Politik

Tod am Galgen Saddam hingerichtet

Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein ist am Samstagmorgen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet worden. Wie irakische Fernsehsender unter Berufung auf das Außenministerium in Bagdad berichteten, wurde der 69-Jährige im Morgengrauen gegen 06.00 Uhr Ortszeit (04.00 MEZ) gehängt. Entgegen ersten Berichten fand die erwartete Exekution seines Halbbruders und eines Ex-Richters noch nicht statt. US-Präsident George W. Bush bezeichnete die Hinrichtung als Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak.

Die Leiche Saddams soll an diesem Sonntag in seiner Heimatstadt Tikrit beigesetzt werden. Eine Delegation aus seinem Heimatort sei nach Bagdad gekommen, um den Leichnam abzuholen und in das Dorf bei Tikrit zu bringen, berichtete ein Korrespondent des Nachrichtensenders Al-Arabija am Samstagabend aus Bagdad.

Wie der Sicherheitsberater der irakischen Regierung, Muwaffak al-Rubai, dem US-Sender CNN sagte, wurde die Vollstreckung der Todesurteile gegen Saddams Halbbruder Barsan al-Tikriti und den früheren Richter Awad al-Bandar verschoben. Dieser Samstag solle "allein mit der Hinrichtung Saddams in historischer Erinnerung bleiben". Ein anderer Regierungsvertreter sagte, die Todesstrafe an den beiden werde erst nach dem Opferfest vollstreckt, das sich von Samstag an über mehrere Tage hinzieht.

Die Hinrichtung Saddams habe internationalem, irakischem und muslimischem Recht entsprochen, sagte Al-Rubai. "Von A bis Z" sei alles gefilmt und auf Fotos festgehalten worden. Rund sechs Stunden nach der Hinrichtung zeigte das Staatsfernsehen "Al-Irakija" einige Sekunden lang die letzten Augenblicke des Lebens von Saddam Hussein, nicht aber die Hinrichtung selbst.

Eine Anwältin Saddams bezeichnete es als "illegal", dass die Verteidigung nicht zur Hinrichtung zugelassen worden sei. Ihr sei die Einreise in den Irak verweigert worden, sagte die Anwältin Buschra Chalil dem Sender Al-Dschasira.

"Er zitterte nicht"

Saddam sei mit einem Koran in den gefesselten Händen in den Hinrichtungsraum geführt worden, so Al-Rubai weiter. Kurz vor seinem Tod sei ihm nochmals das Urteil und dessen Bestätigung durch ein Berufungsgericht verlesen worden. Saddam habe wie ein "gebrochener Mann gewirkt", habe aber keine Reue gezeigt, berichtete Al-Rubai. Er habe es abgelehnt, mit verhülltem Kopf zu sterben.

Die Hinrichtung verlief nach Aussagen von anderen Augenzeugen schnell und ruhig. "Es ging sehr schnell. Er starb sofort", sagte ein irakischer Regierungsvertreter. "Er machte einen ruhigen Eindruck, er zitterte nicht." Den Angaben zufolge sprach Saddam unmittelbar vor seiner Hinrichtung das muslimische Glaubensbekenntnis "Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet". Der Verurteilte habe aber keine andere Bemerkung mehr gemacht, als er von den Polizisten zum Galgen geführt worden sei.

Der Regierungsvertreter machte keine Angaben dazu, wo die Hinrichtung stattgefunden hat. Er sagte lediglich, sie sei nicht innerhalb des stark befestigten Regierungsviertels von Bagdad, der so genannten Grünen Zone, vollzogen worden. Einem anderen Augenzeugen zufolge wurde sie im so genannten "Lager der Gerechtigkeit" vollstreckt, einem ehemaligen Stützpunkt der berüchtigten Sicherheitskräfte von Saddam, der heute regelmäßig von irakischen Gerichten für Hinrichtungen genutzt wird.

Aufschub abgelehnt

Die Anwälte Saddams bestätigten die Hinrichtung ihres Mandanten. Saddam war wenige Stunden vor seinem Tod durch den Strang aus amerikanischem Gewahrsam den irakischen Behörden übergeben worden. Dies war eine Voraussetzung für die Vollstreckung des Urteils. Anzeichen für eine baldige Hinrichtung war auch die Aufforderung an die Anwälte Saddams gewesen, die persönliche Habe des Todeskandidaten aus dem Gefängnis abzuholen.

Ein US-Bezirksgericht in Washington hatte in der Nacht einen Antrag der Anwälte Saddams abgelehnt, mit dem diese in letzter Minute einen Aufschub der Hinrichtung erreichen wollten. Anwalt Doebbler sprach in einem Interview des US-Senders CNN von einem "ungewöhnlichen Schritt" des US-Gerichts. Die bevorstehende Hinrichtung Saddams nannte er eine Ungerechtigkeit, an die man noch lange denken werde.

Bush: "Meilenstein" für Irak

US-Präsident George W. Bush begrüßte die Hinrichtung des Ex-Machthabers als Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak, der sich selbst regieren, verteidigen und ein Verbündeter im Kampf gegen den Terrorismus sein könne. Der Tod Saddams werde allerdings nicht die Gewalt im Irak beenden. In einer am Freitagabend (Ortszeit) verbreiteten Erklärung des Präsidenten hieß es weiter, Saddam habe ein faires Verfahren erhalten, das er den Opfern seines brutalen Regimes verweigert habe. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung könnten die Iraker jetzt in die Zukunft schauen.

Menschenrechtler: Verfahren mit schweren Mängeln

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch dagegen bezeichnete die Hinrichtung als einen bedeutsamen Schritt weg von den Menschenrechten. Das Verfahren gegen Saddam habe schwere Mängel aufgewiesen, heißt es in einer Erklärung der Organisation. Saddam sei zwar für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, aber das könne die Todesstrafe als grausame und inhumane Bestrafung nicht rechtfertigen.

Saddam, sein Halbbruder und der frühere Richter waren am 5. November wegen des Massakers in dem schiitischen Ort Dudschail im Juli 1982 an 148 angeblichen Verschwörern zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte das Urteil am Dienstag bestätigt.

Saddam Hussein herrschte über den Irak als Staats- und Parteichef seit 1979 fast 24 Jahre lang. Im April 2003 war der Diktator von einer von den USA geführten Streitmacht gestürzt worden. Nach der Einnahme Bagdads versteckte er sich in der Nähe seiner Heimatstadt Tikrit, wo er erst im Dezember 2003 von US-Soldaten in einem Erdloch entdeckt wurde. Im Oktober 2005 wurde der Prozess gegen den gestürzten Diktator und sieben seiner Gefolgsleute vor dem Sondertribunal in Bagdad eröffnet.

Quelle: ntv.de

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