Oppositioneller festgenommen Militär "kapert" Flugzeug über Belarus
23.05.2021, 16:51 Uhr
Eine Ryanair-Maschine ist auf dem Weg von Griechenland nach Litauen, als sie von einem belarussischen Militärjet abgefangen und zur Landung gezwungen wird. Ein Passagier wird dort festgenommen. Belarus' Machthaber Lukaschenko soll die Aktion persönlich angeordnet haben.
Behörden in der autoritär regierten Republik Belarus haben nach Berichten von Staatsmedien in Minsk ein Flugzeug auf dem Weg von Athen in die litauische Hauptstadt Vilnius zur Landung gebracht. An Bord war auch der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch, der nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna in Minsk festgenommen wurde.
Ein belarussisches Militärflugzeug habe die Passagiermaschine von Ryanair über belarussischem Gebiet abgefangen und zur Landung in der belarussischen Hauptstadt gezwungen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur BelTa. Lukaschenko selbst habe dies angeordnet, weil es eine Meldung über explosive Stoffe an Bord gegeben habe, so die staatliche Agentur. Derartige Stoffe seien jedoch nicht gefunden worden.
Flughafensprecher teilten in Staatsmedien mit, dass die Piloten an Bord der Passagiermaschine um die Landeerlaubnis gebeten hätten. Später habe sich die Information über die mutmaßliche Bombe als Fehlalarm herausgestellt. Der Schichtleiter des Airports, Maxim Kijakow, sagte im Staatsfernsehen, dass die 123 Passagiere im Transitbereich auf ihren Weiterflug warteten.
Blogger zur Fahndung ausgeschrieben
Oppositionelle sprachen von einem beispiellosen Eingriff in den internationalen Luftraum. Auch der oppositionelle Nachrichtenkanal NEXTA bestätigte die Festnahme seines Mitbegründers und früheren Redakteurs. Lukaschenko habe unter Verstoß gegen alle Gesetze ein Flugzeug "gekapert", kritisierte der Kanal. Eine Stellungnahme der Fluggesellschaft gab es zunächst nicht.
Litauens Präsident Gitanas Nauseda forderte die sofortige Freilassung des Aktivisten Protassewitsch. "Das ist ein nie dagewesener Vorfall (...) Das Regime von Belarus steht hinter dieser abscheulichen Aktion", schrieb er bei Twitter. Auch die deutsche Bundesregierung äußerte sich zu dem Vorfall. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Miguel Berger, forderte eine "sofortige Erklärung" von Belarus.
Die Behörden in Belarus hatten NEXTA als extremistisch eingestuft. Der Kanal hatte im vergangenen Jahr nach der umstrittenen Präsidentenwahl immer wieder zu Massenprotesten gegen Lukaschenko aufgerufen. Der Blogger Protassewitsch gehört zu den vielen international zur Fahndung ausgeschriebenen Oppositionellen, denen Lukaschenko selbst den Kampf angesagt hat. Der Geheimdienst KGB hatte den Journalisten auf eine Liste mit Menschen setzen lassen, denen die Beteiligung an terroristischen Handlungen vorgeworfen werde, wie das Portal tut.by bei Telegram berichtete.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa