"Waffenstillstandsabkommen 1945" Peinlicher Schnitzer des Élysée
28.04.2010, 17:36 Uhr
Wilhelm Keitel bei der Unterzeichnung der Kapitulations-Urkunde in der Nach vom 8. zum 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.
(Foto: picture-alliance / dpa)
In Deutschland weiß jeder Schüler, dass das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa nicht durch ein Waffenstillstandsabkommen, sondern durch die bedingungslose Kapitulation Nazideutschlands besiegelt wurde. Im Élyséepalast gibt es hingegen Historiker, die eine Geschichtsstunde nachsitzen sollten.
Der französischen Regierung ist erneut ein peinlicher historischer Schnitzer unterlaufen: Wie bereits im vergangenen Jahr war in einem Schreiben des Élyséepalastes zum Gedenktag des Kriegsendes 1945 von einem "Waffenstillstandsabkommen" (armistice) die Rede. Tatsächlich gab es jedoch kein solches Abkommen, sondern die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Im vergangenen Jahr habe der Élysée die Schuld dem Staatssekretariat für die Veteranen zugeschoben, berichtete das Magazin "Le Point".
Es ist nicht das erste Mal, dass der Élysée bei der jüngeren Zeitgeschichte schludert. Beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen November war in der ersten Version des Programms als deutsche Nationalhymne "Deutschland, Deutschland über alles" angegeben - der Beginn der ersten Strophe, die wegen ihrer Verbindung zur Nazizeit seit Kriegsende nicht mehr gesungen wird. Kurz zuvor hatte Präsident Nicolas Sarkozy behauptet, er sei beim Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 dabei gewesen, was sich später als falsch herausstellte.
Quelle: ntv.de, AFP