Der erste Mann der IG BAUKlaus Wiesehügel
Seine Ausgangsbedingungen hätten kaum schlechter sein können: Als Klaus Wiesehügel vor sechs Jahren zum ersten Mal zum Vorsitzenden der IG Bauen-Agrar-Umwelt gewählt wurde, ging gerade der Bauboom zu Ende. Seither stemmt sich die viertgrößte deutsche Gewerkschaft gegen Mitgliederschwund und rückläufige Einnahmen. Die Krise am Bau kostete die IG Bau seitdem ein Fünftel ihrer Mitgliederschaft.
Um der Verschmelzung mit einer größeren Gewerkschaft zu entgehen, beschloss der Gewerkschaftstag der IG Bau am Mittwoch in Bonn eine einschneidende Organisationsreform. Außerdem wählten die Delegierten den 48-jährigen Wiesehügel mit großer Mehrheit wieder zum Vorsitzenden.
Als sein Lebensziel nannte Wiesehügel auf dem Gewerkschaftskongress, die IG Bau einem künftigen Nachfolger einmal mit mehr als 500.000 Mitgliedern zu übergeben. Zurzeit zählt die IG Bau 520.000 Mitglieder mit noch abnehmender Tendenz. Mit Blick auf die von ihm angestoßene Neuausrichtung, durch die die Mitgliederzahl wieder steigen soll, sagte Wiesehügel: "Ich weiß, wenn man die Organisation so durchgeschüttelt hat wie ich, dann ist da nicht nur Zustimmung." Doch mit seinem Wahlergebnis kann Wiesehügel zufrieden sein: Die wählten ihn mit knapp 89 Prozent und damit einem deutlich besseren Ergebnis als vor vier Jahren wieder zum Vorsitzenden.
Zu seinen gewerkschaftlichen Erfolgen zählt der IG-Bau-Chef, der seit 1998 auch Mitglied der SPD-Fraktion im Bundestag ist, die Neuregelung des Schlechtwettergeldes. Als politischen Erfolg hebt er hervor, dass die Bundesregierung auf seinen Einsatz hin, eine siebenjährige Übergangsfrist bei der EU-Osterweiterung für die Dienstleistungsfreiheit in den Branchen Bau und Gebäudereinigung und für die Arbeitnehmerfreizügigkeit anstrebt.
Der gelernte Betonbauer gilt als machtbewusster Gewerkschaftsfunktionär. 1969 trat der in Mühlheim an der Ruhr geborene Wiesehügel in die IG Bau-Steine-Erden ein, in der er zunächst in der Jugendarbeit tätig war. 1972 wurde er Mitglied der SPD. Nach Stationen als Sekretär in den Bezirksorganisationen der Gewerkschaft in Krefeld und Mühlheim/Oberhausen und Geschäftsführer des Bezirksverbandes Bonn wurde Wiesehügel 1990 Beauftragter des Bundesvorstandes für den Aufbau der IG Bau-Steine-Erden in den neuen Bundesländern.
Bundesweit bekannt wurde Wiesehügel, als er 1991 gegen den Willen der damaligen Gewerkschaftsspitze in den Vorstand gewählt wurde. Vier Jahre später wurde er zum Bundesvorsitzenden der IG Bau-Steine-Erden gewählt, die nach ihrer Verschmelzung mit der Gewerkschaft Gartenbau, Landwirtschaft und Forsten Anfang 1996 in IG Bauen-Agrar-Umwelt umbenannt wurde. Ebenfalls seit 1996 ist Wiesehügel Mitglied im Aufsichtsrat des Baukonzerns Hochtief.