Großbritannien bohrt nach Öl Neuer Streit um Falkland-Inseln
22.02.2010, 20:14 UhrGroßbritannien beginnt vor den Falkland-Inseln mit Ölbohrungen. Der venezolanische Präsident Chávez erklärt, Argentinien wäre im Falle eines erneuten bewaffneten Konflikts mit Großbritannien um die Inseln "nicht allein".
Ungeachtet der Kritik lateinamerikanischer Länder hat Großbritannien vor den von Argentinien beanspruchten Falkland-Inseln mit Ölbohrungen begonnen. Die Probebohrung solle etwa 30 Tage dauern, erklärte das britische Ölunternehmen Desire Petroleum PLC in London. Nicaragua drohte an, der Gipfel der lateinamerikanischen Mitgliedsländer der Rio-Gruppe werde eine Resolution gegen das britische Vorgehen verabschieden.
Die Probebohrung solle rund 3500 Meter tief reichen, schrieb Desire Petroleum in einer Mitteilung an die Londoner Börse. Wenn die Bohrung vor den Falkland-Inseln nach etwa 30 Tagen abgeschlossen worden sei, werde das Unternehmen über das weitere Vorgehen informieren. In dem Gebiet werden 60 Milliarden Barrel Erdöl vermutet, wovon allerdings nur ein Teil kommerziell nutzbar sein dürfte. Für die Bohrung war vergangene Woche die 25 Jahre alte Öl-Plattform "Ocean Guardian" von den Marshall-Inseln zu den Falkland-Inseln gebracht worden. Der Transport hatte drei Monate gedauert.
Argentinien lehnt die britische Ölsuche vor den Falklands entschieden ab, weil es die zu Großbritannien gehörende Inselgruppe für sich beansprucht. Ein militärisches Vorgehen gegen die britische Ölsuche hatte die argentinische Regierung wiederholt ausgeschlossen. Staatschefin Cristina Kirchner ordnete allerdings an, dass Schiffe, die zu den 500 Kilometer vor der argentinischen Küste gelegenen Falkland-Inseln wollten, eine Sondergenehmigung benötigten.
Chávez droht indirekt mit Krieg
Vor dem Gipfel der sogenannten Rio-Gruppe im mexikanischen Cancún erklärte Nicaraguas Staatschef Daniel Ortega, Großbritannien solle die Inseln "an ihre wahren Besitzer" zurückgeben. Er werde eine entsprechende Resolution des Gipfels unterstützen.
Der venezolanische Präsident Hugo Chávez erklärte, Argentinien sei im Falle eines erneuten bewaffneten Konflikts mit Großbritannien um die Falkland-Inseln "nicht allein". Er forderte die britische Königin Elizabeth II. auf, die Inselgruppe an Argentinien abzutreten. "Königin von England, mit dir rede ich, Königin von England, die Imperien gehen schon unter", fügte der linksgerichtete Staatschef in seiner Rundfunksendung hinzu.
Die 1833 von den Briten eroberten Falkland-Inseln, die in Lateinamerika Malvinas heißen, sind schon lange ein Zankapfel in den britisch-argentinischen Beziehungen. Im April 1982 besetzte ein argentinisches Expeditionskorps die Inseln. Nach zehnwöchigem Kampf gegen die britische Armee kapitulierte die damals herrschende argentinische Militärjunta. Im Falkland-Krieg starben auf beiden Seiten insgesamt mehr als 900 Menschen. Auf den Falkland-Inseln leben rund 2500 Menschen.
Quelle: ntv.de, AFP