Politik

Friedens-Dschirga beendet Kämpfe um US-Basis

Mit einem Aufruf zu Frieden und Zusammenarbeit ist in Kabul die Ratsversammlung hunderter Stammesführer aus Afghanistan und Pakistan beendet worden. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf, der überraschend zum Abschluss der sogenannten Friedens-Dschirga in die afghanische Hauptstadt gereist war, räumte ungewöhnlich deutlich eine Mitverantwortung Pakistans am Wiedererstarken der radikal-islamischen Taliban ein.

Musharraf sagte bei der Dschirga, es gebe Unterstützung für die Taliban aus den Stammesgebieten an der pakistanischen Grenze zu Afghanistan. "Es ist unsere Verpflichtung und Verantwortung, nicht zu erlauben, dass diese Unterstützung für Probleme in Afghanistan sorgt." In den Stammesgebieten, die den Taliban als Rückzugsraum dienen, hat die Regierung kaum Macht. Die afghanische Regierung wirft Pakistan vor, im Grenzgebiet nicht konsequent genug gegen radikalislamische Aufständische vorzugehen. Islamabad wies das in der Vergangenheit stets zurück und machte wiederum die Regierung in Kabul für das Erstarken der Taliban verantwortlich.

Verbindendes statt Trennendes

Die teils verfeindeten Stammesführer und andere Delegierte einigten sich bei der Dschirga auf eine gemeinsame Erklärung, wonach weder Pakistan noch Afghanistan Ausbildungslager für Terroristen auf dem jeweiligen Territorium dulden dürfe. Der Kampf gegen den Terrorismus müsse integraler Bestandteil der Sicherheitspolitik beider Länder sein.

Musharraf sprach zum Abschluss der Dschirga von einem "historischen Tag in den Beziehungen beider Länder". Er betonte: "So Allah will, werden wir durch Zusammenarbeit Frieden in unsere Region bringen." Der afghanische Präsident Hamid Karsai dankte Musharraf und den rund 650 Delegierten, die vier Tage lang über den Kampf gegen die Taliban beraten hatten. Die Taliban hatten zum Boykott der Versammlung aufgerufen und das Treffen eine "Verschwendung von Zeit und Geld" genannt. Musharraf hatte seine Teilnahme an der Eröffnung der Ratsversammlung unter Verweis auf Verpflichtungen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad abgesagt gehabt.

Gewaltspirale dreht sich

Bei Anschlägen, Kämpfen und einem Unfall wurden in Afghanistan insgesamt fünf Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF und der US-geführten Koalitionstruppen getötet. Die Koalition teilte mit, bei einem Bombenanschlag seien in der ostafghanischen Provinz Nangarhar drei ihrer Soldaten und ein afghanischer Übersetzer tödlich verletzt worden. Ein Soldat sei verwundet worden. Die NATO-geführte ISAF teilte mit, bei einem Angriff in Südafghanistan seien ein ISAF-Soldat getötet und mehrere andere verletzt worden. In Ostafghanistan seien ein ISAF-Soldat getötet und drei verletzt worden, als ihr Geländefahrzeug sich bei einem Verkehrsunfall überschlagen habe.

Angriff auf "Anaconda"

Die Koalition teilte mit, in Urusgan erwarte man in naher Zukunft einen "groß angelegten Angriff" der Taliban auf die Basis "Anaconda". "Wir sind darauf vorbereitet, alle Taliban zu töten oder gefangenzunehmen, die naiv genug sind zu glauben, sie könnten unsere Basis erfolgreich angreifen." Bei dem ersten Angriff am vergangenen Dienstag kamen nach Angaben der Koalition mehr als 50 radikal- islamische Aufständische ums Leben. Bei der zweiten Attacke am Samstag seien vier, bei der dritten am selben Tag mehrere Rebellen getötet worden. Zu möglichen Verlusten unter afghanischen und ausländischen Soldaten machte die Koalition keine Angaben.

Quelle: ntv.de

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