Staatsfernsehen zeigt Verdächtige Putin entgeht angeblich Anschlag
27.02.2012, 07:04 Uhr
"Gehorche!": Seit Wochen machen Demonstranten gegen Putin mobil.
(Foto: REUTERS)
Wollten islamistische Terroristen Putin töten? Drei Verschwörer sollen gefasst worden sein - und gestanden haben. Russlands Staatsfernsehen zeigt die Verdächtigen. Aber das mutmaßliche Mordkomplott wirft Fragen auf.
Geheimdienste aus der Ukraine und Russland haben nach einem Bericht des Moskauer Staatsfernsehens ein Sprengstoffattentat auf den Präsidentschaftskandidaten Wladimir Putin vereitelt. Wie der vom Kreml kontrollierte Erste Kanal berichtete, wollten drei Russen im Auftrag des tschetschenischen Terroristenführers Doku Umarow Regierungschef Putin nach der Präsidentenwahl am 4. März in Moskau töten. Einer der Männer sei bei dem Bauen einer Bombe ums Leben gekommen, hieß es. Zwei weitere seien verhaftet worden.
Eine Sprecherin des ukrainischen Geheimdienstes SBU bestätigte, dass die beiden Verdächtigen in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer gefasst worden seien. Rebellenführer Umarow wurde in der Vergangenheit für mehrere blutige Anschläge in der russischen Hauptstadt verantwortlich gemacht.
Staatsfernsehen präsentiert Geständnisse
Unklar war, warum das Staatsfernsehen einen eigenen Bericht aus Odessa mit Aufnahmen von der Festnahme und Videogeständnissen der Verdächtigen im Programm hatte, aber zunächst über Stunden keine Behörde die Information bestätigen konnte – zumal die Festnahmen den Angaben zufolge bereits Anfang des Jahres erfolgten
Das Staatsfernsehen veröffentlichte Videoaussagen der Verdächtigen, die vor der Kamera zugaben, auf Putin einen Sprengstoffanschlag in Moskau geplant zu haben. Den Angaben zufolge handelten die Männer im Auftrag des Terrorchefs Umarow. Sie seien aus den Arabischen Emiraten über die Türkei in die Ukraine eingereist.
Auf dem Notebook des aus Tschetschenien stammenden Verdächtigen Adam Osmajew seien Anschlagspläne sowie Aufnahmen von Putins Regierungslimousine gefunden worden. Osmajew wird in dem Video mit Verletzungen gezeigt. Er erzählt davon, dass er selbst nur für die Planung zuständig gewesen sei. Ein Selbstmordattentäter sei bei einer Explosion im Januar in der Ukraine ums Leben gekommen. Die Ermittlungen dauerten an, hieß es in dem Bericht des Staatsfernsehens.
Die Zweifel bleiben
Im kritischen Radiosender Echo Moskwy äußerten Hörer spontane Zweifel an der Geheimdienstgeschichte, die viele Fragen aufwerfe. Es entstehe der Verdacht, dass die Information gezielt vor der Wahl in die Welt gesetzt werde, um Putins Zustimmungswerte zu erhöhen, hieß es in dem Sender. Der Ex-Geheimdienstchef Putin will am 4. März nach 2000 und 2004 erneut zum Präsidenten gewählt werden.
Auch am Tag der Präsidentschaftswahlen im Jahre 2008 wurde nach Angaben der Behörden ein Anschlag auf Putin vereitelt. Im russischen Staatsfernsehen hieß es, wer die Berichte über den nun vereitelten Anschlag als PR bezeichne, sei "psychologisch krank".
Bei der Wahl am 4. März will Putin erneut in das Amt des Staatschefs gewählt werden. Er war schon in den Jahren 2000 bis 2008 zwei Wahlperioden lang russischer Präsident und gab das Amt an den derzeitigen Staatschef Dmitri Medwedew ab, der sich nun zu Putins Gunsten zurückzieht.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa