Politik

Wiedersehen nach mehr als 60 Jahren Familien aus Nord- und Südkorea treffen sich

Die 84 Jahre alte Nordkoreanerin Lee Jong Shil (r.) hält die Hand ihrer drei Jahre älteren Schwester. Ihr Leben haben sie getrennt voneinander verbracht.

Die 84 Jahre alte Nordkoreanerin Lee Jong Shil (r.) hält die Hand ihrer drei Jahre älteren Schwester. Ihr Leben haben sie getrennt voneinander verbracht.

(Foto: AP)

Die Zeit drängt. Zehntausende Südkoreaner stehen auf einer Warteliste, um noch einmal ihre Verwandten in Nordkorea zu treffen. Nun kommt erstmals seit Jahren wieder ein Familientreffen zustande - für viele wird es das letzte sein.

Nach jahrzehntelanger Trennung haben sich Verwandte aus Süd- und Nordkorea im Rahmen organisierter Familientreffen wiedersehen können. 82 ältere Südkoreaner haben in dem nordkoreanischen Feriengebiet Kumgang 180 Angehörige aus Nordkorea getroffen, die sie seit mehr als 60 Jahren nicht mehr gesehen haben. Die meisten Teilnehmer an dem emotionalen Wiedersehen sind über 80 Jahre alt, wie das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium mitteilte.

Die Treffen begannen mit einem Abendessen. Am Freitag dürfen sich die Verwandten dann auch in privaterem Rahmen sehen. Die Treffen der einzelnen Familien sind auf drei Tage beschränkt. Sie ermöglichen den Betroffenen die ersten direkten Kontakte seit Jahrzehnten von Geschwistern und Ehepartnern oder von Eltern mit ihren Kindern. Bei der Landesteilung und im Korea-Krieg waren zwischen 1950 und 1953 zehntausende Familien auseinandergerissen worden. Der Korea-Krieg endete mit einem Waffenstillstand, zwischen beiden Ländern gibt es aber keinen Friedensvertrag. Bis heute sind direkte Briefwechsel oder Telefongespräche nicht möglich.

Viele Wartende sterben, bevor ein Treffen zustandekommt

Viele Teilnehmer des Treffens reisen in Begleitung von jüngeren Angehörigen. Zwei Frauen mussten im Krankenwagen nach Nordkorea gebracht werden. Der 81-jährige Kim Dong Bin sorgte sich, ob er seine ältere Schwester überhaupt erkennen werde. "Ich glaube, wenn ich ihr Gesicht sehe, werde ich glauben, dass ich träume", sagte er vor der Abfahrt. Er sei sich darüber im Klaren, dass ihr erstes Wiedersehen aller Voraussicht nach auch das letzte sein werde.

Das Programm zu den Familientreffen, bei denen bislang tausende Menschen kurzzeitig ihre Angehörigen sehen konnten, begann im Jahr 2000. Zehn Jahr später wurden die Treffen nach einem nordkoreanischen Artillerieangriff auf eine im Grenzgebiet gelegene südkoreanische Insel unterbrochen. Erst jetzt ist es nach schwierigen Verhandlungen zwischen Pjöngjang und Seoul gelungen, neue Treffen zu organisieren. Die Zeit für weitere Treffen drängt allerdings: Derzeit stehen mehr als 70.000 Südkoreaner auf einer offiziellen Warteliste. Doch allein im vergangenen Jahr starben 3800 der Wartenden, ohne ihre Angehörigen wiedergesehen zu haben.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP

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