Münchner Startbahn muss sein Seehofer ist Votum schnuppe
19.06.2012, 06:56 Uhr
Horst Seehofer sieht das mit dem Flughafen anders.
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In München haben die Menschen die Wahl: Wollen sie eine dritte Startbahn für ihren Flughafen haben oder nicht? Die Mehrheit stimmt mit Nein. Wer glaubt, dass das Projekt damit gestorben ist, hat die Rechnung ohne Bayerns Ministerpräsident Seehofer gemacht. Der bezeichnet das demokratische Votum lediglich als "Rückschlag".

In den Augen der CSU ist das Votum der Bürger eine Niederlage für SPD-Stadtoberhaupt Christian Ude.
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Die Münchner haben sich mehrheitlich gegen den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen entschieden, doch das will Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nicht auf sich sitzen lassen. "Ich bin ein überzeugter Demokrat und akzeptiere das Votum", sagte er zwar der "Süddeutschen Zeitung". Es gehe aber um ein gesamtbayerisches Anliegen, so der CSU-Mann weiter.
"Wir stellen uns jetzt nicht hin und sagen: Die dritte Startbahn ist gestorben. So einfach ist das nicht." Die Flughafen-Gesellschafter würden in den nächsten Wochen über juristische Konsequenzen beraten und prüfen, ob die Startbahn dennoch gebaut werden könne.
Eine Mehrheit der Münchner Bürger hatte sich dafür ausgesprochen, dass die Stadt als Miteigentümer der Flughafengesellschaft den Ausbau ablehnt. Seehofer nannte das Votum einen "Rückschlag" und sieht Münchens Oberbürgermeister, den Sozialdemokraten Christian Ude, als Verlierer. "Der Oberbürgermeister hat für seine Haltung in seiner Stadt und seinem Stadtrat keine eigene Mehrheit."
Ein Bayer bleibt in Bayern
Kritik übte Seehofer an der Wirtschaft, sie habe den Flughafenausbau "eher virtuell" unterstützt. "Das sage ich nicht vorwurfsvoll, sondern als Erkenntnis", sagte Seehofer. Unternehmen hätten "einmal deutlich sagen können, wie wichtig eine moderne Flughafenanbindung für das Wohlergehen von großen Konzernen ist".
In dem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" machte Seehofer zudem die Ankündigung, im Falle einer Niederlage bei der Landtagswahl 2013 auch als Oppositionspolitiker weitermachen zu wollen. "Wenn ich mich dafür entscheide, 2013 anzutreten, dann stehe ich auch für die komplette Amtszeit zur Verfügung - ob mich die Bevölkerung als Ministerpräsident will oder in der Opposition", sagte Seehofer.
Seit 1958 steht die CSU ununterbrochen an der bayerischen Regierungsspitze. Erst seit 2008 muss sie die FDP beteiligen, zuvor erreichten die Christsozialen stets die absolute Mehrheit. Als sich CDU-Mann Norbert Röttgen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai nicht darauf festlegen lassen wollte, ob er auch bei einer Niederlage nach Düsseldorf wechseln würde, gehörte Horst Seehofer zu seinen schärfsten Kritikern.
Quelle: ntv.de, jog/dpa