"Better Life Index" OECD will den Wohlstand neu messen
21.01.2014, 14:54 Uhr"Geld allein macht zwar nicht glücklich, trägt aber entscheidend zum Lebensstandard bei", heißt es bei der OECD, die den Indikator "Bruttoinlandsprodukt" künftig durch einen "Better Life Index" ersetzen möchte. Dieser Index lässt sich besser anpassen.

Blick in den Eingangsbereich der Ausstellung "MS Reichtum - Mehr als genug" im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Geht es nach der OECD, hat das Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsindikator bald ausgedient. Viele Aspekte, die das Leben der Menschen prägen, erfasse diese Messzahl gar nicht, erklärte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Berlin. Ihr neuer Wohlstandsindikator, der Better Life Index, misst auch Indikatoren wie Bildung, Wohnverhältnisse oder Sicherheit - und lässt sich zudem individuell anpassen.
Mit Hilfe einer interaktiven können Nutzer das Leben in den 34 verschiedenen OECD-Ländern vergleichen und dabei jedem der elf Themengebiete individuell Gewicht verleihen, wie die OECD erklärte. Ziel ihrer Initiative sei es zu klären, was für das Wohl der Menschen wichtig sei und was Staaten dafür tun könnten.
In Deutschland betrug das BIP-Wachstum im vergangenen Jahr 0,4 Prozent, was zu krisenhaften Schlagzeilen wie "Schwächstes Wirtschaftswachstum seit 2009" Anlass gab.
Werden aber alle elf Bereiche - von Lebenszufriedenheit über Einkommen, Beschäftigung und Umwelt bis hin zu Sicherheit - gleich gewichtet, liegt Deutschland auf Platz 17. Davor liegen beispielsweise Belgien, Irland, Luxemburg und Österreich. Angeführt wird das Ranking von Australien, dahinter liegen Schweden, Kanada und Norwegen. Mittelfristig sollen aber auch andere Partnerländer der OECD wie China, Indien, Indonesien und Südafrika in den Index integriert werden, sodass die größten Volkswirtschaften der Welt abgedeckt sind.
Deutschland schneidet gut ab
Besonders gut schneidet Deutschland in den jeweils von eins bis zehn bewerteten Bereichen Bildung (7,6) und Umwelt (8,8) ab. Den niedrigsten Wert erzielt die Bundesrepublik im Bereich Zivilengagement (3,9), der Wahlbeteiligung und Mitwirkung am demokratischen Prozess misst.
Anders als beim Bruttoinlandsprodukt, das nur den Gesamtwert aller innerhalb eines Jahres in einem Land hergestellten Waren, Güter und Dienstleistungen beziffert, misst der Better Life Index der OECD zufolge viele Faktoren, die sich auch auf die Unterschiede von Arm und Reich beziehen, oder Faktoren, die individuelles Empfinden wie die Lebenszufriedenheit mit in die Betrachtung einbeziehen.
Der Nutzer kann auf der Website der OECD anschließend seinen Wohlstandsindex errechnen lassen - ganz nach seinen Präferenzen. Per Schieberegler kann den einzelnen Kategorien dann mehr oder weniger Wichtigkeit verliehen werden. Die OECD wiederum will über die individuellen Einstellungen der Nutzer besser verstehen lernen, was Menschen für ein zufriedenes Leben wichtig ist - und warum.
Praktisch wird der Better Life Index auch innerhalb der OECD noch keine sonderliche Rolle spielen: Auf dem World Economic Forum wird es ab Mittwoch in Davos selbstverständlich um Wirtschaftswachstum und BIP gehen.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP