Brennelementesteuer und noch mehr Koalition schröpft Atom-Konzerne
08.07.2010, 17:05 UhrDie Regierungskoalition will das Gros der Milliarden-Zusatzgewinne der Konzerne aus längeren Betriebszeiten abschöpfen und so die Kernkraftbetreiber zusätzlich zur Kasse bitten. Zusätzlich deshalb, weil auch die Brennelementesteuer erhoben werden soll.

Wartungsarbeiten neben dem Brennelemente-Lagerbecken und dem Flutraum mit dem geöffneten Reaktor des Kernkraftwerks Krümmel bei Geesthacht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Koalition will neben der geplanten Atomsteuer die Kernkraftbetreiber für längere Laufzeiten ihrer Meiler zusätzlich zur Kasse bitten. "Die Brennelementesteuer ist nicht das Ende der Fahnenstange", sagte der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kauch, im Bundestag.
Auch die Unionsfraktion will einen Großteil der Milliarden-Zusatzgewinne der Konzerne aus längeren Betriebszeiten abschöpfen. Mit dem Geld soll der Ausbau der Öko-Energien gefördert werden. Die Einnahmen aus der neuen Atomsteuer, ab 2011 jährlich 2,3 Milliarden Euro, sollen dagegen unter anderem für die Sanierung des maroden Atommülllagers Asse II in Niedersachsen kassiert werden.
SPD und Grüne wollen klagen
Auch SPD und Grüne sind für eine Brennelementesteuer, lehnen längere Laufzeiten der Atomkraftwerke aber strikt ab. Die Grünen-Expertin Bärbel Höhn warf Union und FDP vor: "Sie zerstören den Wettbewerb auf dem Strommarkt." Am Ende würden die Verbraucher das Festhalten an der Atomkraft über höhere Strompreise bezahlen müssen. Grüne und SPD wollen vor das Verfassungsgericht ziehen, falls die Koalition eine Laufzeitverlängerung am Bundesrat vorbei durchsetzt.
Die SPD-Abgeordnete Ingrid Arndt-Brauer warnte, Lagerung und Kosten des Atommülls seien ungeklärt. "Wir alle wissen nicht, ob die Rückstellungen der Konzerne ausreichen werden." Die Brennelementesteuer sei deshalb mehr als gerechtfertigt.
Schäuble bleibt unklar
Unklar ist, ob die Brennelementesteuer tatsächlich als Steuer kommt. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte deutlich gemacht, dass über die Art und Weise, wie das Geld hereinkomme, mit der Atomindustrie noch gesprochen werde. "Klar ist, die Zahlen müssen erbracht werden."
Die vier Atomkonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall sollen von 2011 an 2,3 Milliarden Euro zahlen. Die jährliche Abgabe ist Teil des im Juni beschlossenen Sparpakets, das den Bundesetat um 82 Milliarden Euro entlasten soll.
Quelle: ntv.de, dpa/rts