Politik

Gelang Martin Bormann die Flucht?NS-Kollaborateur erinnert sich

05.02.2011, 13:23 Uhr

Martin Bormann war einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers. Offiziell soll er bereits 1945 gestorben sein. Doch nun erinnert sich ein belgischer ehemaliger Kollaborateur: Bormann soll als vermeintlicher Geistlicher noch Jahre unbehelligt in Südamerika gelebt haben. Er selbst habe ihn Anfang der 60er Jahre mehrmals getroffen.

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Bormann nahm Einfluss darauf, wer Zugang zu Hitler hatte. (Foto: picture-alliance / dpa)

Der als Kriegsverbrecher in Abwesenheit zum Tode verurteilte Hitler-Vertraute Martin Bormann ist laut einem Zeitzeugen nicht wie offiziell angegeben bereits 1945 gestorben. Vielmehr habe der "Sekretär des Führers" nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Paraguay und Bolivien gelebt, sagte der Belgier Paul van Aerschodt in einem in der belgischen Zeitung "Dernière Heure" veröffentlichten Interview. Er selbst habe Bormann, der sich als Geistlicher ausgegeben habe, um das Jahr 1960 viermal in der bolivianischen Hauptstadt La Paz getroffen. Bormann habe 1947 mit einem von einem Geistlichen ausgestellten Visum nach Südamerika fliehen können.

Der 1900 geborene Bormann war eine der zentralen Persönlichkeiten des Nazi-Regimes. 1941 übernahm er mit den Befugnissen eines Reichsministers die Leitung der Partei-Zentrale der NSDAP und stieg faktisch zum Stellvertreter Hitlers auf. Im Oktober 1946 wurde er vom Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

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Reichsmarschall Hermann Göring (helle Uniform) und Martin Bormann (l.), nach dem Attentat vom 20. Juli 1944. (Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Das Schicksal Bormanns war da trotz Zeugenaussagen über seine angebliche Leiche allerdings unklar, erst knapp dreißig Jahre später wurde eine in Berlin entdeckte Leiche Bormann zugeordnet. Dennoch gab es immer wieder Spekulationen darüber, dass Bormann möglicherweise überlebt habe und ins Ausland geflohen sei.

Der 88 Jahre alte Belgier van Aerschodt wurde selbst 1946 in Belgien wegen Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt. Er lebt unter falschem Namen in Spanien, wo er einen Journalisten der "Dernière Heure" traf. Dieser lobte das "verblüffende Gedächtnis" des Belgiers. Im Interview gab van Aerschodt an, Bormann habe sich in Südamerika als Augustin von Lembach ausgegeben. Als angeblicher Pfarrer habe er die Kommunion sowie Beerdigungen abgehalten und Paare getraut. In Bolivien habe er an Plänen zum Sturz des argentinischen Präsidenten Juan Domingo Perón mitgewirkt. Über das weitere Schicksal Bormanns wisse er aber nichts, sagte van Aerschodt.

Quelle: AFP