Fall Glaeseker seit 2010 bekannt SPD: Wulff ist nicht unbeteiligt
01.02.2012, 17:13 Uhr
Das Bundespräsidialamt weiß offenbar schon seit eineinhalb Jahren von Vorwürfen gegen den früheren Wulff-Sprecher Glaeseker. Die SPD fordert, der Bundespräsident müsse endlich "Verantwortung für das Handeln seines Mitarbeiters" übernehmen. Wulff sei "kein unbeteiligter Dritter".
Die SPD hält Bundespräsident Christian Wulff nach neuen Vorwürfen mitverantwortlich für die Bestechungsaffäre um dessen Ex-Sprecher Olaf Glaeseker. "Wulff ist kein unbeteiligter Dritter", sagte SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann der "Frankfurter Rundschau".
"Die neuen Fakten zeigen: Der Versuch, die Affäre auf Glaeseker zu beschränken, ist endgültig gescheitert", sagte Oppermann. Der Bundespräsident müsse endlich "Verantwortung für das Handeln seines Mitarbeiters zu übernehmen".
Zuvor hatte der "Stern" berichtet, das Präsidialamt habe bereits seit 2010 von Vorwürfen gegen Glaeseker gewusst.
Dem "Stern" zufolge hatte ein Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" schon im August 2010 angefragt, ob es zutreffe, dass der Eventmanager Manfred Schmidt Glaeseker wiederholt kostenlose Urlaubsaufenthalte ermöglicht habe. Nach "Stern"-Informationen bestätigte der Sprecher Wulffs damals gegenüber der "Süddeutschen" solche Besuche, stellte sie aber als rein privat dar.

Mit Präsidialamtsleiter Hagebölling gerät ein weiterer Weggefährte Wulffs ins Zwielicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am 29. August 2010 verfasste Glaeseker dem Bericht zufolge dazu auch eine "Sachverhaltsdarstellung" für den Leiter des Präsidialamtes, Lothar Hagebölling. Auch hier bestätigte Glaeseker die Urlaubseinladungen und stellte seine Beziehung zu Manfred Schmidt ebenfalls als rein privat dar.
Präsidialamt dementiert
Das Präsidialamt widersprach dem Bericht. Eine solche "Sachverhaltsdarstellung" liege dem Amt nicht vor, hieß es.
Nach Recherchen des "Stern" wusste Hagebölling damals jedoch, dass Glaeseker auch dienstlich intensiv mit dem von Schmidt organisierten "Nord-Süd-Dialog" befasst war. So hatte sich Glaeseker in einem Konflikt zwischen Schmidt und dem Flughafen Hannover, der Ende 2009 für die Veranstaltung ein Terminal an Schmidt vermietete, an Hagebölling gewandt. Der war damals Leiter der niedersächsischen Staatskanzlei, Glaeseker amtierte als Sprecher des damaligen Ministerpräsidenten Wulff.
Kleiner Hilfsdienst unter Freunden
Die Flughafengesellschaft hatte Schmidt damals dem "Stern" zufolge mit angeblich überhöhten Geldforderungen verärgert. In einem Schreiben von Glaeseker an Hagebölling vom 24. November 2009 setzte sich Wulffs Sprecher darauf für Schmidt ein. Die "finanziellen Forderungen" des Airport-Betreibers könne und werde der Eventmanager "so nicht akzeptieren", schrieb Glaeseker. Er und Hagebölling begaben sich daraufhin gemeinsam zu einem "Vor-Ort-Erörterungstermin" bei der Flughafengesellschaft. Das bestätigte die Staatskanzlei in Hannover dem "Stern".
Es ist nicht das erste Mal, dass auch Hagebölling in die Kritik gerät. Hagebölling hatte dem niedersächsischen Landtag im April 2010 gesagt, es habe keine Beteiligung des Landes am "Nord-Süd-Dialog" gegeben. Mittlerweile ist klar, dass das nicht stimmte.
Vergangene Woche hatte die Staatsanwaltschaft Glaesekers Büro im Präsidialamt durchsucht. Die Behörde ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit gegen Glaeseker. Gegen Schmidt wird wegen Verdachts der Bestechung ermittelt.
Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa