Politik

Wahlkampf zu bester Sendezeit Merkozy im Doppel-Interview

Ob sie im Wahlkampf auch den Sozialisten Hollande empfängt, beantwortete Merkel indirekt.

Ob sie im Wahlkampf auch den Sozialisten Hollande empfängt, beantwortete Merkel indirekt.

(Foto: dpa)

Die deutsch-französische Wahlkampffreundschaft zwischen Kanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy ist am Abend in beiden Ländern im TV zu begutachten. In einem gemeinsamen Interview versichern sich die beiden einander ihrer Wertschätzung. Auch im Kampf um den Euro übt das Duo Merkozy erneut den Schulterschluss.

Premiere für das Duo Merkozy: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy haben erstmals zwei Fernsehsendern ein gemeinsames Interview gegeben. Im Gespräch mit Journalisten von ZDF und France 2 erläuterten sie vor allem die Notwendigkeit einer weiteren Annäherung beiden Länder. Offen antworteten sie aber auch auf Fragen zu ihrer persönlichen Beziehung zueinander.

"Es war uns nicht in die Wiege gelegt, dass wir uns gut verstehen, dass wir freundschaftlich zusammenarbeiten, dass wir uns aufeinander verlassen können", sagte die Kanzlerin. Man arbeite aus "persönlicher Zuneigung", aber vor allem aus "historischer Verantwortung" so gut zusammen. Uneingeschränktes Lob gab es von der anderen Seite. "Ich bewundere Frau Merkel dafür, wie sie in der Krise regiert", sagte Sarkozy. "Ich fühle Freundschaft für sie."

Merkel verteidigte erneut ihre Bereitschaft zu Wahlkampfhilfe für Sarkozy. Der französische Präsident gehöre der gleichen Parteienfamilie an wie sie selbst, sagte die CDU- Vorsitzende. Ob sie noch vor den französischen Präsidentenwahlen in knapp drei Monaten den sozialistischen Kandidaten François Hollande empfangen werde, ließ sie offen. Sarkozy habe vor der zurückliegenden Bundestagswahl auch nicht SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier empfangen, sagte Merkel. "Ich glaube, wir haben heute wichtigere Probleme zu klären." Als Initiator des Interviews galt Sarkozy. Im vergangenen November hatte er bereits mit US-Präsident Barack Obama einen ähnlichen Auftritt absolviert.

Deutschland und Frankreich wollen nach Aussage von Merkel eine Insolvenz Griechenlands nicht hinnehmen, bestehen aber für weitere Finanzhilfen auf Reformen. "Wir weigern uns, die Pleite Griechenlands anzuerkennen. Wir können das nicht akzeptieren", sagte Merkel. Ein zweites Griechenland-Programm werde es nur geben, "wenn die Nachhaltigkeit der griechischen Finanzen gesichert ist", sagte Merkel weiter.

Mit Blick auf die europäische Schuldenkrise betonten Merkel und Sarkozy die Bedeutung der französischen Kooperation. "Es gibt nur Gewinner, wenn wir zusammenarbeiten", sagte der französische Staatschef in dem Interview. Merkel betonte: "Europa ist und war in der schwersten Krise. Deutschland und Frankreich haben es durch viele - manchmal auch kontroverse Diskussionen geschafft - zu den Wurzeln dieser Krise hervorzudringen." Diese habe man nicht nur analysiert, sondern auch Lösungen gefunden.

"Frankreich alleine kann nicht erfolgreich sein, aber Deutschland alleine kann auch nicht erfolgreich sein", betonte Sarkozy. Es gehe nicht darum, den anderen zu imitieren, sondern darum, sich gegenseitig aneinander anzupassen. "Europa wird es nur gut gehen, wenn wir voneinander lernen", sagte Merkel. "Deutschland muss zum Beispiel bei der Familienpolitik noch mehr tun. Frankreich muss schauen, dass die Jugendarbeitslosigkeit weniger wird."

Quelle: ntv.de, dpa/DJ

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