Bundestagswahl 2021 SPD und Union werben um FDP und Grüne
26.09.2021, 18:00 Uhr
Olaf Scholz auf der Wahlparty der SPD im Willy-Brandt-Haus.
(Foto: dpa)
Nach der Bundestagswahl reklamieren sowohl SPD-Kanzlerkandidat Scholz als auch CDU-Chef Laschet den Regierungsauftrag für sich. Beide werben um potenzielle Koalitionspartner: Grüne und FDP. Die Union hat sich sogar schon einen Namen für die mögliche Koalition ausgedacht.
Bei der Bundestagswahl liefern sich CDU/CSU und SPD das erwartet enge Rennen. In ersten Hochrechnungen liegen Union und Sozialdemokraten nahezu gleichauf. Mit einem Unterschied: Die Union verliert massiv, die SPD legt zu. Die Grünen schneiden nicht so gut ab wie ursprünglich erwartet, die FDP ist zweistellig. Eine rot-grün-rote Koalition hätte keine Mehrheit.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sagte im Willy-Brandt-Haus vor jubelnden Anhängern, es werde ein langer Wahlabend. Das Wahlergebnis sei "ein Auftrag", die politischen Ziele der SPD umzusetzen. Zuvor hatte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil bei ntv gesagt, das Wahlergebnis sei ein Sieg für die Sozialdemokraten. "Man sieht heute Abend, der rote Balken geht nach oben, der schwarze Balken geht nach unten." Vor ein paar Wochen sei die SPD noch abgeschlagen, "dann haben 400.000 Mitglieder für Olaf Scholz Wahlkampf gemacht." Scholz habe "diesen Wahlkampf wirklich gerockt".
Auch Unionskanzlerkandidat Armin Laschet beanspruchte die Regierungsbildung für sich. Die Union habe "einen klaren Auftrag erhalten". Der CDU-Chef räumte vor Anhängern im Konrad-Adenauer-Haus ein, dass die Union mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein könne. "In jedem Fall stellt das Wahlergebnis Deutschland, die Union, alle demokratischen Parteien vor große Herausforderungen." Ohne Grüne und FDP zu nennen, signalisierte er, dass er versuchen wolle, ein Jamaika-Bündnis zu bilden. In einer "Zukunftskoalition" werde es um "mehr Nachhaltigkeit in jeder Hinsicht" gehen, "beim Klimaschutz und bei den Finanzen".
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sagte auf der Wahlparty der Grünen: "Wir wollten mehr, das haben wir nicht erreicht, auch aufgrund eigener Fehler (...), eigener Fehler von mir". Die Grünen könnten jedoch auch sagen: "Dieses Mal hat es nicht gereicht, aber wir haben einen Auftrag für die Zukunft." Deutschland brauche eine Erneuerung. "Dafür kämpfen wir jetzt weiter. Das ist die Verantwortung für unser Land. Robert (Habeck) und ich werden dem in den nächsten Tagen - gemeinsam - gerecht werden."
FDP-Chef Christian Lindner sagte, die Bürgerinnen und Bürger wollten "eine Koalition aus der Mitte heraus". FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte bei ntv, die Liberalen hätten ihr Wahlziel erreicht: "Wir wollten sicherstellen, dass es nicht zu einer rot-rot-grünen Regierung kommt." Die FDP werde "Kurs halten, und dass was wir den Wählern zugesagt haben, in den Fokus rücken". Auf die Frage, ob die FDP eine Ampel oder Jamaika bevorzuge, sagte Wissing: "Es bleibt dabei, es kommt auf die Inhalte an." An diesem Abend werde es keine Beratungen mehr geben.
In Bayern muss die CSU deutliche Verluste hinnehmen. Nach ersten Infratest-dimap-Zahlen des Bayerischen Rundfunks landen die Christsozialen nur noch bei 33 Prozent - vor vier Jahren hatten sie 38,8 Prozent erreicht. CSU-Chef Markus Söder sagte in einem ersten Statement in Berlin, die SPD habe "schon mehrere Tage lang zu früh gejubelt". Er hoffe noch auf Direktmandate aus Bayern.
AfD-Chef Tino Chrupalla sagte bei ntv, seine Partei sei "gekommen um zu bleiben". Die AfD habe gezeigt, "dass wir eine starke Stammwählerschaft in Deutschland haben".
Quelle: ntv.de, hvo/dpa