner.Bild 38 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die einzig möglichen Optionen sind Dreierbündnisse, die hochgradig unwahrscheinlich sind: Rot-Rot-Grün schließen SPD und Linke aus, Rot-Gelb-Grün lehnt die FDP ab, und Schwarz-Gelb-Grün ("Jamaika") wollen die Grünen nicht.Bild 39 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Wir stehen als Mehrheitsbeschaffer für Schwarz-Gelb nicht zur Verfügung", heißt es in ihrem "Aufruf zur Bundestagswahl".Bild 40 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Dennoch könnte es Sondierungsgespräche mit Union und FDP geben: "Wir haben 2005 mit der CDU und der CSU gesprochen und werden auch jetzt keine demokratische Partei von Gesprächen ausschließen", sagt Trittin.Bild 41 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Verhandeln werde man jedoch "nur mit Parteien, mit denen nach einer Sondierung Veränderungen in Richtung grüner Politik wahrscheinlich erscheinen". Für Trittin folgt daraus: "Der Dampfer nach Jamaika wird nicht ablegen."Bild 42 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Damit scheint zwar die Ablehnung von "Jamaika" durch die Grünen nicht so kategorisch zu sein wie die Ablehnung der "Ampel" durch die FDP. Und doch sieht es derzeit nach vier weiteren Oppositionsjahren für die Grünen aus. Diese Zeit könnte die Partei nach dem inhaltlichen für den personellen Neuanfang nutzen.Bild 43 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
Renate Künast wird im Dezember 54, Jürgen Trittin ist 55. In anderen Parteien hätten sie damit möglicherweise noch Chancen auf den Titel "Nachwuchshoffnung", ...Bild 44 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... bei den Grünen gehören beide zur Gründergeneration: Trittin ist seit 1980 Mitglied - dem Jahr des Gründungsparteitags (hier ein Bild aus dem Jahr 1990, als Trittin der rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen angehörte).Bild 45 von 52 | Foto: ASSOCIATED PRESS
Bereits 1979 trat Künast der Berliner Alternativen Liste bei, aus der später ein Landesverband der Grünen wurde (diese Bild zeigt sie im Sommer 2000 auf der Treppe des Reichstags).Bild 46 von 52 | Foto: picture-alliance / dpa
In Berlin, wo im Herbst 2011 ein neues Landesparlament gewählt wird, sind die Umfragen für die Grünen derzeit so gut, dass Künast sich überlegen kann, als Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin anzutreten. 2013 könnten damit im Bund andere in der ersten Reihe stehen, ...Bild 47 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... vielleicht Grüne wie Boris Palmer, der Oberbürgermeister von Tübingen, ...Bild 48 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... Tarek Al-Wazir, der Landesvorsitzende der hessischen Grünen, ...Bild 49 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... der Europaabgeordnete und Attac-Mitbegründer Sven Giegold ...Bild 50 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... oder Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. Alles keine alles dominierenden Anführer wie Joschka Fischer, ...Bild 51 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa
... aber den scheinen die Grünen ja nicht zu vermissen. (Text: Hubertus Volmer)Bild 52 von 52 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb