Politik

Ehemaliger Reporter tot aufgefunden Scotland-Yard-Vize tritt zurück

John Yates.

John Yates.

(Foto: REUTERS)

Im Abhör- und Korruptionsskandal um das Medienimperium von Rupert Murdoch jagt ein Rücktritt den nächsten. Mit John Yates nimmt ein weiterer hochrangiger Beamter von Scotland-Yard seinen Hut. Der Reporter, der Ex-Regierungssprecher Coulson belastet hatte, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Einen Tag nach dem Rücktritt des Chefs der Londoner Polizei hat auch dessen Stellvertreter auf die Abhör- und Bestechungsaffäre reagiert und den Hut genommen. Der zweithöchste Beamte bei Scotland Yard, John Yates, gab dem wachsendem Druck nach und seinen Rücktritt bekannt.

Yates hatte 2009 entschieden, im Skandal um abgehörte Telefone bei Rupert Murdochs Blatt "News of the World" die Ermittlungen nicht wieder aufzunehmen. In der vergangenen Woche hatte er vor einem Parlamentarier-Ausschuss betont, Murdochs britisches Unternehmen News International habe nicht genug Informationen zur Verfügung gestellt. Erst im Frühjahr 2010 hatte die Polizei den Fall wieder aufgerollt.

Cameron unter Druck

Cameron verkürzt seinen Afrika-Besuch, um daheim die Wogen zu glätten.

Cameron verkürzt seinen Afrika-Besuch, um daheim die Wogen zu glätten.

(Foto: REUTERS)

Es ist die nächste Personalie in der Affäre um die inzwischen eingestellte britische Boulevardzeitung "News of the World", die sich zu einem Skandal zwischen Politik, Polizei und Medien auswächst - und auch Premierminister David Cameron beschädigen könnte. Die britische Opposition hat den Regierungschef bereits aufgefordert, sein Verhältnis zu Medienmogul Murdoch und anderen Protagonisten der Affäre offen zu legen. Cameron müsse zum Beispiel erklären, ob er mit Murdoch oder der ehemaligen Chefin der Zeitungsgruppe News International, Rebekah Brooks, bei gesellschaftlichen Ereignissen über eine Übernahme des Senders BSkyB gesprochen habe, forderte der Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei, Ed Miliband. Die Opposition wirft Cameron vor, ein zu enges Verhältnis zu Murdoch gepflegt zu haben. Der Medienmogul wollte BSkyB übernehmen, gab dieses Vorhaben aber kürzlich auf.

Miliband warf Cameron vor, durch frühere Entscheidungen im Hinblick auf Murdochs britischen Unternehmensarm News International heute "gelähmt" zu sein. Cameron hatte unter anderem den früheren Chefredakteur des Murdoch-Skandalblattes "News of the World" zu seinem Berater gemacht. Andy Coulson soll von den Abhör- und Bestechungspraktiken bei der Zeitung gewusst haben und war deshalb von der Polizei festgenommen worden.

Cameron hatte eingeräumt, es sei ein Fehler gewesen, Coulson einzustellen. Er habe aber nichts von dessen möglichen Verwicklungen in den Skandal gewusst. Der Premier soll außerdem freundschaftliche Beziehungen zu Brooks unterhalten haben.

Ehemaliger Reporter tot

Ein ehemaliger Reporter der eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" ist am Montag tot in seiner Wohnung gefunden worden. Bei dem Toten handele sich um Sean Hoare, der den früheren Regierungssprecher Andy Coulson belastet hatte, teilte die Polizei mit. Ein Verdacht auf eine Gewalttat bestehe jedoch nicht.

Hoare hatte gegenüber der "New York Times" behauptet, er sei von Coulson - damals Chefredakteur der Skandalzeitung - zum Abhören von Mailboxen angestiftet worden. Der Tod des Mannes sei bisher ungeklärt, hieß es von der Polizei in der Grafschaft Hertfordshire, wo Hoare gewohnt hatte.

Murdoch soll aussagen

Mit Spannung wartete Großbritannien nun auf das für Dienstag angesetzte Treffen von Untersuchungskomitees des Parlamentes, vor denen neben Murdoch selber auch dessen Sohn James auftreten soll. Der Vorsitzende des Komitees, John Whittingdale, kündigte an, dass vor allem die Position von News International untersucht werden solle und es nicht um einen öffentliche Vorführung des 80 Jahre alten Murdochs gehe. Die Befragung soll Licht in die Verstrickungen des Murdoch-Konzerns in illegale Recherchemethoden bringen.

Auch der zurückgetretene Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson sowie Rebekah Brooks sollen vor dem Parlament erscheinen. Brooks Teilnahme ist allerdings unklar. Sie war festgenommen und gegen Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß gelassen worden.

Murdoch sagt "Sorry"

Stephenson war in die Kritik geraten, weil er sich einen Kur-Aufenthalt teilweise hatte bezahlen lassen. PR-Chef des Kur-Unternehmens war der inzwischen festgenommene frühere Journalist der News-International-Skandalzeitung "News of the World", Neil Wallis. Scotland Yard wird zudem vorgeworfen, trotz erster Vorwürfe gegen "News of the World" im Jahr 2005 den Abhörskandal nicht aufgedeckt zu haben.

Die "News of the World" war im Zuge immer neuer Enthüllungen um das Abhören von Handy-Mailboxen tausender Menschen, darunter Verbrechensopfer und Prominente, vor einer Woche eingestellt worden. Murdoch schaltete am Wochenende große Anzeigen in der Presse, in denen er sich für den Skandal entschuldigte.

An der australischen Börse verloren die Aktien von Murdochs News Corp am Montag mehr als fünf Prozent an Wert. Bereits in der vergangenen Woche hatte sie knapp zwölf Prozent eingebüßt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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