Zahlreiche Hinweise auf Armeeeinsatz Plant Syrien ein Massaker?
10.12.2011, 11:46 Uhr
Videobild aus Homs. Die zentralsyrische Provinz gilt als Hochburg des Protests.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der oppositionelle syrische Nationalrat geht davon aus, dass die Regierung von Präsident Assad ein "kollektives Massaker" vorbereitet. So sollen weitere Proteste verhindert werden. Dem Nationalrat zufolge gebe es zahlreiche Hinweise auf einen entsprechenden Einsatz der Armee. Die Vereinten Nationen schätzen, dass seit dem Beginn der Proteste gegen Assad Mitte März bereits mehr als 4000 Menschen getötet wurden.
Der oppositionelle syrische Nationalrat hat der Regierung von Präsident Baschar el Assad vorgeworfen, in der Protesthochburg Homs "ein Massaker" zu planen. Es gebe zahlreiche Hinweise auf einen bevorstehenden Einsatz der Armee, teilte der Nationalrat mit. Am Montag befasst sich der UN-Sicherheitsrat mit der Gewalt in Syrien.
"Alle Informationen, darunter Videos und Berichte von Aktivisten vor Ort, weisen darauf hin, dass das Regime ein kollektives Massaker vorbereitet, um die Revolution in Homs zu ersticken und ein Beispiel für andere Regionen zu setzen", erklärte der Nationalrat. Die Armee habe mehr als sechzig Straßensperren in Homs errichtet und tausende Soldaten mit schwerem militärischem Gerät rund um die Stadt zusammengezogen.
Außerdem sind neuen Angaben von Aktivisten zufolge am Freitag bei Protesten gegen die Regierung mindestens 41 Zivilisten von Sicherheitskräften getötet worden. Wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, befanden sich auch Frauen und mehrere Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 14 Jahren unter den Todesopfern. Allein 18 Zivilisten starben demnach nahe der Hauptstadt Damaskus, zwölf Demonstranten seien in der zentralsyrischen Provinz Homs, einer Hochburg des Protests, getötet worden. Auch im nördlicher gelegenen Hama und in Daraa im Süden des Landes gaben Sicherheitskräfte der Organisation zufolge tödliche Schüsse ab.
USA "zutiefst beunruhigt"
Angesichts der "Massaker"-Vorwürfe der Opposition zeigten sich die USA nach Angaben einer Sprecherin des US-Außenministeriums "zutiefst" beunruhigt. Großbritannien forderte die syrische Führung auf, "umgehend" die Truppen aus Homs abzuziehen und die "inakzeptable" Niederschlagung des Protests zu beenden.
Bei erneuten Protesten wurden nach Angaben von Menschenrechtlern landesweit mindestens 24 Menschen von Sicherheitskräften getötet, darunter vier Kinder. Der in London ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden allein zehn Zivilisten in Homs getötet.
Der UN-Sicherheitsrat befasst sich am kommenden Montag auf Initiative Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens mit der Gewalt in Syrien. Nach einer "lautstarken" Debatte einigte sich das mächtigste UN-Gremium am Freitag schließlich doch noch im Konsens auf eine Unterrichtung durch UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay, wie aus Diplomatenkreisen in New York verlautete. Pillay hatte zuvor die Tatenlosigkeit des Sicherheitsrates angesichts der Gewalt in Syrien verurteilt.
Mehr als 4000 Tote
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bekräftigte, dass seit dem Beginn der Proteste Mitte März mehr als 4000 Menschen durch die Gewalt gestorben seien. Die Zahlen beruhten auf "glaubwürdigen Quellen", sagte Ban bei einem Besuch in Kenia. Damit widersprach er Assad, der diese Zahl in einem US-Fernsehinterview bestritten hatte.
In dem Interview mit dem Sender ABC hatte Assad zudem die Verantwortung für die Gewalt von sich gewiesen. Zugleich räumte er ein, dass einzelne Führungskräfte der Sicherheitsbehörden Fehler gemacht hätten. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu forderte Assad daraufhin am Freitag auf, die Schuldigen zu bestrafen. "Wenn er aufrichtig ist, wird er die Mörder umgehend bestrafen", sagte Davutoglu. Syrien warf ABC am Freitag vor, Assads Äußerungen in dem Interview "absichtlich" verdreht zu haben. Weite Teile seien ausgelassen worden, kritisierte Außenamtssprecher Dschihad Makdessi.
Quelle: ntv.de, AFP