Politik

Mit London und Paris reden Merz denkt über atomare Abschreckung für Deutschland nach

Unter anderem die Rafale-Kampfjets können atomar bestückte Raketen tragen und einsetzen.

Unter anderem die Rafale-Kampfjets können atomar bestückte Raketen tragen und einsetzen.

(Foto: picture alliance / abaca)

In Europa verfügen einzig Frankreich und Großbritannien über Atomwaffen. CDU-Chef Merz denkt angesichts des unsicheren Verhaltens der USA darüber nach, unter diesen Schutz zu schlüpfen. Frühere Angebote aus Paris seien abschlägig beschieden worden. Das könnte sich nun ändern.

Angesichts der Drohungen der neuen US-Regierung, Europa den Beistand zu entziehen, hat Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz Gespräche mit Frankreich und Großbritannien für einen atomaren Schutz gefordert. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass Donald Trump das Beistandsversprechen des Nato-Vertrages nicht mehr uneingeschränkt gelten lässt", sagte Merz im ZDF. Deshalb müssten die Europäer größere Anstrengungen unternehmen, um den Kontinent aus eigener Kraft verteidigen zu können.

"Wir müssen miteinander reden, wie das aussehen könnte", fügte er mit Blick auf die sogenannte atomare Teilhabe hinzu. Die hat Deutschland derzeit mit den USA. Dies bedeutet, dass deutsche Flugzeuge im Kriegsfall amerikanische Atombomben zu ihren Zielen fliegen würden.

Die französische Regierung habe der Bundesregierung mehrfach das Angebot gemacht, über diese Frage zu sprechen, sagte Merz weiter. Deutsche Regierungen seien darauf aber nie eingegangen. Frankreich und Großbritannien verfügen über deutlich weniger Atomwaffen als die USA und Russland. Frankreich suchte eine Kooperation auch aus Kostengründen, weil Atomprogramme sehr teuer sind.

Wichtig sei dabei, wer das sogenannte Letztentscheidungsrecht beim Einsatz der Atomwaffen habe, sagte Merz. "Aber dass wir möglicherweise eben einfach auch in Europa nuklear unabhängiger werden müssen von den USA, das ist eine Frage, die in der Fachwelt der Außen- und Sicherheitspolitiker schon seit vielen Jahren diskutiert wird." Merz hatte am Donnerstag gewarnt, dass die USA in eine längere Phase der Instabilität abrutschen und das politische System autoritäre Züge annehmen könnten.

Der Bund amerikanischer Wissenschaftler schätzte im vergangenen Jahr, dass Frankreich über rund 290 und Großbritannien über 225 atomare Sprengköpfe verfügt. Das wären deutlich weniger als etwa die USA und Russland, deren Bestand auf jeweils mehr als 5000 Sprengköpfe geschätzt wird und immer noch halb so viel wie China zugerechnet wird.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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