Politik

Schröder wirbt für Familienpflegezeit Immer mehr zwischen Pflege und Job

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(Foto: dpa)

Familienministerin Schröder stellt heute das "Deutsche Alterssurvey" vor. Daraus geht hervor, dass 13 Prozent der Arbeitnehmer zwischen 40 und 65 Jahren einen Pflegebedürftigen betreuen. Um die Pflegenden zu unterstützen, will Schröder noch in diesem Jahr ihr Modell einer Familienpflegezeit umsetzen. Doch das Konzept ist umstritten.

Fast jeder sechste Arbeitnehmer in Deutschland betreut einen hilfs- oder pflegebedürftigen Menschen. Das berichtet die "Passauer Neue Presse" unter Berufung auf das "Deutsche Alterssurvey", das Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) heute vorstellt. Demnach kümmern sich etwa 13 Prozent der Arbeitnehmer zwischen 40 und 65 Jahren um einen Bedürftigen.

Kristina Schröder will ihr Pflegekonzept noch in diesem Jahr umsetzen.

Kristina Schröder will ihr Pflegekonzept noch in diesem Jahr umsetzen.

(Foto: dpa)

Jeder Dritte, der Hilfe oder Pflege leiste, tue dies für einen nahen Angehörigen. Schröder interpretiert die Zahlen als Beleg für ein im Grundsatz funktionierendes Miteinander in der Gesellschaft. "Ich erlebe, dass der Zusammenhalt zwischen den Generationen so groß ist wie nie zuvor. Auch wenn sich das Familienbild gewandelt hat - der Zusammenhalt bleibt", sagte Schröder der Zeitung.

Schröder will noch im laufenden Jahr ihr Modell zur Familienpflegezeit umsetzen. Es sieht vor, dass Arbeitnehmer ihre Angehörigen bei halber Arbeitszeit pflegen können und dabei drei Viertel ihres Gehalts beziehen. Später sollen die Arbeitnehmer dann wieder voll arbeiten, bekämen aber für einen ebenso langen Zeitraum weiterhin nur drei Viertel des Gehalts.

Versicherungen profitieren

Für ein Pflegegeld ähnlich dem Elterngeld sieht die Ministerin angesichts der finanziellen Engpässe keinen Spielraum. Arbeitnehmer sollen verpflichtet werden, sich gegen mögliche Lohnausfälle zu versichern. Pikant dabei ist, dass n der Ausarbeitung des Konzepts des Familienministeriums auch die Nürnberger Versicherungsgruppe beteiligt war. Die Angelegenheit habe "ein ziemliches Geschmäckle", meinte der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim, als der Vorgang bekannt wurde.

Derzeit sind in Deutschland rund 2,25 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen. Mehr als zwei Drittel von ihnen werden zu Hause versorgt. Experten rechnen damit, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahrzehnten deutlich nach oben schnellen wird.

Von Sozialverbänden sowie aus der Wirtschaft und der Opposition gibt es Kritik an Schröders Vorstoß. Aus der Wirtschaft kam der Einwand, das Schröder-Modell sei zu kompliziert und zu teuer für die Arbeitgeber. Für die Pflege- und Sozialverbände sind Lohnverzichte während der Pflegezeit nicht akzeptabel. Das kritisieren auch SPD, Grüne und Linke. Nach Ansicht von SPD-Vizechefin Manuela Schwesig werden Schröders Modell nur Gutverdienende nutzen können. Grünen-Pflegeexpertin Elisabeth Scharfenberg sagte im August, die größten Nutznießer der geplanten Familienpflegezeit seien die Versicherungen, nicht die pflegenden Angehörigen.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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