Steine, Pfiffe, Farbbeutel Köln stellt sich den Rechten
19.09.2008, 16:15 UhrMit Steinwürfen linker Gegendemonstranten und Rangeleien hat in Köln ein Rechtsradikalen-Kongress gegen Moscheebauten und die angebliche Gefahr einer "Islamisierung" begonnen. Vor dem vom Kongressveranstalter "Pro Köln" kurzfristig als Treffpunkt bekanntgegebenen Rathaus im Stadtteil Rodenkirchen wurden Mitglieder der rechten Gruppierung mit Pfiffen und Farbbeutelwürfen empfangen. Ein Rheinschiff, auf dem "Pro Köln" eine Pressekonferenz abhalten wollte, bewarfen die Demonstranten mit Steinen. Laut Polizei wurden sechs Linke und ein Rechter festgenommen. Politiker demokratischer Parteien verurteilten den Kongress.
Die linken Gegendemonstranten vor dem Rodenkirchener Bezirksrathaus trugen Plakate wie "Nazikongress verhindern - Pro Köln stoppen" und "Nazis bekämpfen". Unter Sprechchören "Haut ab, haut ab" wurden "Pro Köln"-Vertreter zeitweise körperlich angegriffen. Polizisten bildeten Absperrungen, um die Kontrahenten zu trennen. Bei den Steinwürfen auf das Rheinschiff "Moby Dick" an der benachbarten Anlegestelle in Rodenkirchen gingen laut Polizei mehrere Scheiben zu Bruch.
"Anti-Islamisierungskongress"
In Köln waren insgesamt zwölf Gegenveranstaltungen zu dem so genannten "Anti-Islamisierungskongress" angemeldet, zu dem rechte Politiker aus mehreren europäischen Staaten angereist sind, darunter aus Belgien und Österreich. Vor der alten Moschee der Türkisch-Islamischen Union DITIB im Kölner Stadtteil Ehrenfeld bildeten mehrere hundert Menschen eine Menschenkette, in die sich auch Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet einreihte. Die DITIB will in Ehrenfeld eine repräsentative neue Moschee bauen, gegen die "Pro Köln" seit Monaten agitiert.
Menschenkette vor Moschee
Laschet nannte den Widerstand des bürgerlichen Lagers gegen den "Pro Köln-"Kongress "beeindruckend". Die Teilnehmer der Menschenkette, darunter Anwohner, Kölner Kommunalpolitiker und DITIB-Vertreter, machten deutlich, dass Köln "nicht zum Treffpunkt europäischer Rechtsextremisten" werden solle. Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen sagte mit Blick auf die Zwischenfälle in Rodenkirchen, bei großen Protestveranstaltungen wie während des zweitägigen Kongresses gebe es erfahrungsgemäß auch "Leute, die Gewalt anwenden". "Wir werden alles tun, um Gewalt zu verhindern."
Für Samstag kündigten die Rechtspopulisten eine Kundgebung mit bis zu 1500 Teilnehmern auf dem zentralen Kölner Heumarkt an. Dagegen wollen zeitgleich mehrere zehntausend Menschen in der City demonstrieren. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot von bis zu 3000 Beamten im Einsatz.
Quelle: ntv.de