Sie soll Justizministerin werden Pam Bondi - Trumps Frau für alle Fälle


Bondi bringt die derzeit wichtigste Eigenschaft mit: Loyalität.
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Etwa sechs Stunden, nachdem Matt Gaetz seinen Rückzug für das Amt des Justizministers erklärt, steht seine Nachfolge fest: Pamela Bondi soll die Leitung des Justizministeriums übernehmen. Die 59-Jährige hat einen völlig anderen Werdegang als Gaetz. Ist Trump aber genauso treu.
Im Jahr 2021 wird Donald Trumps Wahlkampfberater Corey Lewandowski beschuldigt, eine Frau bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung sexuell belästigt zu haben. Er zahlt Schmerzensgeld, absolviert einen Kurs zur Impulskontrolle. Dennoch wird er aus Trumps Team gedrängt. Seinen Posten bekommt eine Frau: Pamela Bondi.
Drei Jahre später ist die heute 59-Jährige erneut zur Stelle: Kaum hat Matt Gaetz, ebenfalls in sexuelle Kontroversen verstrickt, den Rückzug seiner Nominierung für das Amt des US-Justizministers erklärt, verkündetet Donald Trump: "Pam Bondi wird die nächste Generalstaatsanwältin der Vereinigten Staaten von Amerika." Er wird Recht behalten, falls der Senat sie bestätigt. Ihre Chancen stehen wesentlich besser als die von Gaetz, dem die sexuelle Beziehung mit einer 17-Jährigen und illegaler Drogenkonsum vorgeworfen wurde.
Erste Generalstaatsanwältin
Auf den ersten Blick passt auch das Profil der Republikanerin deutlich besser an die Spitze des Justizsystems. Anders als Gaetz, der als erster Justizminister mit nur minimaler juristischer Erfahrung in die Geschichte der USA eingegangen wäre, begann Bondi in den 1990 Jahren ihre Anwaltskarriere. Als Staatsanwältin arbeitet sie mehr als 18 Jahre in Hillsborough County, im US-Bundesstaat Florida. Laut dem Profil ihrer Lobbyfirma "Ballard Partners", bei der auch Trumps künftige Staatschefin Susie Wiles arbeitete, verhandelte sie "Fälle von häuslicher Gewalt bis hin zu Kapitalverbrechen". Ihre politische Karriere begann Bondi deutlich später: Im Jahr 2010 wurde sie als erste Frau zur Generalstaatsanwältin und damit Chefin der Strafverfolgungsbehörden von Florida gewählt.
Während ihrer achtjährigen Amtszeit geriet Bondi mehrfach in Kritik. Erfolglos bemühte sie sich, Barack Obamas Krankenversicherungsreform, den Affordable Care Act, für verfassungswidrig zu erklären. Als im Jahr 2016 bei einem extremistischen Angriff auf einen LGBTQ+-Club in Orlando 47 Menschen erschossen wurden, geriet Bondi wegen ihrer Unterstützung des Verbots der gleichgeschlechtlichen Ehe in den Fokus. Immer wieder widersetzte sie sich der Ausweitung des gesetzlichen Schutzes für die LGBTQ-Personen. Anerkennung erlangte Bondi für ihren Einsatz im Kampf gegen Menschenhandel - jedoch wurden in diesem Zusammenhang Verbindungen zu verschiedenen Scientologen bekannt, die Bondi angeblich unterstützten.
Nachdem die Juristin 2019 aus dem Amt der Generalstaatsanwältin ausgeschieden war, schloss sie sich als Lobbyistin dem Unternehmen "Ballard Partners" an. Dort vertrat sie Firmen wie Amazon, Uber und General Motors. Auch die katarische Regierung zählte im Vorfeld der dortigen Fußballweltmeisterschaft zu ihren Kunden.
Treue Weggefährtin
Ähnlich wie viele der anderen von Trump nominierten Ministerinnen und Minister bringt Bondi die derzeit wichtigste Eigenschaft mit: Loyalität. "Zu lange wurde das parteiische Justizministerium als Waffe gegen mich und andere Republikaner eingesetzt - damit ist jetzt Schluss", schrieb Trump in seiner Ankündigung auf Truth Social. Mit "Pam" werde sich das Justizministerium wieder auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren, die Verbrechensbekämpfung und "Amerika wieder sicher zu machen".
Bondis Verbindungen zu Trump reichen viele Jahre zurück. Als sich dessen Unternehmen "Trump University" im Jahr 2013 zum wiederholten Mal mit Vorwürfen konfrontiert sah, weil es Studenten horrende Summen für Business-Seminare berechnet hatte, wollte sich Bondi mit ihrem Ministerium den strafrechtlichen Untersuchungen anschließen. Dann erhielt sie von Trump eine Wahlkampfspende in Höhe von 25.000 Dollar - und ließ ihre Klagepläne fallen.
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2016 stellte Bondi sich hinter Trump, statt den Bewerber aus ihrem Heimatstaat, Marco Rubio, zu unterstützen. "Lock her up!", rief sie mit mehreren Abgeordneten, als Trump einige Monate später beim Parteitag der Republikaner als Kandidat bestätigt wurde. Der Aufruf zielte darauf ab, die Demokratin Hillary Clinton hinter Gitter zu bringen.
Rechtlicher Beistand
Im Laufe der Jahre sprang Bondi mehrfach für Trump in die Bresche. In dessen erstem Amtsenthebungsverfahren im Jahr 2019 stand sie ihm als Verteidigerin zur Seite. Trump wurde vorgeworfen, Militärhilfe für die Ukraine von der Bereitschaft des Landes abhängig zu machen, gegen Joe Bidens Familie zu ermitteln. Das Impeachment scheiterte, der Senat sprach Trump frei. Auch im Schweigegeldprozess einige Jahre später erschien Bondi vor Gericht, um den designierten Präsidenten zu unterstützen. Den Sonderermittler Jack Smith, der Trump in zwei Bundesverfahren angeklagt hat, bezeichnete sie als "schrecklichen Menschen".
Im Jahr 2020 übernahm Bondi eine führende Rolle bei Trumps Bemühungen, das Wahlergebnis zu kippen. Bei Pressekonferenzen und in Fernsehinterviews verbreitete sie falsche Behauptungen über eine angebliche Manipulation der Wahl und blieb Trump auch nach dessen Ausscheiden aus dem Amt treu. Bis heute. Als Vorsitzende Juristin des "America First Policy Institute", einer Trump nahestehenden Denkfabrik, legte sie den Grundstein für dessen zweite Amtszeit.
Einzelheiten zu Bondis Plänen als Justizministerin sind bislang nicht bekannt. Trump hatte das Justizsystem in seinem Wahlkampf mehrfach als "Waffe" gegen ihn bezeichnet und geschworen, die Unabhängigkeit der Behörde vom Weißen Haus zu verringern. Als Chefanklägerin würde Bondi eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Trumps Versprechen spielen, politische Gegner strafrechtlich verfolgen zu lassen.
Quelle: ntv.de