Sorge vor Nato-Bündnisfall 2029 Scheidender Heeres-Inspekteur Mais fordert 100.000 zusätzliche Soldaten
11.09.2025, 18:32 Uhr Artikel anhören
Im Juli wurde die Ablösung von Alfons Mais (r.) bekanntgegeben, der noch im September sein Amt niederlegt.
(Foto: dpa picture alliance/Daniel Löb)
Nur mit deutlich mehr Personal könne Deutschland die künftigen Nato-Anforderungen erfüllen. Die Bundeswehr müsse "ausreichend kriegstüchtig" werden, falls Russland westliche Verbündete angreife, fordert Alfons Mais, Inspekteur des Heeres.
Das deutsche Heer benötigt für die neuen Nato-Ziele rund 100.000 zusätzliche aktive Soldaten. Dies geht aus einem Dokument des scheidenden Heeres-Inspekteurs Alfons Mais hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. In dem Schreiben skizziert er den Bedarf des Heeres und fordert eine Aufstockung um rund 45.000 aktive Soldaten bis 2029. Das ist das Jahr, in dem nach Erwartungen der Nato Russland zu einem Großangriff auf westliche Verbündete fähig sein könnte.
Um die neuen, auf einem Gipfel in Den Haag im Juni vereinbarten Nato-Ziele zu erreichen und Reserven für einen Abnutzungskrieg aufzubauen, veranschlagt Mais bis 2035 weitere 45.000 aktive Soldaten. Insgesamt benötige das Heer damit rund 100.000 zusätzliche aktive Soldaten, darunter etwa 10.000 zur Stärkung der territorialen Verteidigung. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums lehnte eine Stellungnahme ab. Dies stelle weder eine Bestätigung noch ein Dementi dar, betonte das Ministerium.
Heeres-Inspekteur Mais hatte wiederholt in teils deutlichen Worten vor russischer Bedrohung gewarnt. "Es ist zwingend erforderlich, dass das Heer bis 2029 ausreichend kriegstüchtig wird", schrieb er in einem auf den 2. September datierten Brief an den Generalinspekteur der Bundeswehr.
Pistorius plant bisher mit weniger Soldaten
Nur mit deutlich mehr Personal könne Deutschland der Nato die zugesagten Fähigkeiten bis 2035 bereitstellen. Mit dem derzeit genehmigten Personalbestand von rund 62.000 aktiven und 37.000 nicht-aktiven Soldaten sei dies jedoch unmöglich, warnte er. Anfang Juli wurde die Ablösung von Mais bekannt gegeben, der noch im September seine Aufgabe abgeben soll.
Bundesverteidigungsminister Pistorius hatte im Juni angekündigt, dass Deutschland zur Erfüllung der neuen Nato-Ziele rund 80.000 zusätzliche aktive Soldaten mehr in allen Teilstreitkräften benötige, um die künftige Stärke der Bundeswehr auf rund 260.000 zu bringen.
Quelle: ntv.de, bho/rts