Anspruch auf Schulabschluss Förderung von der BA
03.09.2008, 17:53 UhrDer Streit in der Bundesregierung über einen Rechtsanspruch von Schulabbrechern auf einen nachträglichen Schulabschluss ist beigelegt. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) und Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) einigten sich auf ein Konzept, das beim Bildungsgipfel Ende Oktober mit den Ländern verabschiedet werden soll. Danach sollen schwache Schüler aus Problemfamilien oder Migrantenkinder zur Vermeidung eines vorzeitigen Schulabbruchs bereits ab der 7. Klasse mit Mitteln der Bundesagentur für Arbeit gezielt gefördert werden können. Zugleich sollen aber auch Langzeitarbeitslose ohne Abschluss eine nachträgliche Bildungschance mit Förderung der Bundesagentur erhalten.
Das Kabinett hatte sich zuvor mit dem jüngsten Bildungsbericht von Bund und Ländern befasst, wonach fast 80 000 junge Menschen pro Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen. Dies sind knapp acht Prozent eines Altersjahrganges. Wer keinen Schulabschluss hat, ist besonders häufig von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.
Schavan verwies auch auf Zusagen der Länder, die Zahl der Abbrecher künftig zu halbieren. Wichtig sei, von vorneherein einen Schulabbruch zu vermeiden. Kann ein Arbeitsloser ohne Abschluss nicht vermittelt werden, soll er ein Bildungsangebot erhalten. Dafür wird bei der Agentur eine spezielle Abteilung eingerichtet.
Der Sprecher von Scholz sagte: "Es ist gut, dass es diese Einigung gibt und wichtig für die vielen Langzeitarbeitslosen, denen damit eine zweite Chance ermöglicht werden kann."
Hauptschulen weg
Die SPD bekräftigte ihre Forderung nach Abschaffung der Hauptschulen. Angesichts sinkender Akzeptanz bei den Eltern und gestiegener Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt habe die Hauptschule als eigenständige Schulform keine Zukunft mehr. Sie müsse in größere Schulverbünde integriert werden, um den Schülern durch individuelle Förderung und Ganztagsangebote mehr Aufstiegsmöglichkeiten bis hin zur Fachhochschulreife zu bieten, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) in Berlin. Ahnen ist Sprecherin der SPD-geführten Bundesländer in Bildungssachen.
Die SPD-Politikerin verwies auf ihr Bundesland. Dort wird die Hauptschule künftig in eine neue Schulform "Realschule plus" aufgehen - mit allen Abschlussmöglichkeiten. Ahnen: "Wir brauchen auch neue Bildungsstrukturen, um bei dem Geburtenrückgang wohnortnah gute Bildungsabschlüsse anzubieten."
Bayern fühlt sich stark
Die CSU wies die SPD-Forderung als "realitätsfern" zurück. Die Berufschancen von Hauptschülern seien in Bayern viel besser als im Bundesgebiet, sagte der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) in München. Nur ein Viertel der Hauptschulabgänger müsse in Bayern nachträgliche Qualifizierungskurse besuchen. Bundesweit sind dies nahezu 60 Prozent.
Bundesweit besuchen heute nur noch 18,9 Prozent der Fünftklässler eine Hauptschule. Laut Bildungsbericht muss der überwiegende Teil der Hauptschüler - gleich ob mit oder ohne Abschluss - nach Ende seiner Pflichtschulzeit zunächst eine "Odyssee" verschiedener Nachqualifizierungs- und Überbrückungsmaßnahmen durchlaufen, deren "Effektivität und Effizienz" die Bildungsforscher angesichts hoher Kosten für die Bundesagentur für Arbeit wie für den Bund erheblich anzweifeln. Auch 30 Monate nach Schulende konnten immer noch 40 Prozent der Hauptschüler nicht in eine qualifizierte Berufsausbildung vermittelt werden, heißt es in dem Bericht.
Quelle: ntv.de