Blutiger Anschlag Irakerin tötet Dutzende
17.03.2008, 09:37 UhrBei einem der blutigsten Anschläge der vergangenen Monate hat eine Selbstmordattentäterin in der irakischen Pilgerstadt Kerbela 42 Menschen mit in den Tod gerissen. Laut Augenzeugen zündete die Frau in der Nähe des Mausoleums des Imam Hussein einen Sprengstoffgürtel. Mindestens 50 Menschen wurden verletzt, wie der britische Rundfunksender BBC weiter berichtete.
Unter den Opfern sollen auch sieben Pilger aus dem benachbarten Iran sein. Möglicherweise seien auch weitere Ausländer getötet oder verletzt worden, hieß es in irakischen Fernsehberichten. Imam Hussein, der Enkel des Propheten Mohammed, wird von den Schiiten als Märtyrer verehrt. Sunnitische Terroristen haben seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Frühjahr 2003 schon mehrfach Anschläge auf schiitische Pilger verübt.
Irak heute
Auch fünf Jahre nach dem Beginn des Irak-Krieges geht es Millionen von Irakern nach Ansicht von Menschenrechtlern keineswegs besser als vorher. Massaker durch verschiedene bewaffnete Gruppierungen, Folter und Misshandlung durch irakische Regierungstruppen und die fortgesetzte Inhaftierung tausender Verdächtiger durch amerikanische und irakische Streitkräfte hätten verheerende Folgen, erklärte Amnesty International.
"Saddam Husseins Regime war ein Synonym für die Verletzung von Menschenrechten", sagte Malcolm Smart, Amnesty-Abteilungsleiter für den Nahen Osten. "Aber sein Sturz hat den Irakern keinerlei Erleichterung gebracht." Der von ihm vorgestellte Amnesty-Bericht zum 5. Jahrestag des Beginns der US-geführten Irak-Invasion in der Nacht vom 19. auf den 20. März 2003 hat den Titel "Gemetzel und Hoffnungslosigkeit".
Elende Bedingungen
Darin verweist die Menschenrechtsorganisation darauf, dass der Krieg mehr als vier Millionen Iraker zu Flüchtlingen gemacht habe, die zumeist unter elenden Bedingungen leben. Während Millionen Dollar für Sicherheitsvorkehrungen ausgegeben worden seien, hätten heute zwei von drei Irakern keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und fast jeder Dritte sei auf Lebensmittel-Nothilfen angewiesen, um zu überleben.
Katastrophal ist den Amnesty-Angaben zufolge auch die Situation in der Justiz. Prozesse seien "regelmäßig unfair". "Beweise" seien oft unter Folter zustande gekommen, hunderte Menschen seien so zum Tode verurteilt worden. "Dies ist Anlass zu großer Sorge für die Zukunft", sagte Smart. "Selbst wenn irakische Behörden mit überwältigenden Beweisen von Folter konfrontiert wurden, haben sie Täter nicht zur Verantwortung gezogen, und die USA und ihre Verbündeten haben es versäumt, dies einzufordern."
Cheney im Irak
Inzwischen ist US-Vizepräsident Dick Cheney zu einem unangekündigten Besuch im Irak eingetroffen. Beinahe fünf Jahre nach dem Invasionsbeginn der Amerikaner zeigte sich Cheney zufrieden mit der Entwicklung in dem Golfstaat. Insbesondere seit der Aufstockung der US-Truppen im vergangenen Sommer habe sich die Sicherheitslage "dramatisch" verbessert, sagte Cheney. Auch der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki sprach von Fortschritten in seinem Land.
Cheney, der zuletzt vor zehn Monaten in den Golfstaat gereist war, kam in Bagdad auch mit dem US-Oberkommandierenden im Irak, General David Petraeus, zusammen. Dem US-Militär zufolge sind die Anschläge im Irak seit Juni des vergangenen Jahres um rund 60 Prozent zurückgegangen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Aufstockung der US-Truppen um 30.000 zusätzliche Soldaten abgeschlossen. Cheney war ein starker Befürworter der Truppenaufstockung und hat wiederholt davor gewarnt, dass ein frühzeitiger Rückzug weiteres Chaos zur Folge haben würde.
Der Besuch Cheneys in Bagdad ist der Auftakt zu einer insgesamt neuntägigen Reise des Politikers durch den Nahen Osten, die ihn auch nach Saudi-Arabien, Israel, in die Palästinensergebiete, in die Türkei und in den Oman führen wird.
Derzeit weilt schon der republikanische US-Präsidentschaftskandidat John McCain im Irak. Auch er hatte sich zuletzt - anders als seine Rivalen von der Demokratischen Partei - dafür ausgesprochen, die Truppenaufstockung bis auf weiteres beizubehalten. Das amerikanische Volk sehe mehr und mehr den Erfolg dieser Strategie, bekräftigte McCain nun am Sonntag noch einmal vor amerikanischen Soldaten in der nordirakischen Stadt Mossul. Auch er kam während seines Besuchs mit Maliki zusammen.
Quelle: ntv.de