Rätselhafter Tod des Putin-Feindes Kreml will Beresowskis Vermögen
25.03.2013, 06:42 Uhr
Beresowski galt lange als einer der Superreichen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Kreml fackelt nicht lange. Kaum ist der russische Oligarch Beresowski tot, macht Moskau seine Ansprüche auf dessen Vermögen geltend. Derweil ist noch nicht einmal klar, woran der Intimfein von Präsident Putin gestorben ist. Ermittler setzen auf die Obduktion des Leichnams.
Nach dem Tod des russischen Oligarchen und Putin-Gegners Boris Beresowski will Russland auf das Vermögen des in Moskau wegen zahlreicher Wirtschaftsverbrechen verurteilten Unternehmers zugreifen. Die Generalstaatsanwaltschaft strebe weite r eine Rückkehr von Besitztümern an, die Beresowski sich illegal angeeignet habe, teilte die Behörde nach Angaben der Agentur Interfax mit. Details wurden nicht genannt.
Am Wochenende hatte der Kreml die Nachricht vom Tod Beresowskis gelassen aufgenommen. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte, dass Russland ein Begräbnis in Moskau prüfen könne.
Der am Samstag tot in Großbritannien aufgefundene frühere Moskauer Machtpolitiker war nach seiner Flucht ins englische Exil von der russischen Justiz in gut einem Dutzend Verfahren in Abwesenheit verurteilt worden. Beresowski hatte die Prozesse als politische Rache gegen ihn kritisiert.
Der Erzfeind von Kremlchef Wladimir Putin war im Alter von 67 Jahren in seinem Anwesen in Ascot gestorben. Die Todesursache ist unklar. Allerdings hatten Ermittler nach ersten Erkenntnissen keine Hinweise auf ein Verbrechen entdeckt. "Wir haben nichts, was nach derzeitigem Stand darauf hindeutet, dass Dritte beteiligt waren", sagte Chief Inspector Kevin Brown von der ermittelnden Thames Valley Police. Über die Todesursache könne aber erst nach der Obduktion spekuliert werden.
Eine Vergiftung mit radioaktiven Substanzen wie 2006 beim Ex-Spion und Beresowski-Vertrauten Alexander Litwinenko schloss die Polizei aus. Experten hatten das Haus auch auf radioaktive Strahlung und Verseuchung mit chemischen oder biologischen Substanzen. Gefunden wurde laut Polizei aber nichts. Die Untersuchung sei vorsorglich angeordnet worden, nachdem das persönliche Strahlenmessgerät eines Sanitäters angeschlagen hatte. Beresowski hatten in der Vergangenheit schon einmal einen Mordanschlag überlebt.
Beresowski litt unter Depressionen
Aus Beresowskis Umfeld sickerte durch, der Unternehmer und Politiker habe unter Depressionen gelitten - es könnte sich um einen Freitod handeln. Beresow skis Bodyguard, der den Toten gefunden hatte, gab nach Polizeiangaben zu Protokoll, er habe die Badezimmertür aufbrechen müssen, sie sei von innen abgeschlossen gewesen.
Ein Familienmitglied Beresowskis sprach russischen Berichten zufolge von einem möglichen Selbstmord. Andere Angehörige wiederum gingen von einer "natürlichen Todesursache" aus. Sasha Nerozina, eine gute Bekannte Beresowskis, sagte dem Sender Sky News: "Es gibt nichts Verdächtiges, soweit ich informiert bin."Der erbitterte Putin-Gegner war auch ein enger Vertrauter des 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergifteten russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko.
Große Finanzprobleme
Das Magazin "Forbes" führte Beresowski auf seiner Liste der Superreichen 1997 mit einem Vermögen von drei Milliarden und im Jahr 2007 noch mit mehr als einer Milliarde US-Dollar. Medien hatten zuletzt allerdings über massive finanzielle Probleme geschrieben. Unter anderem soll Beresowski mehrere Werke aus seiner großen Kunstsammlung zum Verkauf angeboten haben. Ein Werk von Andy Warhol, das seinem Besitz zugerechnet wurde, war erst in der vergangenen Woche beim Auktionshaus Christie's für 133.000 britische Pfund unter den Hammer gekommen. 2009 soll Beresowskis Vermögen bereits auf 450 Millionen Dollar zusammengeschrumpft gewesen sein.
Im vergangenen Jahr hatte Beresowski in London einen spektakulären Prozess gegen seinen Landsmann, den Oligarchen Roman Abramowitsch, verloren. Beresowski hatte umgerechnet mehr als 3,5 Milliarden Euro gefordert, weil Abramowitsch ihn zum übereilten Verkauf von Öl-Aktien unter Preis überredet haben soll. Am Ende ging Beresowski leer aus und musste noch erhebliche Anwaltskosten zahlen. Nach Informationen des Magazins "The Lawyer" belief sich die Rechnung für Anwalts- und Gerichtskosten insgesamt auf mehr als 100 Millionen Pfund (117 Millionen Euro). Auch eine gerichtliche Auseinandersetzung mit seiner Ex-Partnerin Jelena Gorbunowa soll ihm teuer zu stehen gekommen sein.
Putin ins Amt geholfen
Beresowski hatte nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland Milliarden verdient, unter anderem mit dem Import westlicher Autos, sowie mit Öl- und Mediengeschäften. Zur Amtszeit von Boris Jelzin galt er als graue Eminenz im Kreml, war aber bereits damals unter anderem wegen Geschäften im russischen Konfliktgebiet Tschetschenien im Nordkaukasus im Visier der Justiz.
Dem Ex-Geheimdienstchef Putin verhalf er nach eigenen Worten einst ins Amt, überwarf sich aber wenig später mit ihm im Streit um die politische Ausrichtung eines Fernsehsenders. 2000, als Putin zum ersten Mal Präsident wurde, ging er ins Exil nach Großbritannien, wo ihm wenig später politisches Asyl gewährt wurde.
Die Regierung in London hatte eine Auslieferung an Russland, wie dieses es forderte, stets abgelehnt. Auch wegen Beresowski - der mehrmals behauptet hatte, sein Leben sei bedroht - sind die britisch-russischen Beziehungen massiv gestört.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts