Tod des Ex-Ministerpräsidenten Höppner prägte eine politische Ära
09.06.2014, 15:34 Uhr
Höppner bei einem SPD-Sonderparteitag im Jahr 1998.
(Foto: dpa)
Bundesweit bekannt machte Reinhard Höppner das "Magdeburger Modell". Seine Kooperation mit der PDS kann weiterhin als Ziel für die SPD im Umgang mit der Linken gelten. Auch sein Einsatz für die neuen Bundesländer zahlt sich noch heute aus.
Reinhard Höppner war ein zutiefst gläubiger Christ und ein überzeugter Sozialdemokrat. Für viele geht er in die Geschichte als der Politiker ein, der die SED-Nachfolgepartei PDS - die heutige Linke - auf Länderebene hoffähig machte. Als erster deutscher Ministerpräsident bildete er so 1994 in Sachsen-Anhalt eine Minderheitsregierung, die von der Tolerierung durch die PDS abhängig war. Das sogenannte "Magdeburger Modell" hielt bis 2002. Dabei stützten die Linkssozialisten zunächst ein rot-grünes und später ein SPD-Kabinett.
Aber nicht nur deshalb steht Höppner für eine politische Ära in Sachsen-Anhalt. Mit viel taktischem Geschick, aber auch mit Nachdruck und Willen zur Macht setzte er seine Ziele durch. So hielt er sowohl den Tolerierungspartner PDS als auch die Kritiker in den Reihen der SPD im Zaum. Zudem setzte er sich stets vehement für die Interessen der ostdeutschen Länder ein. Zur politischen Bilanz aus jener Zeit zählt deshalb auch die Fortschreibung des Solidarpakts für die neuen Länder bis 2019, die er maßgeblich mit verhandelte, aber auch die bundesweit höchste Arbeitslosigkeit.
Verantwortung für Wahlschlappe
Höppner wurde am 2. Dezember 1948 in Haldensleben bei Magdeburg als Sohn eines Pfarrers geboren. Nach einer Lehre als Elektromonteur studierte er an der TU Dresden Mathematik und promovierte später. Mehr als 18 Jahre arbeitete Höppner als Fachbuch-Lektor im Berliner Akademie-Verlag. Seine Politiker-Karriere begann er in der Zeit der Wende. Im Dezember 1989 trat er der Ost-SPD bei, saß mit an den Runden Tischen, die zur gemeinsamen Willensbildung aus der Taufe gehoben wurden. Im Frühjahr 1990 wählte die erste freigewählte DDR-Volkskammer Höppner zu ihrem Vizepräsidenten, ehe er im Oktober 1990 in den Landtag Sachsen-Anhalts einzog und dort zunächst SPD-Fraktionschef wurde. 1994 wechselte er dann auf den Chefsessel im Landeskabinett.
Nach acht Jahren als Ministerpräsident übernahm Höppner die Verantwortung für eine desaströse Wahlniederlage der SPD. Zwar blieb er bis 2006 Landtagsabgeordneter der SPD-Fraktion, es wurde aber erheblich ruhiger um ihn. Später zog sich Höppner dann ganz aus der Politik zurück, trat aber als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchtags 2005 bis 2007 weiter öffentlich auf. Trotz seiner Krebserkrankung hielt Höppner zudem Vorträge und schrieb Bücher. 2006 war er zum ersten Mal operiert worden. In der Nacht zum Montag verlor im Alter von 65 Jahren den Kampf gegen die Krankheit. Höppner hinterlässt eine Frau und drei erwachsene Kinder.
Quelle: ntv.de, lou/dpa