Politik

Lästerliche DiplomatenGaddafi ist verschnupft

03.03.2010, 18:24 Uhr

Der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi ist ein stolzer Mann und fühlt sich schnell beleidigt. Seiner Meinung nach ist wieder einmal eine offizielle Entschuldigung fällig.

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Der Revolutionsführer ist tödlich beleidigt. (Foto: dpa)

Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi ist beleidigt, weil sich Diplomaten über seinen Aufruf zum Heiligen Krieg gegen die Schweiz lustig machen. Vom US-Außenministerium fordert er nun eine Entschuldigung, weil sich Außenamts-Sprecher Philip Crowley ironisch über seine kämpferischen Reden geäußert hatte. Das libysche Allgemeine Volkskomitee für auswärtige Beziehungen bestellte die Geschäftsträgerin der US-Botschaft in Tripolis ein, um gegen die Äußerung Crowleys zu protestieren.

Sollte sich das Ministerium weigern, sich bei Gaddafi "offiziell zu entschuldigen", werde dies negative Folgen für die Beziehungen zwischen den beiden Staaten haben, erklärten die Libyer nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur JANA. Gleichzeitig betonte das Volkskomitee, Oberst Gaddafi habe sich seinerseits stets respektvoll über US-Präsident Barack Obama geäußert.

Crowley war am vergangenen Freitag von einem Journalisten gefragt worden, wie das US-Außenministerium Gaddafis Aufruf zum "Dschihad" beurteilt. Daraufhin antwortete der Außenamts-Sprecher, die jüngste Gaddafi- Rede habe ihn an dessen Auftritt vor den Vereinten Nationen im vergangenen September erinnert: "Viele Worte, viel Papier, das überall herumflog - nicht unbedingt viel Vernünftiges."

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Im November 2009 hatten sich die Schweizer gegen den Neubau von Minaretten ausgesprochen. (Foto: dpa)

Gaddafi hatte vor einer Woche in einer Rede vor Präsidenten und Stammesführern aus islamischen Staaten erklärt, der Heilige Krieg ("Dschihad") gegen die Schweiz sei eine Pflicht für die Muslime, weil die Eidgenossen "die Häuser Gottes zerstören". Damit bezog sich der libysche Revolutionsführer auf das im vergangenen Jahr in der Schweiz per Volksabstimmung beschlossene Verbot für den Bau von Minaretten.

Besuch im Knast

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Stillleben mit Blumen: Hannibal Gaddafi besucht den Schweizer Geschäftsmann Göldi im Gefängnis. (Foto: REUTERS)

Gaddafi zieht seit 2008 nach der vorübergehenden Festnahme seines Sohnes Hannibal in Genf gegen die Schweiz zu Felde. Hannibal Gaddafi war damals gemeinsam mit seiner Ehefrau abgeführt worden war, weil das Paar seine Hausangestellten in einem Hotel misshandelt haben soll. Nach dem Eklat von Genf waren zwei Schweizer Geschäftsleute in Libyen wegen Visavergehen und des Verdachts der illegalen Geschäftstätigkeit angeklagt worden. Am Montag besuchte Hannibal Gaddafi den einen inhaftierten Schweizer, Max Göldi. Laut lokalen Medienberichten führte der Sohn des Staatschefs "humanitäre Gründe" für diesen Besuch an. Göldi muss nun, wenn er nicht von Gaddafi begnadigt wird, eine viermonatige Haftstrafe absitzen. Der zweite Schweizer, Rachid Hamdani, wurde freigesprochen und konnte Libyen inzwischen verlassen.

Quelle: dpa