Konsequenzen nach öffentlichem Rüffel Schäuble-Sprecher wirft hin
09.11.2010, 10:38 UhrNach der öffentlichen Bloßstellung durch seinen Chef tritt der Pressesprecher des Bundesfinanzministeriums zurück. Er genieße wohl nicht das volle Vertrauen Schäubles, schreibt Michael Offer, und bittet um "Zuweisung einer neuen Aufgabe".
Der von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) öffentlich kritisierte Pressesprecher des Ministeriums, Michael Offer, ist zurückgetreten. In einem Brief an Schäuble und die Staatssekretäre des Ministeriums schreibt Offer, nach einem "offenen Gespräch ... über die Grundlagen unserer Zusammenarbeit im besonderen Lichte der Pressekonferenz vom 4. November ist mir deutlich geworden, dass ich leider nicht Ihr volles Vertrauen bei der Ausübung meiner Funktion als Ihr Pressesprecher habe". Offer erklärt daher seinen
Rücktritt als Sprecher Schäubles und bittet "um Zuweisung einer neuen Aufgabe".
Abschließend heißt es in dem Schreiben: "Die intensive Zusammenarbeit mit Ihnen in den letzten zwölf Monaten hat mir oftmals Freude und wertvolle Erfahrungen beschert. Dafür danke ich Ihnen ausdrücklich."
Schäuble erklärte, er habe dem Wunsch Offers, ihn von seiner Funktion als Sprecher zu entbinden, "entsprochen". Den Worten eines Sprechers wird Offer weiter im Ministerium arbeiten.
Schäuble hatte seinen Sprecher in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz zur aktuellen Steuerschätzung wegen nicht rechtzeitig verteilter Unterlagen vor laufenden Kameras in ungewöhnlich scharfer Form zurechtgewiesen. Danach verließ der Minister die Pressekonferenz kurzfristig.
Kritik an öffentlicher Bloßstellung
Der rüde Umgang des Ministers mit einem engen Mitarbeiter und die öffentliche Bloßstellung hatten auch beim Koalitionspartner FDP sowie in der Opposition für Kritik gesorgt. Schäuble gestand später ein: "Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert."
Trotz des Wirbels hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel keinen Zweifel am Personalführungsstil ihres Finanzministers gelassen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte auf eine entsprechende Frage: "Diese Zweifel gibt es bei der Bundeskanzlerin jedenfalls nicht." Der Minister habe zu dem Vorgang das gesagt, was notwendig sei, so Seibert. "Es gibt keinen Grund für die Bundesregierung, das weiter zu kommentieren."
Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe stellte sich hinter den Finanzminister. "Wir sind alle Menschen, auch wenn wir Hervorragendes leisten, wie das der Finanzminister ohne Zweifel tut", sagte Gröhe nach einer Sitzung der CDU-Spitze.
Quelle: ntv.de, rts/dpa