Politik

"Seeschlacht" vor SomaliaInder versenken Piratenschiff

19.11.2008, 08:48 Uhr

Die Piraterie vor der somalischen Küste nimmt allmählich die Form einer Seeschlacht an. Wieder gelang es Piraten, Schiffe in ihre Gewalt zu bringen. Erstmals mussten sie auch Verluste hinnehmen.

Die Piraterie vor der somalischen Küste nimmt allmählich die Form einer Seeschlacht an. Wieder gelang es Piraten, Schiffe in ihre Gewalt zu bringen. Erstmals mussten sie auch Verluste hinnehmen.

Eine regionale Schifffahrtsorganisation teilte mit, die Seeräuber hätten einen griechischen Frachter im Golf von Aden gekapert. Für den aus Saudi-Arabien gekaperten Supertanker stellten die Freibeuter unterdessen eine Lösegeldforderung. Das sagte ein Mann, der nach eigenen Angaben zu den schwer bewaffneten Seeräubern gehört, dem arabischen Fernsehsender El Dschasira. Komme es zu einer Geldübergabe für die "Sirius Star", werde das Geld natürlich überprüft. Die Piraten verfügten mittlerweile über Technik, "um Falschgeld zu erkennen." Zur Höhe der Forderung machte er jedoch keine Angaben.

Die "Sirius Star" mit rund zwei Millionen Barrel Rohöl an Bord hatten somalische Piraten am Samstag im Indischen Ozean in ihre Gewalt gebracht. Das Schiff und die Ladung haben laut der Reederei Vela International einen geschätzten Wert von 200 Millionen Euro. Der Tanker, groß wie drei Fußballfelder, ist nach Angaben der US-Marine das größte jemals gekaperte Schiff.

Schon 95 Überfälle

Zudem brachten die Piraten einen thailändischen Trawler mit 16 Mann Besatzung an Bord in ihre Gewalt. Das bestätigte das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB). Damit habe sich die Zahl der Angriffe von Seeräubern auf Schiffe in der Region seit Beginn dieses Jahres auf insgesamt 95 erhöht. Das Fangschiff sei auf dem Weg von Thailand in den Nahen Osten gewesen. Das Schicksal der Besatzung sei unbekannt; der Kontakt abgerissen.

Inder schießen scharf

Unterdessen gelang es der indischen Marine, ein Piratenschiff zu versenken. Die Fregatte "INS Tabar", die im Golf von Aden patrouilliert, sei von den somalischen Seeräubern unter Beschuss genommen worden, heißt es. Daraufhin habe die Fregatte das Feuer erwidert und das Piratenschiff versenkt. Der Nachrichtensender NDTV berichtete, die Fregatte sei von mindestens drei Schiffen angegriffen worden. Vergangene Woche hatte die "INS Tabar" bereits einen Piratenüberfall auf zwei Handelsschiffe – eines aus Indien und das zweite aus Saudi-Arabien – verhindert.

Ruf nach mehr Kriegsschiffen

Niels Stolberg, geschäftsführender Gesellschafter der Beluga Shipping Bremen, fordert von der Politik, dass mehr Kriegsschiffe in dieses Risikogebiet entsendet werden. Zudem müsse eine Konvoi-Fahrt eingeführt werden. Im Gespräch mit n-tv sagte Stolberg: "In diesem Risikogebiet hat man einen östlichen und einen westlichen Wegepunkt und dort müssten sich pro Tag die Schiffe zu einer ganz bestimmten Uhrzeit sammeln und dann von Ost nach West fahren – im Konvoi mit Begleitung diverser Kriegsschiffe. Und dann noch mal von Ost nach West."

Auch Deutsche leisten Hilfe

Auch die deutsche Marine leistete nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen zweimal Nothilfe bei Piratenangriffen. Die Fregatte "Karlsruhe" habe am Dienstag einen Hilferuf von einem britischen Tanker "Trafalgar" im Golf von Aden empfangen und daraufhin einen Hubschrauber losgeschickt, teilte die deutsche Marine mit. Als der mit Waffen ausgestattete Helikopter das Schiff erreichte, hätten die Piraten mit ihren Schnellbooten von dem Tanker abgelassen. Der Frachter habe seine Fahrt von China nach Dschibuti unbeschadet fortsetzen können.

Bereits am Montag leistete die "Karlsruhe" bei einem ähnlichen Vorfall rund 50 Kilometer südlich der jemenitischen Küste Hilfe, wie die Marine mitteilte. Dort meldete das äthiopische Handelsschiff "Andinet" demnach per Funk einen Angriff von zwei Motorbooten. Auch hier habe der Bordhubschrauber der deutschen Fregatte die Angreifer abgeschreckt.

Kabinett zögert noch

Die "Karlsruhe" befindet sich derzeit auf der Fahrt aus dem Persischen Golf in Richtung Ägypten, wo sie neuen Proviant an Bord nehmen will. Sie hatte Deutschland am 24. August verlassen und soll sich künftig an einem Einsatz europäischer Kriegsschiffe vor Somalias Küste zum Schutz des dortigen Seeverkehrs beteiligen. Eine endgültige Entscheidung über die deutsche Beteiligung an der Mission "Atalanta" wird das Bundeskabinett aber erst im Dezember treffen.