Studio in Peking durchsucht Grenzpolizei setzt Ai Weiwei fest
03.04.2011, 11:03 Uhr
Chinesische Polizisten stehen vor Ais Studio in Peking.
(Foto: AP)
Der chinesische Künstler Ai Weiwei beklagt schon lange die Drangsalierung durch Sicherheitskräfte. Nun nimmt ihn die Grenzpolizei auf dem Flughafen in Peking fest. Auch sein Atelier wird durchsucht, acht Mitarbeiter werden abgeführt. SeineFrau steht unter Hausarrest.
Der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei ist auf dem Pekinger Flughafen von der Grenzpolizei festgenommen worden. Das sagte ein Mitarbeiter Ais in Peking. Er bestätigte damit erste Nachrichten von Freunden des Künstlers über den Kurzmitteilungsdienst Twitter. Ai Weiwei habe nach Hongkong fliegen wollen, hieß es.
Die Polizei habe Ais Studio in Peking durchsucht und acht Mitarbeiter auf eine örtliche Polizeistation gebracht. Das Studio sei von der Polizei abgesperrt worden. Beamte bewachten alle Eingänge, sagte der Mitarbeiter. Seine Frau Lu Quing stehe unter Hausarrest im Haus des Paares. Ai selbst war auch Stunden nach der Festnahme nicht zu erreichen, sein Mobiltelefon war abgeschaltet.
Immer wieder Repressalien
Ai, der in der Vergangenheit immer wieder Deutschland besucht hatte, wollte am 29. April eine in Berlin eröffnen. Zudem hatte der 53-Jährige kürzlich erklärt, er wolle ein in Berlin eröffnen, auch weil er in Peking immer mehr am Arbeiten gehindert werde. Pläne für einen kompletten Umzug hat der 53-Jährige vorerst aber nicht. "Ich will so wenig wie möglich in Europa sein, aber ich könnte keine andere Wahl haben, wenn mein Leben oder meine Existenz irgendwie bedroht sein sollten", hatte Ai kürzlich der "Berliner Zeitung" gesagt.
Bereits kurz vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten Bürgerrechtler Liu Xiaobo in Oslo hatte China Ai die Ausreise verweigert. "Ich war schon durch den Zoll und wurde am Flugsteig gestoppt", sagte Ai damals in Peking. Wegen eines Streits mit den Behörden wurde im Januar sein Luxus-Atelier in Shanghai abgerissen. Im Februar kam seine erste in China geplante Einzelausstellung nicht zustande. "Ich bin einfach ratlos, wie ich hier weiter arbeiten kann", sagte er der "Berliner Zeitung".
Westerwelle soll Menschenrechte ansprechen
Seit Wochen geht Chinas Staatssicherheit hart gegen die kleine Bürgerrechtsbewegung vor. Die Pekinger Führung will damit ein Überschwappen der Revolte in der arabischen Welt verhindern. Erst vor wenigen Tagen hatten chinesische Bürgerrechtler Außenminister Guido Westerwelle aufgefordert, sich bei seinem Besuch in Peking für die Menschenrechte und für politische Gefangene einzusetzen.
Der 1957 geborene Ai Weiwei hat das "Vogelnest" genannte Olympiastadion in Peking mitentworfen, sich später aber von der Propagandaschau um die Olympischen Spiele distanziert. In Europa erregt Ai Weiwei immer wieder mit spektakulären Aktionen Aufmerksamkeit. So ließ er einen vier Tonnen schweren Riesenfels auf dem Gipfel des 2995 Meter hohen österreichischen Dachsteins installieren. Der Felsbrocken stammt aus der chinesischen Provinz Sichuan und soll sich dort im Mai 2008 bei dem verheerenden Erdbeben gelöst haben. Damals starben mehrere tausend Kinder und Jugendliche, als ihre Schulen einstürzten.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP