Politik

Francesco Cossiga ist tot Italiens Ex-Präsident gestorben

Der ehemalige italienische Präsident Cossiga ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Cossiga war seit einigen Tagen wegen Atemproblemen in einem römischen Krankenhaus behandelt worden. Als Innenminister der Regierung Aldo Moro erlebt Cossiga eines der dunkelsten Kapitel der italienischen Nachkriegsgeschichte hautnah mit.

Cossiga starb an akuten Herz-Lungen-Problemen.

Cossiga starb an akuten Herz-Lungen-Problemen.

(Foto: AP)

Der ehemalige italienische Staatspräsident Francesco Cossiga ist tot. Der 82-jährige Christdemokrat starb in Rom, berichteten italienische Medien. Cossiga war am Montag vor einer Woche wegen akuter Herz-Lungen-Probleme in das römische Krankenhaus Gemelli gebracht worden. Senatspräsident Renato Schifani habe seinen Urlaub abgebrochen und sei auf dem Weg in die Hauptstadt, um Cossiga die letzte Ehre zu erweisen, hieß es. Zahlreiche Mitglieder von Regierung und Opposition würdigten Cossiga als wichtigen Akteur der italienischen Republik.

Der 1928 in Sassari auf Sardinien geborene Cossiga galt als Vollblutpolitiker. Er war in den römischen Regierungspalästen groß geworden und hatte dies auch nie verleugnet. Schon 1958 zog der studierte Jurist mit 30 Jahren ins Parlament ein, 1966 wurde er als Staatssekretär im Verteidigungsministerium erstmals Regierungsmitglied, 1974 Innenminister, 1979 Ministerpräsident. 1985 wurde Cossiga im Alter von 57 Jahren zum jüngsten Staatspräsidenten der Geschichte Italiens gewählt.

Politische Karriere mit Kratzern

Als Innenminister der Regierung Aldo Moro erlebte er eines der dunkelsten Kapitel der italienischen Nachkriegsgeschichte hautnah mit. Ministerpräsident Moro war 1978 von Terroristen der Roten Brigaden entführt und ermordet worden. In der Regierungskoalition gehörte Cossiga zu denen, die jede Verhandlung mit den Terroristen ablehnten. Verwandte des Ermordeten warfen ihm dies ein Leben lang vor. Als Moros Leiche am 9. Mai 1978 gefunden wurde, trat Cossiga als Innenminister zurück und übernahm die Verantwortung für das Versagen der Sicherheitskräfte bei der Rettung des Entführten.

Die Affäre Moro war nicht der einzige Schatten auf Cossigas politischer Karriere. So wurde 1992 das Ende seiner siebenjährigen Amtszeit als Staatspräsident von seiner öffentlichen Erklärung belastet, eine Schlüsselrolle in der anti-kommunistischen Geheimorganisation Gladio (Schwert) gespielt zu haben.

Die von den USA unterstützte Geheimorganisation sollte eine Übernahme Italiens durch den Warschauer Pakt abwehren. Das Land hatte nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte die stärkste Kommunistische Partei Westeuropas. Kritiker warfen Gladio Verfassungswidrigkeit vor. Sein Eingeständnis brachte dem unverwüstlichen Sarden beinahe ein Misstrauensvotum ein.

Wie alle ehemaligen Staatspräsidenten war auch Cossiga bis zuletzt Senator auf Lebenszeit. Im Parlament unterstützte er vor allem die katholischen Mitte-Rechts-Parteien, die sich in den 1990-er Jahren nach dem Korruptionsskandal "Tangentopoli" gebildet hatten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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