30 Jahre alter Mord vor Aufklärung Kroatien liefert Ex-Geheimdienst-Chef aus
17.04.2014, 20:59 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Mit Einschüsslöchern am ganzen Körper wird im Juli 1983 ein kroatischer Dissident tot in einer Garage bei München gefunden. Bald ist klar: Der jugoslawische Geheimdienst steckt dahinter. Jetzt könnten endlich die Hintergründe ans Licht kommen.
Kroatien hat den früheren jugoslawischen Geheimdienstchef Zdravko Mustac an Deutschland ausgeliefert. Die kroatische Nachrichtenagentur Hina meldete, Mustac sei von Zagreb aus mit einem Linienflug der Lufthansa in Begleitung deutscher Polizisten nach München geflogen. Der 72-jährige Mustac soll zur Aufklärung des Mordes an einem kroatischen Dissidenten Anfang der achtziger Jahre in der Nähe von München beitragen.
Der damals 57-jährige antikommunistische jugoslawische Dissident Stjepan Djurekovic war im Juli 1983 in Wolfratshausen in seiner Garage erschossen worden. Wie die "Süddeutsche Zeitung" vor knapp zwei Jahren berichtete, hatte er Einschüsse in der rechten Hand, in beiden Armen, im Rücken und den Länden. Sein Schädel sei eingeschlagen gewesen.
Djurekovic sei Manager des staatlichen Erdölunternehmens INA gewesen, der nebenbei regimekritische Schriften verfasste. 1982 sei ihm die Flucht nach Deutschland gelungen. In München, wo bereits viele Exilkroaten lebten, habe er ein neues Zuhause gefunden.
Perkovic bereits im Januar ausgeliefert
Der Oberste Gerichtshof in Zagreb hatte die Auslieferung angeordnet. Mustacs Anwältin Lidija Horvat hatte daraufhin angekündigt, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anzurufen, um die Auslieferung noch zu verhindern. Die Auslieferung ihres Mandanten an Deutschland bezeichnete sie als "politisch" motiviert. Im Januar war bereits der frühere kroatische Geheimdienstoffizier Josip Perkovic in dieser Sache an Deutschland ausgeliefert worden.
Sowohl Mustac als auch Perkovic wurden wegen der Beteiligung an der Ermordung von Djurekovic mit internationalem Haftbefehl gesucht. Perkovic war zum Tatzeitpunkt Geheimdienstoffizier, Mustac sein Vorgesetzter. Nach "SZ"-Angaben, die sich auf Ermittlerkreise beruft, wurden zwischen 1970 und 1989 mindestens 22 Exilkroaten in der Bundesrepublik ermordet.
Seit dem Beitritt zur Europäischen Union im Juli 2013 ist Kroatien zur Auslieferung verpflichtet, wenn gegen den Gesuchten ein internationaler Haftbefehl vorliegt. Doch drei Tage vor dem Beitritt begrenzte Zagreb die Anwendung des Europäischen Haftbefehls auf Straftaten, die nach August 2002 begangen wurden. Dadurch blieben zahlreiche mutmaßliche Straftäter vor der Auslieferung in EU-Länder geschützt. Erst nach scharfem Protest und Sanktionsdrohungen aus Brüssel wurde die Begrenzung im Oktober wieder zurückgenommen.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/dpa