Politik

Kommandoaktion in Abbottabad Pakistan verrät US-Geheimnisse

Terrorversteck in Abbottabad: Kinder bergen am Morgen danach Trümmerteile aus der Umgebung.

Terrorversteck in Abbottabad: Kinder bergen am Morgen danach Trümmerteile aus der Umgebung.

(Foto: REUTERS)

Der spektakuläre Einsatz von US-Spezialkräften gegen Terrorchef Osama bin Laden im pakistanischen Abbottabad könnte zu weiteren diplomatischen Verwicklungen führen: Pakistanische Behörden sollen chinesischen Militärexperten Zugang zu den Trümmerteilen eines hochgeheimen Tarnkappen-Hubschraubers der US-Amerikaner gewährt haben. Pakistan bestreitet dies heftig.

Pakistan hat Berichte zurückgewiesen, wonach der Militärgeheimdienst ISI chinesischen Agenten Zugang zu einem abgestürzten Tarnkappen-Hubschrauber der USA gewährt hat. Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage, sagte Armeesprecher Athar Abbas. Die Berichte seien Teil einer "Kampagne" gegen die pakistanischen Streitkräfte. Die "Financial Times" berichtete, chinesische Militäringenieure hätten das Wrack eines "Stealth-Helicopters" vor dessen Rückgabe an die USA fotografieren dürfen. Er war bei der US-Operation gegen Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Abbottabad Anfang Mai zu Schaden gekommen. Die Chinesen hätten außerdem Proben der besonderen Hülle des Helikopters genommen.

Die abgetrennte Heckpartie des Stealth-Hubschraubers im Morgengrauen.

Die abgetrennte Heckpartie des Stealth-Hubschraubers im Morgengrauen.

(Foto: REUTERS)

Der Helikopter, mit dem eine Einheit der US-Spezialkräfte "Navy Seals" zuvor unbemerkt tief in den Luftraum der Atommacht Pakistan eingedrungen war, soll nach US-Angaben bei der Landung auf dem Anwesen des Terroristenführers aufgrund technischer Probleme abgestürzt sein. Die havarierte Maschine wurde anschließend gesprengt. Das Heck war aber weitgehend intakt geblieben. Nach der Aktion hatten pakistanische Sicherheitskräfte Trümmerteile des Hubschraubers geborgen und unter Planen verdeckt abtransportiert. Dem Bericht der "New York Times" zufolge war der "Black Hawk" mit einer Geheimtechnik ausgerüstet, um nicht vom Radar erfasst werden zu können.

Fiasko für das Pentagon?

In Expertenkreisen war von einer speziellen Beschichtung von Außenhaut und Rotorblättern die Rede, wie sie auch bei US-Tarnkappenbombern vom Typ Northrop "B-2" Verwendung finden. Aufgrund ihrer Form und den Beschränkungen beim Gewicht galten Hubschrauber bislang generell als ungeeignet für die sogenannten "Stealth"-Technologien.

Kurze Zeit später: Ein Sichtschutz aus vor Ort erhältlichen Materialien verdeckt das brisante Objekt bis zum Eintreffen der Transporter.

Kurze Zeit später: Ein Sichtschutz aus vor Ort erhältlichen Materialien verdeckt das brisante Objekt bis zum Eintreffen der Transporter.

(Foto: REUTERS)

US-Vertreter sagten der Zeitung, es gebe keine "endgültigen Beweise" für den Besuch der Chinesen in Abbottabad. Die Vorwürfe stützen sich demnach auf abgehörte Gespräche, in denen Pakistaner darüber sprechen, die Chinesen zur Absturzstelle einzuladen. Ein US-Vertreter sagte der Zeitung, Geheimdienstmitarbeiter seien sich "sicher", dass die Chinesen den Helikopter fotografieren und sogar Teile des Wracks mitnehmen duften. Damit wäre es möglich, dass die bislang hochgeheime Zusammensetzung der Anti-Radar-Beschichtung in China analysiert und nachgebaut werden könnte.

Peking weiß von nichts

Ein Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte, er habe "große Zweifel" an der Geschichte. "So etwas würde nie passen", sagte er. Außenamtssprecher Jiang Yu hatte Berichte über eine angebliche Bitte aus Peking, das Wrack sehen zu dürfen, schon im Mai als "lächerlich" bezeichnet.

Abtransport am Tag nach der Aktion: Ist das der pakistanische Geheimdienst?

Abtransport am Tag nach der Aktion: Ist das der pakistanische Geheimdienst?

(Foto: REUTERS)

Osama bin Laden war Anfang Mai von einer US-Spezialeinheit in Abbottabad getötet worden. Die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA hatten sich nach der Kommandoaktion deutlich verschlechtert. Der Einsatz gegen den Al-Kaida-Chef hatte aufgedeckt, dass Bin Laden schon lange unbehelligt in Pakistan lebte. Die Regierung in Islamabad zeigte sich wiederum verärgert, dass die USA ihre Behörden nicht vorab über die Aktion informiert hatten.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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