Fußball-WM im TV Gleitzeit für Arbeiter???
05.05.2002, 12:25 UhrDer rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat für die Fußball-Weltmeisterschaft dieses Jahres Gleitzeitregelungen für Arbeitnehmer gefordert.
„Den Arbeitgebern muss etwas einfallen. Sie sollten den Mitarbeitern so weit wie möglich frei geben und sie später nacharbeiten lassen“, sagte Beck der „Bild am Sonntag“. Die deutschen Fernsehsender übertragen die WM-Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannschaft jeweils um 13.30 Uhr live.
„Als Fußballfan weiß ich, wie sehr es einen fuchst, wenn man ein schönes Spiel verpasst. Unsere Gesellschaft hat ohnehin nicht gerade ein Überangebot an emotionalen Erlebnissen, die viele Menschen unterschiedlichster Stellung zusammenführen“, zitierte die Zeitung Beck weiter.
Unterstützung fand Becks Vorschlag auch bei der FDP, der CDU und den Gewerkschaften.
FDP-Bundestagsfraktionschef Wolfgang Gerhardt sagte der "Bild am Sonntag": „Die Fans sollten sich die Spiele anschauen können. Eine Einigung zwischen Betrieben dürfte doch möglich sein. Und wenn der Widerstand gegen flexible Arbeitszeiten fällt, wäre das schon der erste WM-Erfolg Deutschlands.“
Auch der rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Christoph Böhr favorisiert eine ähnliche Lösung. Arbeitgeber sollten flexibel auf den Wunsch der Arbeitnehmer reagieren, sagte er. So könnten Überstunden abgebaut oder die Zeit nachgearbeitet werden. Es dürfe jedoch ein angemessenes Maß nicht überschreiten.
Den IG-Metall-Chef Klaus Zwickel zitierte die Zeitung mit den Worten: „Die Idee, zur WM flexible Arbeitszeiten einzuführen und Fernsehgeräte aufzustellen, ist total spannend.“
In der vergangenen Woche hatte die britische Industrieministerin Patricia Hewitt bereits Ähnliches für Großbritannien gefordert. Die Gruppenspiel-Übertragungen der englischen Mannschaft beginnen bereits um sieben Uhr morgens. Die Arbeitgeber des Landes standen einer flexiblen Regelung jedoch zurückhaltend gegenüber.
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Frank Bsirske, lobte den britischen Vorstoß. „Die Idee aus England ist klasse, Unternehmen zeigen ein Herz für die Beschäftigten. Das ist beispielhaft und wird sicher sicher auch für die Arbeitgeber nicht als Nachteil erweisen“, sagte er der "Bild am Sonntag".
Die WM in Japan und Südkorea beginnt am 31. Mai und endet mit dem Finale am 30. Juni. Deutschland trifft in der Vorrunde auf Kamerun, Irland und Saudi-Arabien.
Quelle: ntv.de