Sprengsatz lange zuvor versteckt Hamas-Führer in Teheran wohl durch Bombe getötet
01.08.2024, 17:31 Uhr Artikel anhören
In Teheran wurden Trauerfeierlichkeiten für Hanija abgehalten.
(Foto: via REUTERS)
Hamas-Führer Ismail Hanija wurde laut "New York Times" nicht durch einen Raketenangriff, sondern durch einen Sprengsatz getötet. Die Bombe sei einige Wochen vor Hanijas Besuch in Teheran platziert worden.
Hamas-Führer Ismail Hanija wurde einem Medienbericht zufolge im Iran durch einen Sprengsatz getötet. Dieser sei heimlich in das Teheraner Gästehaus geschmuggelt worden, in dem sich Hanija aufhielt. Das berichtete die "New York Times" unter Berufung auf mehrere Beamte aus dem Nahen Osten, darunter zwei Iraner. Auch ein US-Beamter gehört demnach zu den Quellen.
Die Bombe sei vor etwa zwei Monaten in dem Gästehaus versteckt worden, hieß es weiter. Das Gästehaus wird vom Korps der Islamischen Revolutionsgarden betrieben und geschützt. Es liegt in einem gehobenen Viertel im Norden der iranischen Hauptstadt. Hanija, Auslandschef der Terrorgruppe Hamas, hielt sich im Iran auf, um an der Amtseinführung des neu gewählten Präsidenten Massud Peseschkian teilzunehmen.
Hanija war in der Nacht zum Mittwoch Opfer eines Anschlags geworden. Vermutet wurde bisher ein Luft- oder Raketenangriff. Die Hamas und der Iran beschuldigen Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel, das nach einem Massaker der Hamas mit mehr als 1100 Toten im vergangenen Oktober gegen die Terrorgruppe einen Krieg im Gazastreifen führt, hat die Tötung von Hanija weder bestätigt noch dementiert. Bestattet wird Hanija am Freitag in seiner Wahlheimat Katar.
Iran kündigt "Blutrache" an
Die iranische Führung hat laut Armeechef Mohammed Bagheri bereits eine "Blutrache" gegen Israel beschlossen. Die Streitkräfte prüfen demnach nur noch Zeitpunkt und Ausführung eines Vergeltungsschlags. "Sicher ist nur, dass die Zionisten (Israel) diese Tat bitter bereuen werden", sagte der General laut der iranischen Nachrichtenagentur Fars.
Die Spekulationen über einen Raketenangriff warfen die Frage auf, wie Israel in der Lage gewesen sein könnte, die iranischen Luftabwehrsysteme zu umgehen. Der "New York Times" zufolge waren die Attentäter in der Lage, eine andere Lücke in der iranischen Verteidigung auszunutzen: im Schutz eines vermeintlich streng bewachten Geländes. Den Attentätern ist es demnach gelungen, in dem Haus eine Bombe zu platzieren, die mehrere Wochen lang nicht entdeckt wurde. Sie wurde erst gezündet, als sich der Hamas-Führer dort aufhielt.
Das Attentat sei die Folge eines katastrophalen Versagens des Geheimdienstes, sagten demnach die iranischen Quellen. Es sei außerdem eine Blamage für die Revolutionsgarden, die das Gelände für geheime Treffen und die Unterbringung prominenter Gäste nutzen würden.
Quelle: ntv.de, jga/dpa