Politik

Konfliktforscher blickt voraus Europa wird im "kalten Frieden" leben müssen

Ein zerstörtes Wohnhaus in Irpin nahe Kiew nach dem Beschuss durch russisches Militär.

Ein zerstörtes Wohnhaus in Irpin nahe Kiew nach dem Beschuss durch russisches Militär.

(Foto: Oleksandr Ratushniak/AP/dpa)

Einen Frieden, wie ihn Europa in den letzten Jahrzehnten leben durfte, wird es nicht mehr geben: Konfliktforscher Professor Andreas Zick glaubt, dass Europa nach dem Ende des Ukraine-Russland-Krieges nur noch einen "kalten Frieden" leben werde - auch, weil der Westen viele Fehler gemacht habe.

Der Bielefelder Konfliktforscher Professor Andreas Zick rechnet nach dem Ende des Ukraine-Russland-Krieges nur noch mit einem "kalten Frieden" in Europa - analog zur Zeit des Kalten Krieges. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG): "Was wir erreichen können, ist nur ein kalter Frieden, kein Frieden, wie er vorher mal war."

Europa werde dann in einem Zustand mit ständigen Kontrollen und einem unheimlich großen Maß an Misstrauen leben müssen. Zick sagte: "Das ist ein Rückfall in Zeiten des Kalten Krieges. Vielleicht war das vorher ja auch ein trügerischer Frieden, weil der Westen die Besetzung der Krim viel zu harmlos interpretiert hat."

"Wir brauchen eine neue Agenda"

Dazu kommen aus Zicks Sicht weitere Bedrohungen. "Wir haben die Fragen aus den 1980er-Jahren der atomaren Bedrohung wieder auf dem Tisch", sagte der Konfliktforscher. Dazu komme die Besetzung von Atomanlagen als eine Waffe und der Informationskrieg sowie eine Geopolitik, die eng mit Geschichtspolitik verwoben sei: "Das ist eine moderne Kriegsführung, daran werden wir uns gewöhnen müssen."

Zick plädierte in der aktuellen Situation für eine einheitliche europäische Friedensmission, die über die sicher notwendigen Sanktionen hinausdenke: "Wir brauchen neue Formen, eine neue Agenda, die Stärkung der Demokratie und neue Kontrollgremien." Eine solche Friedensmission müsse einen umfassenden Friedensplan erstellen, der an der Stärkung der Zivilgesellschaft orientiert sei.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte zuletzt immer wieder, Friedensgespräche führen zu wollen. Auch mit Wladimir Putin würde er direkt reden wollen. "Der Krieg muss enden", sagte Selenskyj in seiner jüngsten Videobotschaft. "Wir müssen uns an den Verhandlungstisch setzen."

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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