Furcht vor Nordkorea Raketenabschuss soll bevorstehen
10.04.2013, 09:48 Uhr
Ostasien hält den Atem an. Nach den Provokationen und Kriegsdrohungen des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un befürchten Südkorea, Japan und die USA einen Raketenabschuss. Experten glauben, dass dieser unmittelbar bevorsteht.
Japan und Südkorea haben die Alarmbereitschaft ihrer Armeen erhöht. Beide Länder fürchten einen Raketenabschuss Nordkoreas – der könnte unmittelbar bevorstehen, sagen Experten. Es gelte der absolute Alarmzustand, sagte der japanische Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Regierungschef Shinzo Abe versprach seinen Landsleuten: "Wir unternehmen die größtmöglichen Anstrengungen, um das Leben unseres Volkes zu schützen und seine Sicherheit zu garantieren."
Die nordkoreanische Staatszeitung "Rodong Sinmun" warf Tokio "militärisches Abenteurertum" vor. Die nordkoreanische Armee sei in der Lage, "US-Militärstützpunkte nicht nur in Japan, sondern auch anderswo im asiatisch-pazifischen Raum zu vernichten". Bereits am Dienstag meldete das südkoreanische Militär, dass Nordkoreas Mittelstreckenraketen startklar seien. Es geht aber nicht um einen Angriff, sondern wohl eher um einen Raketentest zur Demonstration militärischer Stärke.
Verteidigungsexperte Thomas Wiegold sagte bei n-tv: "Es ist also nicht so, dass damit gedroht worden wäre, Raketen auf bestimmte Ziele abzufeuern, auch wenn in Tokio die Patriot-Raketenabwehrstellung aufgebaut sind, um eine solche mögliche Bedrohung abzufangen." Was die Atomsprengköpfe Nordkoreas angehe, wisse "auch keiner so richtig, wie weit die auf Raketen an ein Ziel gebracht werden können", so Wiegold. Sofern Nordkorea nur eine einzelne Rakete abfeuere, stünden die Chancen gut, diese abzuschießen, sagte der Experte. Bei mehreren angreifenden Raketen schaffe es kein Abwehrsystem, hundert Prozent abzuschießen.
Das gemeinsame US-südkoreanische Kommando in Südkorea rief derweil laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap eine "lebensbedrohliche Situation" aus. Der Alarmzustand sei von Stufe drei auf Stufe zwei angehoben worden, berichtete Yonhap unter Berufung auf einen hochrangigen Militär. Dies ist die zweithöchste Alarmstufe, Stufe eins gilt den Angaben zufolge nur in Kriegszeiten. Die USA haben in Südkorea 28.500 Soldaten als Abschreckung gegen eine mögliche nordkoreanische Aggression stationiert.
Raketen sollen zum sofortigen Einsatz bereit sein
Aus südkoreanischen Geheimdienstkreisen hieß es, die an die Ostküste des Landes verlegten nordkoreanischen Raketen seien "zum sofortigen Einsatz" bereit. Experten rechnen damit, dass Pjöngjang die Raketen noch in dieser Woche starten lässt. In Erwartung eines möglicherweise bevorstehenden nordkoreanischen Raketenstarts sind die Streitkräfte Südkoreas und der USA in erhöhter Alarmbereitschaft. Nach Berichten südkoreanischer Medien verstärken beide Länder damit ihre militärische Aufklärung gegenüber Nordkorea.
Südkorea und die USA vermuten, dass Nordkorea noch in dieser Woche eine Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 4000 Kilometern von einer mobilen Startrampe von der Ostküste abfeuern wird. Ein solcher Schritt wäre eine deutliche Eskalation in der ohnehin stark angespannten Situation auf der koreanischen Halbinsel. Der Kommandeur der US-Streitkräfte im Pazifik, Admiral Samuel Locklear, hatte zuvor bestätigt, dass Nordkorea eine Mittelstreckenrakete des Typs "Musudan" an die Ostküste des Landes verlegt habe. Die Rakete könnte theoretisch die US-Pazifikinsel Guam, jedoch nicht das amerikanische Festland treffen, sagte Locklear dem Streitkräfteausschuss des US-Senats in Washington.
Chinesen dürfen nicht mehr nach Nordkorea
Zudem bezeichnete Locklear den Test von Langstreckenraketen und Nuklearwaffen durch Nordkorea als unmittelbare Bedrohung. Es gehe davon eine "eindeutige und direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit Amerikas sowie für Frieden und Stabilität in der gesamten Region" aus, sagte Locklear laut dem Fernsehsender CNN.
Russland hat das Verhalten seines Nachbarlandes Nordkorea im Konflikt mit Südkorea und den USA als "inakzeptabel" kritisiert. Ein Land dürfe nicht "offen und aufsässig" gegen Resolutionen des Weltsicherheitsrates verstoßen, sagte Lawrow in einem Fernsehinterview. "Wir halten die Situation für sehr ernst, denn Atomtests und Raketenstarts sind kein Witz", sagte Lawrow. "Die gegenseitigen Schuldzuweisungen, Drohungen und Warnungen können einen kritischen Punkt erreichen, wenn die Menschen sich in eine Ecke gedrängt fühlen und etwas tun müssen, was die Öffentlichkeit erwartet", warnte der Minister. Seinen Botschafter wird Russland bis auf Weiteres nicht aus dem Land abziehen - trotz Warnungen Kims, im Falle eines Krieges nicht mehr für die Sicherheit ausländischer Diplomaten garantieren zu können.
China hat angesichts der Kriegsdrohungen aus Nordkorea Reisen in das Nachbarland verboten. Die chinesischen Behörden gaben die Anordnung an mehrere Veranstalter in der Grenzregion nahe der Stadt Dandong aus. Eine Sprecherin eines Reiseveranstalters sagte: "Alle Reisen nach Nordkorea wurden von heute an gestoppt und ich weiß nicht, wann sie wieder aufgenommen werden." Als Grund nannte die Sprecherin die Lage in Nordkorea. Reisen in das Nachbarland unterliegen ohnehin starken Einschränkungen und sind nur über einen Veranstalter möglich.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP/rts