Politik

Wer führt die Linke in die Zukunft? Gysi rechnet mit Lafontaine

Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, wäre auch Gregor Gysi bereit.

Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, wäre auch Gregor Gysi bereit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwei Jahre lang hat die Linke zwei blasse Parteivorsitzende. Nach Lötzsch Rücktritt bleibt jetzt nur noch Ernst. Er will die Nachfolgefrage erst im Mai, nach den Landtagswahlen, entscheiden. Doch sein Problem ist: Niemand hört auf ihn. Nun meldet sich jemand zu Wort, dessen Wort Gewicht hat bei den Linken: Gysi. Und auch er hofft auf Lafontaine.

Der Chef der Bundestagsfraktion der Linken, Gregor Gysi, rechnet mit einer Rückkehr von Oskar Lafontaine in die Bundespolitik. "Ich glaube, dass Oskar Lafontaine jemand ist, der gar nicht anders kann, als auch bundes- und europapolitisch zu wirken", sagte Gysi. Schon als saarländischer Ministerpräsident habe dieser in der Bundesrepublik und weit darüber hinaus eine Rolle gespielt. Deshalb sei er sicher, dass Lafontaine immer bundespolitisch eine Rolle spielen werde. Dies hänge aber nicht von Funktionen und Ämtern ab. "Natürlich haben wir darüber gesprochen." Zum Inhalt wolle er sich aber nicht äußern.

Gesine Lötzsch hat den Posten aus privaten Grünen hingeschmissen.

Gesine Lötzsch hat den Posten aus privaten Grünen hingeschmissen.

(Foto: dpa)

Die Linken bemühen sich, nach dem Rücktritt von Parteichefin Gesine Lötzsch eine Personaldebatte zu vermeiden. In der Personalfrage nimmt Lafontaine eine entscheidende Stellung ein. In der Partei wird dem 68-jährigen Fraktionschef der Linken im Saarland ein Zugriffsrecht auf den Parteivorsitz wie auch auf die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 zugestanden. Auch Gysi signalisierte erneut sein Interesse an dem Posten des Spitzenkandidaten für die Wahl im kommenden Jahr. "Was mich betrifft, fragen Sie mich nochmal etwas später. Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, wäre ich dazu bereit."

Die Partei wolle sich nun aber auf die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen konzentrieren, betonte Gysi. Es sei klar, dass die Basis über die Personalfrage diskutiere. "Nur die Leute müssen ja auch dazu auch bereit sein. Es nützt nichts, immer Namen rumzuhandeln, die müssen ja auch sagen, ja ich will. Man muss es ja auch richtig wollen." Umfragen zufolge muss die Linke in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Bisher war die Linke mit elf der 181 Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen vertreten.

Die zurückgetretene Parteichefin Lötzsch hat unterdessen vorgeschlagen, auf den bisherigen Ost-West-Proporz zu verzichten. "Die Frage nach Ost oder West hat sich überholt", sagte Lötzsch dem "Berliner Kurier". "Es geht bei der Aufstellung einer Parteispitze darum, wer es am besten kann." Sie sei für die Einhaltung der Mindestquotierung, derzufolge mindestens eine Frau an der Spitze stehen muss.

Parteitag Anfang Juni

Die Geschlechterquotierung für das Vorsitzenden-Duo der Linkspartei ist in der Satzung festgeschrieben, der Ost-West-Proporz galt bislang als ungeschriebenes Gesetz. In der Partei wird darauf verwiesen, dass die Zuordnung von Kandidaten dabei zunehmend schwierig wird: So stammt die für den Vorsitz vorgeschlagene Vize-Parteichefin Sahra Wagenknecht zwar aus dem Osten, hat ihren Bundestagswahlkreis aber in Nordrhein-Westfalen.

Wagenknecht war als Vorsitzende gemeinsam mit Fraktionsvize Dietmar Bartsch ins Gespräch gebracht worden, in der Partei wird aber eher nicht mit dieser Variante gerechnet. Bartsch hat seine Kandidatur zwar bereits angemeldet, Wagenknecht hat aber offenbar andere Pläne. Damit würde eine Rückkehr des früheren Vorsitzenden Oskar Lafontaine an die Parteispitze wahrscheinlicher, der sich aber erst nach der nordrhein-westfälischen Landtagswahl am 13. Mai festlegen will. Im Falle seiner Kandidatur müsste noch eine weitere Bewerberin gefunden werden, darüber gibt es bislang aber noch keine Klarheit.

Die Linke wählt auf ihrem Parteitag Anfang Juni einen neuen Vorstand. Offen ist dabei auch noch, ob der derzeit allein amtierende Parteichef Klaus Ernst noch einmal antritt. Lötzsch war wegen einer Erkrankung ihres Mannes mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

Quelle: ntv.de, rts/AFP

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