Wartende applaudieren Julia Nawalnaja will in Russischer Botschaft in Berlin wählen
17.03.2024, 14:19 Uhr Artikel anhören
Am heutigen Sonntag können auch die in Deutschland lebenden Russen an der Wahl des Kremlchefs teilnehmen. In Berlin und Bonn versammeln sich Tausende Menschen. In der Hauptstadt mischt sich überraschend auch die Witwe des verstorbenen Kreml-Kritikers Nawalny unter die Wartenden.
Bei der russischen Präsidentenwahl haben auch in Deutschland Tausende ihre Stimme abgegeben. In Berlin wuchs die Menge um die Russische Botschaft auf mehrere Hundert Meter. Am Mittag erschien überraschend auch die Witwe des in Lagerhaft verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja - bei den Wartenden in der Hauptstadt. Die Menschen klatschten, Nawalnaja wurden Blumen überreicht. Nach ntv.de-Informationen will auch sie in der Botschaft ihre Stimme abgeben. In Bonn schätzt die Polizei die Zahl der Wartenden vor dem Generalkonsulat in einer mehrere Hundert Meter langen Schlange am frühen Nachmittag auf rund 1000.
In Deutschland lebende Russen können am Sonntag von 8.00 bis 20.00 Uhr ihre Stimme abgeben. Die von Betrugs- und Manipulationsvorwürfen überschattete dreitägige Präsidentenwahl in Russland hatte dort am Freitag begonnen. Das Auswärtige Amt sprach bei X von Pseudowahlen, die "weder frei noch fair" seien. Zudem seien die "Wahlen" in den besetzten Gebieten der Ukraine "null und nichtig & und ein weiterer Bruch des Völkerrechts".
In der Nähe des Generalkonsulats in Bonn begannen am Mittag zwei Demonstrationen als Standkundgebungen. An einer Demo unter dem Motto "Mittags gegen Putin" nahmen laut Polizei rund 150 Menschen teil. Bei einer prorussischen Kundgebung zählte die Polizei 15 bis 20 Teilnehmer.
Das Generalkonsulat hatte verstärkte Kontrollmaßnahmen am Wahllokal angekündigt, um die Sicherheit der Wählerinnen und Wähler und der Mitglieder der Wahlkommission zu gewährleisten. Kremlgegner rufen dazu auf, das Ergebnis der Präsidentenwahl nicht anzuerkennen, weil demokratische Standards nicht eingehalten würden. Unabhängige Beobachter weisen auf Betrug und Manipulation hin. Ernstzunehmende russische Oppositionelle sind entweder nicht zur Abstimmung zugelassen, ins Ausland geflohen oder sitzen im Straflager. Echte Gegenkandidaten hat Staatschef Wladimir Putin bei der Wahl deshalb nicht.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP