Sex- und Arbeitssklaven Menschenhandel in Afrika
23.04.2004, 11:46 UhrAuch im 21. Jahrhundert ist der Handel mit Menschen in Afrika keine Seltenheit. Besonders betroffen sind Kinder und Frauen. Sie werden häufig als Sex- und Arbeitssklaven ausgebeutet, ergab hat eine erste umfassende Untersuchung von Unicef in allen 53 afrikanischen Ländern. Die Größe der humanitären Katastrophe sei allerdings in absoluten Zahlen nicht messbar, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.
"Man wird niemals den ganzen Eisberg sehen können", sagte Andrea Rossi, der Koordinator der Studie des Innocenti-Forschungszentrums der Unicef bei der Vorstellung in Genf. "Wir fanden Fälle von Menschenhandel in fast allen afrikanischen Ländern." Zuverlässige Schätzungen gebe es jedoch nicht.
In 89 Prozent der Länder gibt es der Untersuchung zufolge ein schwunghafter Menschenhandel mit anderen Regionen Afrikas. In 34 Prozent existiert ein Handel mit Europa, in 26 Prozent mit dem Nahen Osten und arabischen Staaten. Das Geschäft mit den Menschen sei aber ein "dynamischer Prozess. Er verändert sich täglich", so Rossi.
Wirtschaftliche Not ist nach den Ermittlungen des in Florenz ansässigen Instituts ein bedeutender Auslöser. Politische Instabilität, Vertreibung, Unterdrückung, Diskriminierung und bewaffnete Konflikte tragen jedoch ebenso dazu bei. Alte Gewohnheiten wie frühe Heiraten und mangelhafte Registrierung von Geburten verschärfen das Problem. Sexuelle und wirtschaftliche Ausbeutung sind die wichtigsten Antriebskräfte der Nutznießer. Die Nachfrage nach Kinder-Soldaten oder jugendlichen Helfern in den Krisenherden des Kontinents ist ebenfalls eine wichtige Ursache. So ist der Handel mit Kindern zwei Mal so groß wie der mit Frauen.
Rund die Hälfte der afrikanischen Länder haben laut Studie inzwischen die Schwere des Problems erkannt. Aber dringend erforderlich seien umfassende Maßnahmen wie die Annahme eines Aktionsplanes für den Kampf gegen den Menschenhandel durch den geplanten EU-Afrika-Gipfel, integrierte Afrika-weite Gegenmaßnahmen und ein besserer Schutz der Menschenrechte.
Quelle: ntv.de